2.12 Die Macht des Schicksals, Teil 1
Destiny
~ Besetzung ~
Lucy Lawless (Xena)Renee O'Connor (Gabrielle)
Ebonie Smith (M'Lila)
Karl Urban (Julius Caesar)
Nathaniel Lees (Nicklio)
Grant Triplow (Brutus)
Mark Perry (Vicerius)
Grant Boucher (Telos)
Slade Leef (Sitacles)
Dan Ryan (1. Römer)
Rebecca McKinnon (Sklavin)
Rebecca Kopacka (junge Callisto)
Stab:
Story: Robert Tapert
Drehbuch: R. J. Stewart und Steven L. Sears
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Robert Tapert
Erstausstrahlung:
USA 27.01.97
DEU 11.01.98
~ Zusammenfassung ~
Xena wird bei dem Versuch, Gabrielle und eine Gruppe Gefangener aus den Klauen einer kriegerischen Horde zu befreien, lebensgefährlich verletzt. Sie bitte die Freundin, sie zum Heiler Nicklio auf dem Mount Nestos zu bringen. Gabrielle, selber schwer verletzt, macht sich mit der Freundin auf den Weg. Xena fällt in ein Delirium und versinkt in Erinnerungen an ihre erste Begegnung mit Julius Caesar, die zehn Winter zurückliegt. Nach der Befreiung von Amphipolis aus den Händen des Kriegsherren Cortese hat Xena eine Armee aufgebaut, mit deren Hilfe sie eine Art Pufferzone um ihr Heimatdorf errichtet hat. Bei einem Kampf fällt ihr der junge Julius Caesar in die Hände. Sie ist fasziniert von dem machthungrigen, magnetischen Krieger. Sie umgarnen und belauern sich gegenseitig, bis Xena ihn eines Abends verführt. Sie bietet ihm an, gemeinsame Sache zu machen, gemeinsam die Welt zu erobern. Er willigt scheinbar ein. Ebenfalls auf Xenas Schiff befindet sich die Sklavin M'Lila. Sie und Xena freunden sich an, M'Lila lehrt sie neue Kampftechniken (vor allem auch, wie sie mit Druckpunkten Gegner außer Gefecht setzen kann!). Als Xena nach einiger Zeit Caesar wiedertrifft, hofft sie auf eine Vereinigung ihrer Truppen. Doch Caesar hintergeht sie. Er entert ihr Schiff, nimmt alle gefangen und lässt sie an Kreuzen am Strand aufhängen. Xenas Beine lässt er brechen. Es ist M'Lila, die sie befreit und zu einem Freund - eben jenem Nicklio - bringt, der Xena zu heilen versucht. Doch schon nach kurzer Zeit spüren römische Soldaten sie auf. M'Lila stirbt bei dem Versuch, Xena vor einem Pfeil zu schützen, in den Armen der Kriegerin. Diese dreht daraufhin vollkommen durch, wird zur Kampfmaschine, die die Soldaten alle tötet und von nun - so sagt sie - nur noch einen Zweck in ihrem Leben sieht - anderen den Tod zu bringen. In der Gegenwart gelingt es Gabrielle mit letzter Kraft, die Hütte des Nicklio zu erreichen. Doch es ist zu spät. Xena stirbt vor ihren Augen. Während Gabrielle verzweifelt und weinend neben der Leiche kniet, begleiten wir Xena in eine Zwischenwelt: an einem Kreuz hängend hat sie eine Vision von M'Lila, die ihr sagt, dass sie nicht aufgeben darf. Wenn die Lebenden an die Toten denken, sagt sie, können die Toten das hören. Xena lauscht - und vernimmt Gabrielles Stimme, die ihr sagt, dass sie und die Welt Xena brauchen. Xena beschließt, in die Welt zurückzukehren. FORTSETZUNG FOLGT...
~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~
Destiny - Schicksal
Disclaimer
Julius Caesar was not harmed during the production of this motion picture. However, the Producers deny any responsibility for any unfortunate acts of betrayal causing some discomfort.
Julius Caesar wurde während der Produktion diese Films nicht verletzt. Jedoch lehnen die Produzenten für jeden bedauerlichen Akt des Verrats, der zu leichten Unannehmlichkeiten führen könnte, jegliche Verantwortung ab.
~ Kommentar ~
"Heil Cäsar" Werbung bei McDonalds in London
In dieser Episode tritt uns mit Julius Cäsar eine historische Persönlichkeit entgegen, die zu den Gestalten der Antike gehört, die man wohl als sehr gut erforscht bezeichnen kann. Da könnte man meinen, dass dies ein schwieriges Terrain für die Xena Macher ist, wenn sie eine Figur einführen die allen bekannt ist - oder vielleicht sollten wir besser sagen, bekannt sein sollte. Denn bei Cäsar zeigt sich eine Grunderfahrung der Informationsgesellschaft, dass ein zuwenig an Information genauso nutzlos ist wie ein zuviel an Information. Über Cäsar haben sich so viele Wissenschaftler, Künstler und Hobbyisten ausgelassen, dass kein Normalmensch mehr den Überblick hat oder unterscheiden kann, was wahr und was erdichtet ist. Und so kann jeder dem Cäsar Bild seine persönliche Note verleihen, denn bei den vielen Facetten die der Name inzwischen hat, wird schon irgendwas Wahres dran sein. So ist der Xena-Cäsar, wie in Karl Urban verkörpert, eine eigenständige Gestalt.
