1.01 Schatten der Vergangenheit
Sins Of The Past
~ Besetzung ~
Lucy Lawless (Xena)Renee O'Connor (Gabrielle)
Jay Laga'aia (Draco)
Darien Takle (Cyrene)
Stephen Hall (Hector)
Linda Jones (Hecuba)
Willa O'Neill (Lila)
Geoff Snell (Herodotus)
Anton Bentley (Perdicas)
David Perrett (Gar)
Patrick Wilson (Zyklop)
Wally Green (Alter Mann)
Roydon Muir (Kastor)
Huntly Eliott (Erster Bürger)
Winston Harris (Junge)
Stab:
Story: Robert Tapert
Drehbuch: R.J. Stewart
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Jim Prior
Regie: Doug Lefler
Erstausstrahlung:
USA 04.09.1995
BRD 27.10.1996
~ Zusammenfassung ~
Xena beschließt, einen Schlussstrich unter ihr Kriegerinnendasein zu ziehen. In dem Augenblick aber, da sie ihre Rüstung und ihre Waffen vergräbt, wird sie Zeugin, wie eine Horde Bewaffneter die Frauen eines Dorfes zusammentreibt, um sie als Sklavinnen gefangen zu nehmen. Eine dieser Frauen ist Gabrielle. Xena rettet erst die Frauen, dann das ganze Dorf. Sie überredet den Kriegsherren Draco, den sie aus Kriegerinnentagen kennt und der immer noch ein Auge auf sie geworfen hat, Gabrielles Heimatdorf zu verschonen. Er willigt ein. Um Xena aber klarzumachen, dass ihre Suche nach Vergebung ein sinnloses Unterfangen ist, greift er zu einer gemeinen List. Unter Xenas Banner lässt er die Felder um ihre Heimatstadt Amphipolis verbrennen. Die Bewohner, sowieso misstrauisch und voller Ressentiments gegenüber Xena, sitzen dem Täuschungsmanöver auf und wollen sie steinigen. Als Xena sich ihrem Schicksal fast ergeben hat, taucht unvermittelt Gabrielle auf, die der Kriegerin ohne deren Wissen gefolgt ist. Ihr und ihrem schnellen Mundwerk gelingt es, Xena aus der lebensbedrohlichen Situation zu befreien. Widerwillig gestattet Xena ihr, sich ihr fürs erste anzuschließen. In einem fesselnden Showdown besiegt Xena Draco schließlich und erlangt das, was sie sich so sehnlich erhoffte: die Vergebung ihrer Mutter. Trotzdem muss sie weiterziehen: Ihre Reise hat gerade erst begonnen. Gabrielle, die immer noch hofft, sich Xena anschließen zu dürfen, hat Glück: Sie darf bei ihr bleiben.
~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~
Sins of the Past - Sünden der Vergangenheit
Häufig verwendeter Titel für Romane oder Filme, in denen die
Hauptperson ein dunkles Kapitel in ihrer Biographie hat, z.B. für
die Fernsehserie Airwolf (Staffel2, Episode 6)
Kein Disclaimer
~ Kommentar ~
Western trifft Eastern in Xena: Warrior Princess
Schon in den ersten Minuten zeigt sich, dass die Xena der Serie
deutlich komplexer ist, als die Xena aus den ersten Herkules Folgen.
