1.03 Gefährliche Träume

Dreamworker

~ Zusammenfassung ~

Gabrielle wird von Mystikern entführt, die sie zur Sonnenwende ihrem Gott Morpheus opfern wollen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Gabrielle jemanden tötet und so ihre "Blutunschuld" verliert. Ein Gedanke, der Xena verständlicherweise überhaupt nicht behagt: So macht sie sich mit Hilfe des Mystikers Elkton daran, Gabrielle auf einem "Traumweg" in die Festung des Morpheus zu folgen. Auf diesem Weg muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen, um Zeit und Raum sozusagen überwinden zu können und zu Gabrielle zu gelangen. Erst am Ende dieses "Traumwegs" kann ihre Seele wieder mit ihrem Körper vereint werden. Gabrielle muss zur selben Zeit einige "Prüfungen" bestehen, bei denen es ihr aber dank Xenas Ratschlägen und ihrer eigenen Klugheit gelingt, selber kein Blut zu vergießen und trotzdem zu überleben. Im letzten Augenblick gelingt es Xena, ihr eigenes dunkles Gegenbild aus der Vergangenheit zu besiegen und ihre Freundin aus den Klauen von Morpheus' Anhängern zu befreien.

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

Dreamworker - Traumarbeiter

In der Gestaltherapie lässt man in der Traumarbeit einen Patienten seinen Traum aus der Sicht der Traumobjekte schildern um dadurch neue Einsichten zu gewinnen.

Kein Disclaimer

~ Kommentar ~

Sweet dreams are made of this (Eurythmics 1983)

Diese Episode hat zwei Themen: Gabrielles Blutunschuld und Xenas Blutschuld. Im Gegensatz zu späteren Folgen hält sich das Blut ansonsten in Grenzen. Gabrielle, die Anfangs nichts lieber täte, als mit dem Schwert in der Hand zu kämpfen, lernt von Xena, dass das Töten einen verändert und mit einer Schuld belädt, die man nie wieder los wird. So wirft sie, wie Xena im Traum, das Schwert weg. Kurioserweise hat sie aber am Ende fast so viele Gegner durch austricksen und reden erlegt wie Xena. Doch wie Xena selbstironisch bemerkt, zählt dies nicht als Blutschuld im Sinne Morpheus. Bei Morpheus fragt man sich sowieso, was er eigentlich will. Erst will er eine des Tötens unschuldige Jungfrau, dann unternehmen seine Mannen alles, damit sie es doch tut und damit für Morpheus unwürdig wird. So bekommt er ja nie eine in sein Brautgemach. Aber vielleicht sollte man da nicht zuviel hineininterpretieren.
Träume eignen sich sowieso wunderbar dazu, genau das hinein zu deuten, was man gerne haben möchte. Und so deuten einige Fans auch in diese Episode viel hinein, vom beginnenden Subtext, als X+G über den Brustdolch reden, bis hin zur Theorie des Über, der angeblich in der X+G Traumszene zu finden ist. Da wir aber erst in der dritten Folge sind, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die Autoren, geschweige die Zuschauer, überhaupt wissen, was über oder unter dem Text liegt, und so wollen wir diese Aspekte in späteren Kommentaren diskutieren.
Insbesondere hat eine der eindrucksvolleren Szenen gar nichts mit den Träumereien zu tun. Als Xena einkaufen will, verzichtet sie auf ihre Utensilien und kauft von ihrem Geld einen Halfter für Elkton. Eine bemerkenswerte Geste der Hilfsbereitschaft, denn wie wir wissen, führt Xena einen eher bescheidenen Lebensstil, d.h. sie muss dafür auf einiges verzichten. Sie inszeniert auch kein Benefizkonzert um die eigene Wohltätigkeit zu feiern, noch verlangt sie eine Spendenquittung. Selbst die Dankesworte Elktons erreichen sie nicht, da sie schon längst weitergegangen ist. Während ihr Engagement bei der Rettung Gabrielles zwar lobenswert ist, aber doch zu den Erwartungen gehört die man an unsere Heldin hat, so hätte sie die Episode auch ganz ohne Gastgeschenk überstehen können. Offensichtlich beziehen sich ihre guten Eigenschaften nicht ausschließlich auf Gabrielle. Dies wird sich auch noch in späteren Episoden zeigen.
Hier begegnet sie zuerst wieder den Schatten ihrer Vergangenheit, allerdings nicht als Schatten sondern als reale Personen. In der Traumwelt bekommen ihre Opfer ein Gesicht und einen Namen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ihre Traumwelt nicht viel mit Sigmund Freud und seinen Theorien zu tun hat, die immer gerne zitiert werden. In Freud'schen Träumen manifestiert sich die unterbewusste Schuld eher in Symbolen, die interpretiert werden müssen. Wer dafür ein Beispiel sehen will sei auf Alfred Hitchcocks "Ich kämpfe um Dich (Spellbound 1945)" verwiesen. In dieser Xena Episode sind keine Symbole sondern reale Menschen zu sehen, was für eine Actionserie ungewöhnlich ist. Üblichweise wird die Sympathie für den Helden nicht durch lästige Opfer gestört und die Leichen, die der klassische Rambo-Actionheld zurücklässt, verschaffen ihm wahrscheinlich keine Alpträume.
Doch auch für Xena gibt es Hoffnung. Wenn sich die lilane Xena mit der ledernen Xena vereinigt, öffnet sich die Tür in die reale Welt zurück. Hier deutet sich die andere Bedeutung des Wortes Traum an, als Ausdruck der Hoffnung des Menschen; auch wenn sich diese Hoffnung bei vielen hauptsächlich auf das Traumauto konzentriert. Für Xena jedenfalls ist es eine schöne Überleitung zur nächsten Episode, in der die Hoffnungsträgerin Pandora auftritt.