Über den echten Cäsar lassen wir uns an dieser Stelle nicht großartig aus, denn zur Biographie von Cäsar gibt es genug Internetseiten. Im Zusammenhang mit dieser Episode interessant ist nur die Legende von den kilikischen Piraten, die wir im Trivia Abschnitt wiedergeben. Viel interessanter ist ein Blick auf das Bild, das sich viele von Cäsar gemacht haben. Schon in der Renaissance, die bekanntlich die Antike wiederentdeckte, war Cäsar umstritten. Insbesondere die politischen Strömungen der Republikaner und Monarchisten hatten ein konträres Cäsarbild, was sich an der Interpretation der Iden des März und der Ermordung Cäsars zeigte. Für die einen war es gerechtfertigter Tyrannenmord, für die anderen ein verurteilenswerter Staatsstreich. Diese Doppeldeutigkeit zeigt sich auch in William Shakespeares Julius Cäsar (1599). Cäsar erscheint dort einerseits menschlich und als großer Geist (im wahrsten Sinne des Wortes), andererseits auch als herrschsüchtiger Tyrann, je nachdem welche Person über in spricht. Darauf kommen wir im Episodenguide für X4.21 Die Iden des März zurück, denn dort wird aus dem Theaterstück direkt zitiert.
Trotzdem verbinden die meisten von uns eher positive Assoziationen mit Cäsar, wie auch die McDonalds Werbung oben zeigt. Er gilt als genialer Feldherr, Einiger des römischen Reiches und mit seinen "gallischen Kriegen" auch als Schriftsteller, der die Lateinschüler bis heute beschäftigt. Das positive Bild haben wir nicht nur seiner geschönten Selbstdarstellung zu verdanken, sondern auch Historikern wie Theodor Mommsen, dessen wissenschaftlich bedeutsame "Römische Geschichte (1856)" Cäsar als Staatsmann und Demokratenkönig darstellt. George Bernhard Shaw lässt in seinem Drama "Cäsar und Cleopatra"(1898) einen zwar entschlossenen, aber auch milden Cäsar auftreten, der die Mordintrige Cleopatras mit den Worten kommentiert:
Und so wird bis ans Ende unserer Zeit Mord wieder Mord gebären, und immer im Namen des Rechts, der Ehre und des Friedens, bis die Götter des Blutvergießens müde sind und eine neue Menschenart hervorbringen, die Verstand hat.
Diese Einsicht klingt nun überhaupt nicht nach dem Xena-Cäsar. Eventuell haben sich die Xena Autoren doch etwas ausführlicher mit der Geschichte befasst, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Das Bild Cäsars als machtversessenem Tyrannen, der täuscht, trickst und ohne zögern über Leichen geht um seine Ziele zu erreichen, diese Bild ist neueren Datums. Erst im Nachgang der Weltkriege hat sich die Cäsarverehrung langsam gelegt und einer anderen Einschätzung Platz gemacht. Das gilt besonders für Deutschland, und es wäre interessant zu sehen wie die englische Werbung von McDonalds hier bei uns aufgenommen würde; abgesehen davon, dass die Briten in dieser Hinsicht eh einen besonderen Humor haben. In den neueren Cäsar Biographien erscheint Cäsar als besonders skrupelloser Vertreter der römischen Aristokratie, der bei seinem Raubzug durch Gallien eine einzige Spur von Tod und Verderben gezogen hat. Zahlenangaben zu den Opfern sind für diese Zeit mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet. Grobe Schätzungen gehen aber davon aus, dass in den gallischen Kriegen ca. eine Million Menschen starben, zum damaligen Zeitpunkt ca. 10% der Gesamtbevölkerung. Damit sind wir bei den Prozentzahlen schon in den Dimensionen des II. Weltkriegs. Wer nicht im Kampf gegen Cäsars Legionen starb, der verhungerte. Die Römer töteten das Vieh, zerstörten Erntefelder und holzten ganze Waldstücke ab. Cäsars Feldzüge dienten in erster Linie dazu seine maroden Finanzen aufzupolieren und seine Machtansprüche in Rom zu untermauern. Das klingt dann doch schon mehr nach dem Xena-Cäsar.
Superhelden brauchen immer Superschurken, sonst haben sie ja nicht viel zu tun und da wir schon in Episode 36 sind, wird's dringend Zeit für den Nachwuchs. Nach Callisto und Ares reiht sich nun Cäsar in die Reihe der harten Gegenspieler Xenas ein. Es gibt einige Gemeinsamkeiten von Cäsar mit Ares. Auch er versteht sich aufs Tarnen und Täuschen und wird als ein ebenbürtiger Gegner von Xena gezeigt.. Dies sieht man besonders in der typischen "Umkreise" Szene. Schon in der Folge X1.20 Starke Bande umkreisen sich Ares und Xena wie zwei Raubtiere. Hier in "Destiny" sieht man Cäsar und Xena nicht nur um sich, sondern auch gleich ums Bett herumkreisen, was den erotischen Unterton dann überdeutlich macht. Die Raubtiersymbolik wird noch durch den Tigerkopf verstärkt, den man am Anfang der Szene sieht. Wurde Xena in der Folge X1.06 Xena und der Kriegsgott von Ares "nur" in einer hilflosen Position im Kerker gefesselt, so wird sie hier als Steigerung davon gekreuzigt. Das können wir auch als zunehmende Brutalisierung der Serie wahrnehmen. Im Gegensatz zu Ares, bei dem auch immer Ironie und Witz dabei sind, gibt es in allen Cäsar Folgen so gut wie nichts zu lachen. Insgesamt werden die Bösewichte im Verlauf der Serie immer diabolischer, je mehr man von Xena dunkler Vergangenheit erfährt.