Ihr Herz ist nicht befreit (wie in Unchained Heart) sondern im
Gegenteil schuldbeladen und depressiv. Herkules wird in dieser
wichtigen Episode nicht weiter erwähnt. Xena hat sich durch
Erfahrung und Selbsterkenntnis verändert. Ein schwieriger Prozess
und ein ständiges Ringen mit sich selbst. Ihr erster Auftritt
erinnert an den müde gewordenen Westernhelden wie Gregory Peck in
Der Scharfschütze (The Gunfighter 1950) oder Alan Ladd in Mein
großer Freund Shane (Shane 1953). Des Kämpfens
überdrüssig will der einsame Reiter seinen Revolver an den
Nagel hängen und fortan ein ruhiges Leben führen. Die
äußeren Umstände und die feindliche Umgebung zwingen
ihn aber zum weiterkämpfen; bis zum bitteren Ende. So kann auch
Xena ihre Waffen und ihre Vergangenheit nicht begraben. Ihr
berühmter Kampfschrei zeigt, dass sie nur im Kampf in ihrem
wirklichen Element ist. In ihrer Heimatstadt angekommen ist sie eine
Fremde und findet keine Aufnahme. Die Verführung, zur einstiger
Macht und zum Kriegerleben zurückzukehren, ist ständig
präsent und wird auch in späteren Folgen durch Ares und
andere immer wieder den Konflikt in Xena aufleben lassen. In einer
Schlüsselszene legt sie angesichts der aufgebrachten Bauern ihre
Waffen ab, was von ihrer Absicht her fast einem versuchten Selbstmord
nahe kommt. Gabrielle kommt dazwischen und rettet sie, wohl mehr vor
sich selbst als vor den Dorfbewohnern. In der Freundschaft der
unschuldigen Gabrielle bietet sich eine neue Perspektive. Der Schutz
der Blutunschuld ist ein Handlungsstrang den die Autoren bis weit in
die dritte Staffel verfolgen. Darin könnte für Xena auch die
Möglichkeit der Vergebung für ihre eigenen Sünden
liegen. So ist nicht nur der Friede der Dorfbewohner, sondern auch ihr
eigenes Seelenheil der Preis, bei dem es im Endkampf mit Draco geht.
Die Vergebungsszene durch ihre Mutter zeigt, dass dies der richtige Weg
für sie ist.
Mythologisches Umfeld, Aktion und besonders Sprachwitz und Selbstironie
sind der Herkules Serie entnommen. Die Psychologie des Revolverhelden,
der ins bürgerliche Leben möchte, ist Bestandteil zahlloser
Western, auch wenn dieses Genre heutzutage etwas in Vergessenheit
geraten ist. Selbst manche Szenen sind ähnlich inszeniert, z.B.
der Griff zum Chakram, dass genau an der Stelle hängt, wo sich
klassischerweise der Revolver befindet und das noch schneller die
Gegner umhaut als jeder Sechsschüsser. Später wird mit Animal
Attraction eine komplette Folge im Westernstil gedreht werden.
Als zweites Genre gibt es am Anfang der Serie den Einfluss des
Martial-Arts Films, des Wuxia. Zahlreiche Wuxia Filme aus Hongkong
werden in Xena zitiert. Der ambivalente Charakter Xenas ist der Lian
aus The Bride with White Hair (1993) entnommen. Als der Produzent Rob
Tapert die Idee zur Serie vorstellte, benutzte er eine Montage aus
verschiedenen Hongkong Filmen. Diese finden sich auch im Finalkampf
wieder. Zu den Kampfelementen gehören unter anderem der recht
großzügige Umgang mit der Schwerkraft und anderen
physikalischen Gesetzen. Beliebt auch die Verwendung aller
möglichen Gegenstände als Wurfgeschosse oder die
tödlichen Akupunkturtechniken. Bewegungen werden wie in den
Onomatopoien der Comics mit Geräuschen unterlegt. Das "Whoosh" des
fliegenden Chakrams hat einer bekannten Xena Webseite ihren Namen
gegeben. Auch die Einsamkeit und besonders die Opferbereitschaft des
asiatischen Schwertkämpfers finden sich wieder. Daraus kreieren
die Macher einen eigenen Stil, der sich bald von allen Vorbildern
löst und Xena zu einer populären Kultur-Ikone macht, die
selber wieder in anderen Filmen zitiert wird.
~ Bildkommentar ~
Weite Landschaft, einsamer Reiter. So fangen auch viele Western an.
