1.05 Doppeltes Spiel

The Path Not Taken

~ Zusammenfassung ~

Die Völker von Boeotien und Colonus sind seit Jahrhunderten miteinander verfeindet. Als sich durch die Liebe zwischen Jana, der Prinzessin von Boeotien, und Agranon, dem Prinzen von Colonus, eine Entspannung der Situation ankündigt, greifen skrupellose Waffenhändler ein, die ihre Felle davonschwimmen sehen: Sie entführen Jana und schieben die Tat Colonus in die Schuhe. So hoffen sie, die Feindschaft zwischen den beiden Völker weiter schüren zu können. Prinz Agranon gelingt es jedoch, Xena dazu zu überreden, Jana zurückzuholen. Recht widerwillig begibt diese sich in die Räuberhöhle von Trachis, an den Ort, wo sich ihre ehemaligen, ihr heute verhassten Weggefährten aufhalten. Ihr Anführer Mezentius ist ein gewissenloser Waffen- und Sklavenhändler, der die Prinzessin nach Erhalt des Lösegelds töten will. In Trachis trifft Xena auch Marcus wieder, einen Liebhaber und Freund aus früheren Tagen. Er bemerkt Xenas Veränderung zwar, begreift jedoch erst nach und nach, was sie vorhat. Marcus plagen Zweifel an seiner verbrecherischen Existenz - Xena nutzt dies, um an sein Gewissen zu appellieren und um ihm Mut zu machen, den Absprung zu wagen. Doch er weigert sich, und nachdem er begriffen hat, dass Xena die Prinzessin befreien will, liefert er die Kriegerin Mezentius' Schergen aus, nur um sich im allerletzten Augenblick vor Jana zu werfen und den Pfeil, der eigentlich für sie bestimmt war, mit dem eigenen Körper abzufangen. Marcus stirbt in Xenas Armen, glücklich, den Schritt in Richtung eines besseren Lebens getan zu haben. Xenas Chakram beendet das verbrecherische Dasein von Mezentius...

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

The Path Not Taken - Der nicht genommene Pfad

Es ist nicht klar, ob hinter dem Titel, wie sonst öfters, eine Anspielung steckt. Er könnte sich auf das Gedicht "The Road Not Taken" von Robert Frost beziehen, in dem es um die Wahl des eigenen Weges und die Unumkehrbarkeit von Entscheidungen geht.

Kein Disclaimer

~ Kommentar ~

Rat mal wer zum Essen kommt
Diese Folge beginnt mit Jana und Agranon, die offensichtlich an Romeo und Julia angelehnt sind. Von ihren verfeindeten Elternhäusern sieht man nichts, auch die beiden selbst spielen im folgende keine große Rolle mehr. Agranon rennt etwas belämmert durch die Gegend, Janas Funktion besteht im Wesentlichen daraus, verzweifelt herumzustehen und sich retten zu lassen. Damit hat sie immerhin noch eine tragendere Rolle als unsere Gabrielle, die in dieser Episode eigentlich gar nicht zu tun hat. So leidet die Folge doch unter erzählerischen Schwachpunkten; das eigentliche Thema, die Frage nach dem richtigen und falschen Weg, kommt kaum zum tragen. Myzantius wäre vielleicht ein passabler Bösewicht, wenn er den mehr von den Autoren zu tun bekommen hätte, als theatralische Gesichtsausdrücke zu machen. Im fehlt auch die Selbstironie, die Nemos in "Cradle of Hope" sehenswert gemacht hatte. Xenas Rolle wirkt unglaubwürdig: Nachdem in den vorherigen Episoden auf ihre innere Lust am Herrschen und Erobern hingewiesen wurde, spielt sie hier jemand, der nur auf Profit aus war und ist. Besser ist sie in der finalen Kampfszene, als sie nach dem tödlichen Pfeilschuss von Myzantius auf Marcus explodiert und ihn mit ihrem Chakram regelrecht exekutiert. Da spürt man ihren dunklen Killerinstinkt, der zum Grundkonflikt in ihrem Charakter gehört. Auch die Anfangssequenz in der Kneipe sehenswert, in der Xena einen aufdringlichen Burschen nach dem anderen auf die Bretter schickt, währenddessen Gabrielle vom abenteuerlichen Leben redet und nichts davon mitbekommt. Eine relativ gute Figur macht auch noch Bobby Hosea als Marcus, obwohl die Autorin dem Charakter nur wenig Gelegenheit bietet sich zu entfalten. In diesem Zusammenhang wollen wir noch die ungewöhnliche Besetzung nennen, nämlich das Xenas Liebhaber Marcus schwarz ist. In unseren tolerante Zeiten heutzutage kein Thema mehr ? Jedenfalls sind "mixed couples" auf den Fernsehschirmen eine Seltenheit. Meist sind die Lebenspartner in der gleichen Farbe gehalten. Besonders heikel, wenn hinter verschiedener ethnischer Couleur keine sonderlichen kulturellen Unterschiede zu finden sind. Am besten hat dieses Thema bisher der Filmklassiker "Rat mal, wer zum Essen kommt (Guess who's coming to dinner 1967)" dargestellt; trotz des zeitlichen Abstands ist die Schlussrede von Spencer Tracy immer noch ergreifend. Letztlich kommt es darauf an, was die beiden Liebenden füreinander empfinden. Klingt plausibel und fast banal, ist aber auch heute leider keine Selbstverständlichkeit. Sicher ist es deshalb kein Zufall, dass auch die alabasterfarbene Jana in Agranon einen Verlobten mit zumindest leichtem ethnischem Einschlag hat. Zwar kann man in den letzten Jahren "mixed couples" häufiger in Fernsehserien sehen (wie Lost, ER, Grey's Anatomy), insgesamt ist dies jedoch die Ausnahme und meist auf Nebenrollen beschränkt. Das in Xena unsere Titelheldin ihren ersten leidenschaftlicheren Kuss mit einem Afroamerikaner hat, ist in der Fernsehlandschaft eine Rarität und spricht für die Qualität der Serie. Und so ist es doch schön, dass wir Marcus noch mal sehen dürfen, ehe er in "Mortal beloved" in die elysischen Gefilde entschwindet.