In dieser Episode soll uns gezeigt werden, wie Xena zur "Evil Xena" wurde, und auf den ersten Blick wird sie hier als Opfer des Verrats Cäsars gezeigt. Doch wir sind hier mal wieder kritisch und fragen uns, ob das wirklich als Begründung ausreicht. Vom vermeintlich Liebsten ans Kreuz genagelt zu werden, fördert sicherlich nicht ein positives Lebensgefühl. Und wer die helfende Freundin vor den eigenen Augen gemeuchelt sieht, kann durchaus an der Schönheit des Daseins zweifeln. Aber muss man sich deswegen zum "Destroyer of Nations" aufschwingen und unschuldige Bauern niedermetzeln, wie uns der Rückblick am Anfang der Episode zeigt? Hätte da nicht ein gepflegter Aufstand wie einst beim seligen Spartakus oder Boadicea gelangt? So spiegelt sich auf dem Gesicht der jungen Callisto mit ihrem "Why?" das Unverständnis vieler Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen, die leiden müssen, weil jemand den sie nicht kennen, jemand anderem den sie auch nicht kennen, aus Gründen die ihnen unbekannt sind, an den Karren gefahren ist. Da hätte sich konsequenterweise der Ärger Xenas gegen den Urheber des Elends richten sollen und nicht gegen die Bauern, die nicht mal wissen ob man Cäsar im Deutschen nun mit "ä" oder "ae" schreibt. Erschwerend für Xena kommt hinzu, dass sie an ihrem Unglück nicht ganz unschuldig ist. Schließlich hat sie sich den Typen erst an Bord und dann ins Bett geholt. Und das einer der als erstes ein höheres Lösegeld für sich selbst fordert, egomäßig schon etwas abgedriftet ist, hätte ihr eigentlich klar sein müssen. Da ist Xena ihren Eroberungsphantasien nachgehangen ohne zu berücksichtigen, dass sich diese auch gegen sie selbst richten können. Xena ist deshalb nicht nur Opfer des fiesen Cäsar, sondern auch der eigenen Überheblichkeit und ihrer beziehungstechnisch eklatanten Fehleinschätzung. Bevor sie sich der Welt als neue Xena präsentiert, wäre eine Phase der kontemplativen Selbstkritik vielleicht besser gewesen, ehe man zehn Jahre die Bevölkerung ganzer Landstriche triezt, bis einen der gutherzige Hercules auf die Idee bringt, dass das nicht unbedingt die ideale Lebenseinstellung ist. Besonders da Xena in M'Lila das edle Gegenbeispiel genau vor Augen hat. Denn so wie sich der vermeintliche Freund Cäsar zum bösen Verräter wandelt, so ist aus M'Lila aus der Gegnerin eine helfende Freundin geworden, und das obwohl Xena sie zwar nicht gekreuzigt, aber auch nicht unbedingt nett behandelt hat. Es ist also nicht alles "Destiny", sondern man hat die Wahl, und wie wir schon bei Callisto angemerkt haben, kann eine schlechte Kindheit nicht die Begründung dafür sein, anderen genau die gleiche schlechte Kindheit zu bescheren. Natürlich merken wir hier an, dass es viel cooler ist anderen eins aufs Maul zu hauen, besonders in Fernsehserien. Wer würde sich schon 134 Folge lang "Xena: die gute Seele von Amphipolis" anschauen? Na vielleicht gäb's da schon ein paar Leute, aber wir knalleharten Xena Fans wären wahrscheinlich nicht darunter.
Noch hinweisen wollen wir auf den Sado/Maso Subtext, der zwar nie so häufig diskutiert wird wie der andere, aber gerade in dieser Folge präsent ist. Ein ständiges Wechselspiel zwischen Dominanz und Unterwerfung. Erst ist Cäsar gefesselt, dann Xena, mal ist der Mann dominant, dann wieder die Frau und so geht das die ganze Zeit hin- und her. Der lustvolle Ausdruck in Xenas Gesicht, als sie am Ende der Episode den Soldaten tötet, spricht Bände.
Ebenfalls erwähnen sollten wir, dass dies eine der kostümtechnisch farbenprächtigsten Episoden ist. So viele verschiedene Kostüme hatte Xena bislang nie präsentiert; es ist die reinste Modenschau vom Haarschmuck bis zum Schuhwerk.
Insgesamt eine tolle Folge, die die Motive und Handlungsstränge der Serie deutlich weiter bringt und zu den besten der zweiten Staffel gehört.