Jimmy Ringo hatte in The Gunfighter (1950) ähnliche Probleme mit den Schatten seiner Vergangenheit.
Xena versucht ihre Waffen und ihre Vergangenheit zu vergraben. Doch so einfach geht das nicht. Ebenso wie der Zyklop leidet sie an einem eklatanten Mangel an alternative Beschäftigungsmöglichkeiten. So bleibt sie auch ohne Waffen und Kampfanzug die Kriegerprinzessin.
Hier freut sich Dracos Lakai Hector zu früh. Im Hintergrund steht Xena, die Kriegerin im Unterrock. Yi-Yi-Yi-Yi-Yi-Yi, der Kampfschrei ertönt und Xena ist wieder in ihrem Element. Viel Fantasie zeigen die Designer der Serie auch bei den Frisuren und Kopfbedeckungen.
Draco ist männlich markant, aber böse. Gabrielles Begleitung ist nett, aber langweilig.
Da sucht Frau doch noch etwas länger nach Alternativen.
Wäre auch bei Gehaltsverhandlungen praktisch. Xenas "The Pinch" schnürt dem Gegner das Blut ab. Gabrielle dagegen kann sich aus dem Gefängnis des Zyklopen herausreden. Mit rhetorischem Geschick kann man eben auch sein Ziel erreichen.
Noch freut sich Xena nach Hause zu kommen und ein neues Leben zu beginnen. Doch der Empfang durch die eigene Mutter Cyrene ist anfangs mehr als frostig. Sie trägt übrigens die gleichen Farben wie Gabrielle.
Die Dorfbewohner gehen gegen Xena vor. Sie versteht ihre Motive, denn wer von uns will schon eine Ex-Kriegsherrin als Nachbar.
Xena wehrt sich nicht und wird von Gabrielle "gerettet". Fragt sich nur wer eigentlich vor wem gerettet wird.
Beliebte Hongkong Aktion: Der Kampf mit Stöcken auf Stöcken.
Noch geht es bei Xena nicht ganz so heiß und blutig zu wie z.B. in Iron Monkey (1993).
Bei Xena spielt die Filmcrew bei den Massenszenen mit. Der Herr mit dem Bart ist Rob Tapert, der Produzent.
Die Hauptidee für den Kampf auf den Köpfen stammt aus dem Film Jet Li: Der Vollstrecker (Fong Sai-Yuk 1993).
Erst darf Gabrielle nur ein Stück mitreiten, doch am Ende setzen beide ihre Reise gemeinsam fort. All right, friend.
~ Trivia ~
- Die Rolle der Xena sollte ursprünglich von Vanessa Angel gespielt werden. Die erkrankte aber an einer Grippe. Da Fernsehserien einen extrem knappen Terminkalender haben, ca. 7-10 Drehtage pro Folge, suchte man Ersatz und die Wahl fiel auf Lucy Lawless. Diese war mit ihrer Familie im Urlaub und konnte nur durch eine großangelegte Suchaktion gefunden werden.
- Hercules und Xena wurden in Neuseeland gedreht. Hautsächlich aufgrund der niedrigeren Produktionskosten und der günstigeren Schauspieler. Das Problem der Besetzung bestand darin, neuseeländische Schauspieler zu finden, die einen amerikanischen Akzent sprachen. Die Vielfalt ethnischer Charaktere in Xena ist sicher auch dem Völkergemisch Neuseelands zuzuschreiben.
- Ebenfalls aus Kostengründen wurden die ersten zwei Staffeln auf 16mm Film gedreht. Deshalb ist die Bildqualität deutlich schlechter als bei den späteren Staffeln. Der Vorteil der kleineren Kamera liegt in der viel höheren Beweglichkeit. Deshalb gibt es in Xena viele Handkameraufnahmen (Steadycam), wie sie auch bei Dokumentarfilmen verwendet werden.