~ Bildkommentar ~

Jana schaut in die Luft, Agranon ins Grüne. Die beiden unterhalten sich über das Alter. Schön wenn unsere Jugend frühzeitig an die Rentenvorsorge denkt, manchmal sollte man aber auch die Gegenwart im Auge behalten. Jana wir vom schwarzen Mann entführt.

Gabrielle redet und redet, Agranon versteht kein Wort. Im Kerker zitiert Gabrielle Paul Newman: "What we have here is a failure to communicate" aus dem Film "Der Unbeugsame (Cool Hand Luke 1967)", Agranon versteht immer noch nichts.

Myzantius läuft die ganze Folge im Bademantel rum; ob aus Lässigkeit, Vergesslichkeit oder schlechtem Geschmack bleibt offen. Jana möchte sich aus Protest erstechen und anschließend die Balustrade hinabstürzen. Ihr Publikum versteht nicht ganz was das bringen soll und nimmt's gelassen.

Dieser Mann hat früher bei den Wikingern Bastschmuck um Stäbe gewickelt. Jetzt bewacht er die Waffenkammer. Er weiß weder was ein Chakram ist, noch wie man Alarm schlägt. Xena schlägt ihn k.o. und inspiziert seelenruhig die neuesten Errungenschaften antiker Wehrtechnik.

Ja, sie küssen sich, und es geht auch ohne Subtext. Doch als Marcus erfährt, dass Xena Königskinder rettet, statt verkauft ist er beleidigt. Noch ist er auf dem falschen Pfad und Xena kann es mal wieder keinem recht machen.

Ob Mitbringsel von Morpheus oder schlichte Sparsamkeit; Xena trägt in der Wellness-Oase das gleiche Negligee wie in der Traumwelt der "Dreamworker". Myzantius möchte ins Wasser darf aber nicht; Jana will aus dem Wasser darf aber auch nicht. Gegen Xenas Autorität kommt halt keiner an.

Jana wird vom geläuterten Marcus gerettet. Beten hilft nicht mehr. Xena schickt daraufhin Myzantius vorzeitig in den Hades. Pulmoll hilft auch nicht mehr.

Traurige Szene: Marcus stirbt in den Armen der Liebsten. Dafür bekommt er eine erstklassige Feuerbestattung mit Livemusik. Denken wir daran wie schnöde unser eigenes Begräbnis aussehen wird, ist es gleich noch trauriger.

~ Trivia ~

• Das Trauerlied, das Xena bei Marcus' Begräbnis singt, hat Lucy Lawless komponiert und gesungen. Lucy wollte ursprünglich Opernsängerin werden und hat eine Gesangsausbildung angefangen, diese aber später nicht mehr weitergeführt. Das gleiche Lied singt sie auch bei der Bestattung von Gabrielles Mann Perdicas in "Return of Callisto".
• Bobby Hosea ist ein beliebter Nebendarsteller in diversen Fernsehserien und war u.a. zu sehen in: China Beach, Cold Case, CSI, JAG und Murder She Wrote.
• Die Badewanne war schon in der Verführungsszene mit Iolaus in der Herkules Episode "The Warrior Princess" zu sehen.