~ Bildkommentar ~
Gabrielle, Xena und Argo machen einen Ausflug an Xenas alte Wirkungsstätte. Gabrielle meint, dass dies jetzt "a valley full of beauty and life"(ein Tal voller Schönheit und Leben) sei. Sie schaut dabei direkt auf die Ruinen eines Dorfes, dass Xena in ihrem früheren Job als Kriegerprinzessin niedergebrannt hat, Einwohner inklusive. Im Urlaub ist der Blick halt rosiger.
In dem schönen Tal wohnt auch Sonnenkind Sitacles. Damit das schöne Tal so schön bleibt hält er eine flammende Rede an seine Mitbürger, sich mehr für den Schutz der Umwelt einzusetzen. Zu Förderung der Nachhaltigkeit wird biologisches Material jetzt vollständig verwertet, die unverdaulichen Reste werden dem dualen System entsprechend getrennt. Hier ist die Knochensammelstelle. Wer der Mülltrennung nicht folgt kriegt eins mit der Keule, also genau wie bei uns.
Die Modefarbe dieser Saison ist lila, das Piratenkopftuch ist unverzichtbares Accessoire. Wir richten unser Augenmerk besonders auf das Medaillon des Mädchens, das der Designlinie griechisch-gälisch folgt. Xena wird bewusst, dass sie nur ein Kleidungsstück besitzt und da modetechnisch nicht mithalten kann. Sie ist verwirrt, passt nicht auf und bekommt einen an den Kopf.
Xena erinnert sich wie das früher so war. Aus Ermangelung einer Uhr wird in Wintern gezählt. Der Einfachheit halber ist bei Xena alles was nicht gestern war, zehn Winter her. Man trug frisches blau mit komplementärem Gold, große Pailletten waren ebenso angesagt wie ein passendes Kopfgeschmeide. Angeblich zündelt die alte Xena Dörfer nur der Verteidigung Amphipolis' wegen an. Das Geld scheint sie aber allein für sich zu behalten. Ziemlich lukrativ diese sogenannte Verteidigung, sonst könnte sie sich kaum den neuesten Fummel leisten. Schon hier fragen wie uns, ob wirklich soviel Unterschied zwischen der Vor- und der Nach-Cäsar-Xena ist.
Wir lernen Cäsar kennen. Modisch frei wie die Männer damals waren trägt er ein Röckchen. Maskulin hingegen das lederne Oberteil im griechisch-römischen Stil. Der körperbetonte Schnitt erlaubt nicht nur in der Freizeit, sonder auch im beruflichen Legionärsalltag ein elegantes Auftreten. Zur Begrüßung gibt es Salami.
Zehn Winter später gib es keine Wurst mehr, sondern nur noch schlichtes. Gabrielle muss ihre komatöse Freundin erstmal zu einem gewissen Mt. Nestus bringen. Nicht unbedingt die präziseste Ortsangabe wenn man in die Notaufnahme muss.
Wir springen wieder zurück in der Zeit und erleben den Auftritt von M'Lila (gesprochen Meleila). Wir sind in einem Piratenfilm und mit einer Klinge ein Segel hinabgleiten gehört zu jedem guten Piratenfilm, ob in der Karibik oder anderswo. Das erste Mal hat das Douglas Fairbanks sen. gezeigt, in dem 1926 entstandenen "The Black Pirate". Zwar noch stumm, dafür aber einer der ersten Farbfilme die gedreht wurden.
Modisch orientiert sich M'Lila an Obi-Wan Kenobi. Darunter ein Designer T-Shirt mit einer gälisch-griechisch-xenitischen Ornamentik. M'Lila ist zwar nicht in lila, aber wir erkennen das Medaillon des lila Mädchens aus der Anfangsszene. Diese Episode erfordert ein waches Auge für Details. M'Lila wird gespielt von Ebonie Smith, einer Afroamerikanerin dominikanischer Abstammung. Sie spielt hier eine ägyptische Sklavin, die gälisch spricht und chinesische Akupressur und Kampftechniken beherrscht. Über einen Mangel an Multi-Kulti kann man sich bei Xena nicht beklagen. Das einzige was Xena interessiert ist natürlich weder Sprache noch Design, sondern nur "The Pinch"...
...und als Betthupferl ne Nacht mit Cäsar in ihrem mondänen Schlafgemach im Kolonialstil mit Tigerkopf. Dazu trägt die verführerische Dame ein rotes Kleid mit fließendem Stoff und tiefem Dekolleté, dann klappt's auch mit dem Nachbarn. Die Gespräche beim Vorspiel hören sich allerdings wenig nach Romantik an. Cäsar meint dass: "Greatness is about achieving what seems impossible to other men." (Größe ist das zu erreichen, was für andere unmöglich scheint). Tja, lieber Cäsar, andere Länder überfallen und Leute umnieten kann jeder, aber ein gerechtes Steuersystem oder ein bezahlbares Gesundheitswesen zu organisieren ist bis jetzt noch keinem gelungen. Wie wär's mal damit? Groß ist hier allenfalls Cäsars Ego, aber da stehn die Frauen drauf und Xena steht nicht nur drauf, sondern ihm auch in nichts nach: "I love it. Pursuing the enemy, breaking down his defenses, cutting off his only path of retreat and then closing for the kill" (Ich liebe des. Den Feind zu verfolgen, seine Verteidigung niederzureißen, ihm den einzigen Rückweg abschneiden und ihn dann einzuschließen um ihn zu erlegen). Scheinbar hat Xena besondere Neigungen, da braucht sie sich über das spätere Ergebnis wenig wundern.