~ Bildkommentar ~

Gabrielle will Kriegerin werden und übt schon mal Holzhacken. Xena erklärt, dass Weisheit vor den Waffen kommt und man Kämpfen besser ausweicht. Kurz darauf hält sie sich nicht an ihre eigenen Ratschläge und erhöht ihren Body Count.

Xena verzichtet auf den Konsum und spendet Elkton ein Halfter. Dabei ist er die ganze Episode nie mit einem Pferd zu sehen. Dafür hilft er Xena bei der Traumpassage. Da er halbblind ist, schaut er geradeaus und nicht dorthin wo Männer üblicherweise hingucken würden. Xena ist ausnahmsweise in guten Händen.

In der Traumwelt sieht Xena ihre Opfer wieder. Die Toten haben ein Gesicht und einen Namen. Sie akzeptiert ihre Schuld und zerbricht ihr Schwert. Gabrielle nimmt sich später ein Beispiel an ihr und wirft ebenfalls ihr Schwert weg.

Der Widder ist in der ägyptischen Mythologie ein Symbol der Fruchtbarkeit des Gottes Amun. In der Bibel ist er ein Opfertier, dass Abraham statt seinen Sohnes Isaak opfern darf. Hier ist er ein passabler Raumschmuck für dunkle Höhlen und ist ebenso beliebt als trendige Kopfbedeckung für Bösewichter.

Zwei Traumwelten treffen aufeinander. Xena in ihre dunklen Welt der Tarnnetze. Gabrielle im Brautgemach des Morpheus. Eigentlich wirkt das Bett doch recht komfortabel. Und mit dem Kleid könnte Gabrielle in jedem tschechischen Märchenfilm mitspielen. Sieht deutlich aparter aus als ihre sonstigen Farmerklamotten.

Die Zunge ist mächtiger als das Schwert. Und wenn einen attraktive Frau vorbeischaut, liegen sich die Männer gleich in den Haaren bzw. Helmen. Am Ende sind beide tot und Gabrielle hat keinen Kratzer. Das heißt fast keinen; ihre Frisur ist derart derangiert, dass dies in Damenkreisen als schwere Kriegsverletzung zu werten ist.

Betrachtet man die Dummheit, mit der Manus' Männer agieren, fragt man sich wer von ihnen Maschinenbau studiert hat. Während Gabrielle auf Rettung hofft, diskutiert Xena mit ihrem bösen Selbst erstmal Identitätsprobleme. Wie immer bis zur letzten Sekunde.

Neue revolutionäre Art der Fortbewegung. Spart Hafer und das Monatsticket. Xena träumt sich von ihrem Schlafgemach direkt an ihren Arbeitsplatz und erscheint gut gestylt und in voller Kampfmontur. Echt praktisch.

Die Metapher für eine unumkehrbare Schuld. Der Stein wühlt das Wasser auf. Wenn das Wasser sich wieder beruhigt, dann ist der See trotzdem für immer verändert. Na ja, wäre vielleicht in der heimischen Badewanne überzeugend. Bei einem See dieser Größe muss man aber verdammt viele Steine hineinwerfen ehe bleibende Schäden entstehen. Trotzdem, eine schön melancholische Schluss-Szene.

~ Trivia ~

• Dies ist die erste Folge, die von Stephen L. Sears geschrieben wurde. Er war einer der zentralen Mitarbeiter im Autorenteam von R. J. Stewart und hat besonders die Amazonen und Zentauren in die Serie gebracht. Nach der vierten Staffel wechselte das komplette Autorenteam. Sears produzierte danach die Serie "Sheena", die aber weit weniger erfolgreich war.
• Wer die Episode im Originalton anschaut, kann an einigen Stellen hören wie Lucy Lawless vom amerikanischen in ihren ursprünglichen Neuseeland-Akzent zurückfällt.
• Xenas 4 Regeln des Überlebens im Orginal:
  1. If you can run, run.
  2. If you can't run, surrender, and then run.
  3. If you're outnumbered, let them fight each other, while you run.
  4. Talk your way out of it