Cäsar meint zwar noch: "A moment won't pass - when I'm not thinking about you" (Kein Moment vergeht, an dem ich nicht an dich denken werde), aber das klang zur damaligen Zeit schon genauso unglaubwürdig wie heute. Und so endet Xena nicht nur mit gebrochenem Herz, sondern auch gebrochenen Beinen. Modisch empfiehlt sich bei Kreuzigungen übrigens ein schlichtes Braun im trendigen Büßerlook. Man will ja nicht protzen wenn man seinem Schöpfer gegenübertritt. Der hatte von den Hügeln von Golgatha nur den Blick auf eine öde Wüstenlandschaft, während Xena immerhin einen erstklassigen Seeblick genießen darf. Doch wir Touris wissen, dass selbst die beste Aussicht über eine mangelhafte Unterkunft nicht hinwegtäuschen kann.
Hilfe kommt, wie so manches Mal im Leben, aus völlig unvermuteten Ecken und von Menschen, von denen man das am wenigsten erwartet hätte. Hier naht schon Jedi-Ritterin M'Lila zur Rettung. Sie bringt Xena zu Dr. med. Nicklio, der aufgrund der verkehrsungünstigen Gebirgslage seiner Praxis zwar nicht mit dem landesüblichen Ärztesalär gesegnet ist, aber offenbar Spaß an der Arbeit hat. Er kann auch mehrfache Splitterbrüche mit ein paar Lederriemen und einem Sud aus erlesenen Kräutern heilen. Wir wundern uns inzwischen über gar keinen Heiler mehr, jedoch ist verwunderlich, dass die Römer in Rekordzeit die entlegene Praxis stürmen.
M'Lila opfert sich für ihre Freundin. An soviel Hilfsbereitschaft und freundschaftlicher Hingabe hätte sich Xena ein Beispiel nehmen sollen. Doch das Problem hatte ja auch schon Opfervorbild Tschiesus. Dessen Anhänger hatten auch nichts bessere zu tun, als eine Armee aufzustellen und ganze Volksstämme auszurotten. Man beachte die Muttersymbolik in der Xena Darstellung rechts. Sie wirkt in der Position und mit ihrem schweißbedeckten Gesicht fast wie eine Gebärende. Der Soldat zwischen ihren Beinen hängt hilflos in ihren tödlichen Armen. Das Bildmotiv ähnelt den religiösen Darstellungen der Pietà, das ist ein mittelalterliches Motiv, in der Maria den Leichnam ihres gekreuzigten Sohnes in den Armen hält. Religiöse Bildsymboliken finden sich des Öfteren in Xena Episoden, wobei man nicht immer so genau weiß, ob das beabsichtigt oder Zufall ist. Xena entscheidet sich für die dunkle Seite der Macht und verspricht Hades nun den Nachschub. Zusammen mit der Musik und den Bildwechseln zur Gegenwart mit die eindrucksvollste Szene der Episode.
Unsere religiöse Bildertour geht weiter, indem Xenas Seele, denn das soll das leuchtende Dings wahrscheinlich sein, in einer surrealen Landschaft landet, die doch ein bisschen nach Purgatorium aussieht; das ist so eine Art Vorbereitungsplatz zwischen Himmel und Hölle. Im Gegensatz zur Strandszene hat Xena ihre Lederrüstung an, was uns zeigt, dass dies die "moderne" Xena ist, die für ihre Sünden der Vergangenheit büßen muss. Die religiöse Kreuzigungs- und Engelsymbolik der in himmelblau gekleideten M'Lila wird jetzt wahrscheinlich ein jeder begriffen haben, manchmal übertreiben das die Amis in ihren Filmen etwas. Xena jedenfalls, das weiß man eigentlich schon jetzt, wird ihre Suche nach Erlösung nicht am Kreuze sondern auf Erden fortsetzen. Und die Fortsetzung kommt schon bald...
~ Trivia ~
- Ursprünglich sollte Xena schon am Ende der Episode wieder ihn ihren Körper zurückkehren. Aufgrund von Lucys Verletzung wurde das Ende geändert und die Kriegerin blieb noch etwas länger in der Zwischenwelt gefangen (Siehe Epguide X2.08 Die Schliche des Sisyphus).
- Der römische Soldat, der Xena mit dem Hammer die Beine bricht, wird (angeblich) von Dan Ryan gespielt, dem Bruder von Lucy Lawless.
- Beim Rückblick Xenas sieht man Szenen aus folgenden Episoden:
1.08 Prometheus - Wiedersehen mit Hercules
1.09 Death In Chains - Ohne Tod kein Leben
1.21 The Greater Good - Einer für Alle
1.22 Callisto - Die Furie
1.24 Is There A Doctor In The House? - Der Eid des Hippokrates
2.05 Return Of Callisto - Callistos Rückkehr - Zum historischen Hintergrund wollen wir die Legende von "Cäsar und den kilikischen Piraten" erwähnen. Die kilikischen Piraten wurden nach den Perserkriegen, ungefähr ab dem 2 Jh. v. Chr. zu einer bedeutenden Seemacht im Mittelmehrraum. Anstatt einer handvoll Typen mit Holzbein und Augenklappe, muss man sich diese "Piraten" eher als kriegerisches Seevolk vorstellen, umfasste ihre Flotte insgesamt doch über 1000 Schiffe. Cäsar gehörte zur patrizischen Familie der Julier, und für Angehörige der römischen Aristokratie war es damals üblich eine Bildungsreise zu unternehmen. Da Cäsars politische Ambitionen um 75 v.Chr. eh einen Dämpfer bekommen hatten, plante er eine Reise zur Rhetorik-Schule des Apollonius Molon auf Rhodos. Bei der Überfahrt wurde sein Schiff bei der Insel Pharmakusa (südlich von Milet) von den kilikischen Piraten gekapert. Verschiedene antike Autoren berichten nun, dass Caesar die Piraten angesichts der Lösegeldforderung von 20 Talenten auslachte und ihnen anbot 50 Talente zu zahlen (da im Xenaverse die Währungsunion herrscht, werden daraus phantasievolle Dinarsummen). Während seiner knapp 40-tägigen Gefangenschaft verfasste er Gedichte und beschimpfte die Piraten als Barbaren, wenn sie seine Geschichten nicht genügend würdigten. Außerdem verbat er sich jeglichen Lärm wenn er zu schlafen pflegte. Den Piraten versprach er, sie alle hängen zu lassen, wenn er einmal wieder frei sei. Nachdem er mit dem Geld der Provinz Asia freigekauft wurde, stellt er umgehend eine kleine Flotte auf. Er verfolgte die lokalen Piraten, versenkte einige Schiffe und nahm die Überlebenden gefangen. Die Beute behielt er für sich ein, unter anderem auch sein Lösegeld. Bei dem zuständigen Prokonsul Iunius Iuncus in Bithynien beantragte er die Hinrichtung der Gefangenen. Der aber verweigerte ihm die Hinrichtung, weil der die Piraten lieber als Sklaven verkaufen wollte. Cäsar reiste zurück und machte auf eigene Faust kurzen Prozess; er ließ alle Piraten kreuzigen. Um ihnen einen qualvollen Tod zu ersparen ließ er sie vor der Kreuzigung erdrosseln, was einige der Zeitgenossen als "Milde" interpretiert haben.
- Wie so oft bei Xena finden wir auch in dieser Episode Anspielungen auf bekannte (und weniger bekannte) Filme. Die filmische Umsetzung der Kreuzigungsszene, bei der die Kamera hinter dem Kreuz befestigt und mit aufgerichtet wird, stammt aus Scorseses "The Last Temptation of Christ (1988)", in der langen Reihe der Kreuze begegnet uns wieder mal "Spartacus (1960)" und die Idee, die Erinnerungen einer Sterbenden als "Erinnerungskugeln" herumfliegen zu lassen hatte schon Douglas Trumbull in seinem SiFi Film "Brainstorm (1983)". Die subtilste Anspielung findet sich diesmal allerdings in der Filmmusik. Filmmusikalische Zitate sind aus Copyrightgründen immer besonders schwierig, weshalb die Xena Musik auch oftmals nicht exakt das Original zitiert, die Ähnlichkeiten aber so deutlich sind, dass es erkennbar wird. Cäsar gehört zu den wenigen Figuren der Serie, die ein eigenes musikalisches Leitmotiv besitzen. Für unmusikalische Leute wie mich etwas schwierig zu beschreiben, aber es ist eine kurze Trompetensequenz aus drei Tönen, die wie ein Echo mehrfach wiederholt wird. Diese hört man auch in späteren Episoden wenn Cäsar auftritt. Diese Sequenz stammt aus der Filmmusik des Monumentalstreifens "Patton (1970)". General Patton war einer der skurrilsten Figuren der US Armee während des zweiten Weltkriegs (bei der Gelegenheit grüßen wir Andys Nachbarort Pattonville). Er war Kenner antiker Schlachten und Anhänger der Reinkarnationslehre, sah sich zuweilen als ehemaliger Soldat Karthagos, napoleonischer Marshall oder als römischer Legionär in den gallischen Kriegen von Cäsar. Da wundert es wenig, dass sich auch einige Leute für die Wiedergeburt Pattons halten, und so einen findet man im Wartezimmer von Dr. Merrill (Renee O'Connor) in der Episode X4.22 Karmische Katastrophen. Wenn Patton zum ersten Mal ins Bild kommt hört man genau das Cäsar/Patton Motiv. Zuweilen haben unsere Xena Macher doch einen ziemlich hintersinnigen Humor.
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Welche Sängerin M'Lilas Lied in dieser Episode tatsächlich singt ist unbekannt (es ist nicht Ebonie Smith). In einer etwas anderen Fassung findet sich der Song auf dem Debütalbum der Gruppe Mouth Music (1991), gesungen von Talitha Mackenzie. Es handelt sich um ein altschottisches "Pibroch" Stück, bei der die Stimme einen Dudelsack imitiert. Der Text ist eine Aufzählung von Landmarken und botanischen Besonderheiten, die Seefahrer an der Westküste von North Uist sehen können. Die kleine Insel gehört zu den Äußeren Hebriden im Nordwesten von Schottland. Zu Übersetzen ist das kaum, aber hier ist der gälische Text, die offizielle englische Übersetzung und mein Versuch wenigsten ein paar Worte zu übersetzen, auch wenn ich keine Ahnung hab, was damit gemeint ist.
Fraoch a Ronaigh
Fraoch a Rònaigh, muran a Bhàlaigh
Crois iar nan cliar, crois iar Sholais
Beinn Dubh Sholais, Aird a' Bhorrain
'S fhada bhuam Grìminis, Lìrinis, Càirinis
Heather from Ronar, sea-bent from Vallay
Western cross of the clergy, western cross of Sollas
Black mountain of Sollas, Height of Morran
Far from me are Grimmish, Lirinis, Cairnish
Das Heidekraut von Ronar, das Straußgras aus Vallay
Das westliche Kreuz des Clergy, das westliche Kreuz von Sollas
Die schwarzen Berge von Sollas, die Gipfel von Morran
Weit entfernt von mir sind Grimmish, Lirinis, Cairnish. -
Der Caesar Salad geht nicht direkt auf Julius Cäsar zurück, eher auf die Popularität seines Titels als Vornamen. Er wird Caesar Cardini zugeschrieben, der das Rezept ca.1924 in seinem Restaurant Caesar's Place im mexikanischen Tijuana erfunden haben soll. Die mexikanische Grenzstadt war Aufgrund der damaligen Prohibition (Alkoholverbot in den USA) bei den trinkfreudigen Amerikanern sehr beliebt. An einem sehr belebten Wochenende gingen Cardini langsam die Zutaten aus und er kreierte aus den Resten die noch vorhanden waren den Caesar Salad. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist aber umstritten.
Rezept für den Caesar Salad:Zutaten:
3 Knoblauchzehen
120 ml Olivenöl
4 Sch Toastbrot
1 gr Kopf Eisbergsalat
4 EL Zitronensaft
1 Pr Salz
1 TL Worcestershiresauce
50 g Parmesan
Zubereitung:
Knoblauchzehen in 60 ml Öl zerdrücken und in der Pfanne erhitzen. Inzwischen das Toastbrot ohne Rinde würfeln, dann bei milder Hitze im Knoblauchöl rundherum goldbraun rösten. Den Salat putzen, waschen, trockenschleudern. Die Blätter grob zerzupfen, und auf Tellern oder in einer Schüssel anrichten. Für die Sauce erst Zitronensaft mit Salz, Worcestershiresauce und restlichem Olivenöl verrühren. Beim Anrichten die Sauce über den Salat gießen, durchheben, mit Croutons servieren (www.kochmeister.com).
Anhang: Die vielen Gesichter des Julius Cäsar
Julius Cäsar tritt in vielen Variationen auf und unser Xena-Cäsar ist nur eine davon. Um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich Cäsar dargestellt und auch charakterisiert wird, gibt es hier eine Auswahl von Cäsar Bildern.
Von Cäsar gibt es zahlreiche Büsten, die aber fast alle nach seinem Tod gefertigt wurden. Sie lassen sich in den meisten Fällen auf zwei Grundtypen der Darstellung zurückführen, den Tusculum-Aglie (links) und den Camposanto-Chiaramonti (rechts), benannt nach den Fundorten bzw. Museen. Der Tusculum Cäsar ist wahrscheinlich noch zu Lebzeiten entstanden und zeigt als wesentliches Merkmal das schüttere Haar. Der Chiaramonti entstand etwas später, als die römische Portraitskulptur schon stark der Idealisierung diente. Da das männliche Haupthaar eine äußerst heikle Angelegenheit ist, folgen die meisten Portraits natürlich dem Chiaramonti. Und auch bei Karl Urban sehen wir den Cäsarhaarschnitt, aber da ist Cäsar auch noch jung, während der ältere Cäsar so einen Haarschnitt mangels geeigneten Materials wahrscheinlich nie gehabt hat.
In der Malerei gibt es zahlreiche Cäsardarstellungen. Als Beispiel zeigen wir das Portrait von Peter-Paul Rubens aus dem 17. Jh., auf dem sich Cäsar der Eroberer staatsmännisch zeigt. Es gibt einige Darstellungen Cäsars als Senatsmitglied, in denen wohl auch die Bewunderung für die Antike mitschwingt. Interessant das Bild von Adolphe Yvon von 1875. Cäsar hat die Weltkugel in der Hand, Symbol der Weltherrschaft. Sein Pferd trampelt gerade eine Frau nieder, vielleicht Symbol der Freiheit, vielleicht stand die Arme aber auch nur zufällig im Weg, sowas weiß man bei den Kunstallegorien als Laie eh nie so genau. Ob Freiheit oder Passantin, das könnte doch auch unser Xena-Cäsar sein. Da Adolphe Yvon bekannt war für seine Schlachtengemälde über die napoleonischen Kriege, und die Franzonen ihren Napoleon bekanntlich vergöttern, ist aber nicht ausgeschlossen, dass er in seiner Symbolsprache das Frauentrampeln toll fand. Man sieht dass Cäsar auf einem Tigerfell sitzt. Ob sich die Xena Designer daher die Inspiration für den Tigerkopf geholt haben? Na, wer weiß das schon?
Es gibt vergleichsweise wenige Filme die Cäsars Namen im Titel tragen, meist ist er in einem Cleopatra oder allgemeinen Römerfilm zu sehen. Am häufigsten gibt es Verfilmungen von Shakespeares Julius Caesar, obwohl dort Cäsar eigentlich gar nicht die Hauptrolle spielt, sondern sich das Stück auf die Konfrontation zwischen Brutus und Antonius konzentriert. Im linken Bild sehen wir Joseph L. Mankiewicz' werkgetreue Verfilmung von 1953, in der Louis Calhern den Cäsar darstellt. Hier steht er neben seiner eigenen Büste. Nicht nach Shakespeare, sondern nach der angeblichen Lebensgeschichte wurde der TV Mehrteiler Julius Cäsar (2002) gestaltet, in der Jeremy Sisto in dieser Szene gerade den Rubikon überschreitet. Nach dem was man in kritischen Cäsar Büchern lesen kann, ist die Darstellung der drei Stunden Schmonzette vielleicht nicht als idealisierend, aber doch als geschönt zu bezeichnen.
Geschrieben wird über Cäsar nicht nur in der akademischen Wissenschaft, sondern auch fürs breite Publikum in der eher unterhaltenden Literatur. Und was ist unterhaltender als Cäsar und die Frauen. Wo's um Sex und Weiber geht, finden sich immer Leser. Historisch gibt sich Colleen McCullough in ihrer "Masters of Rome" Reihe, einem monumentalen Werk über die letzten Jahre der römischen Republik, von dem bislang 7 Bände erschienen sind. Rob Tapert gesteht in dem DVD Kommentar zur Episode, dass er von McCullough beeinflusst wurde und erwähnt den ersten Band "The First Man in Rome" (1990). Leider scheint da Herr Tapert sich nicht mehr genau zu erinnern, denn im ersten Band geht es um Gaius Marius. Cäsar taucht erst im dritten Band "Fortune's Favourites" (1993) auf. Ich hab mir, zu Ehren der Episode, den vierten Band "Caesar's Women" (1996) zu Gemüte geführt. Na ja, sagen wir ansatzweise. Die Romane glänzen durch eine Vielzahl historischer Details, inklusiver detaillierter Karten, selbst die Personenbeschreibungen sind nach dem Aussehen antiker Büsten gestaltet. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine Art römische Soap Opera, ähnlich GZSZ oder Marienhof handelt, angereichert mit ein paar soften Sexszenen. Nach 200 Seiten hab ich mir die restlichen 800 gespart.
Auch William Marston, den wir im letzten Episodenguide als Schöpfer von Wonder Woman kennengelernt haben, hat in den 30er Jahren ein Buch über Cäsar geschrieben. Das Buch gibt es nicht mehr, aber zuverlässigen Quellen zufolge hat sich Marston erst gar keine Mühe mit den historischen Details gemacht, sondern sich gleich auf die Weiber konzentriert. Wiederaufgelegt wurde das Buch in den Fünfzigern, zum damaligen Cäsar Film. Der Buchumschlag sagt schon alles, nämlich alles was Mann sich wünscht. Frauen im Bett und zu Füßen und im Hintergrund Orgien. Muss ein Cäsar, der so was zu Hause hat unbedingt Jahrzehnte im Feldzelt nächtigen und andere Länder überfallen? Na vielleicht ist mit Herrn Marston da doch die eigene Phantasie durchgegangen. Wie überhaupt bei den meisten sogenannten historischen Romane, ob nun mit Frauen oder ohne.
Richtig berühmt ist man erst, wenn der Name nicht nur in einem verstaubten Geschichtsbuch steht, sondern beständiger Teil der Alltagskultur geworden ist. Und Cäsars Name strahlt bis in die heutige Zeit, auch wenn der Name kaum noch was mit der historischen Figur zu tun hat. Diese Cäsar Statue steht am Eingang von Caesar's Palace in Las Vegas. Das Luxushotel enthält mehr Nachbildungen antiker Statuen als die meisten Museen, und in dem vermeintlich antiken Ambiente kann der Gast sich sonnen, baden und natürlich dem Glücksspiel hingeben.
In Deutschland so gut wie unbekannt, ist dies hier rechts das Logo eines der größten Pizza-Lieferdienste der USA: Little Caesars. Hier ist die Cäsar Figur graphisch reduziert auf eine Knollennase, eine Toga und den obligaten Lorbeerkranz. Der einstige brutale Herrscher eines Weltreichs ist zur Werbefigur geworden und damit unsterblicher für uns, als es all die kunstvollen Büsten geschafft hätten. Das Doppelwort pizza!pizza! bezieht sich übrigens auf das Angebot, zwei Pizzas für den Preis von einer zu bekommen. So großzügig wäre der echte Cäsar wahrscheinlich nie gewesen.