2.13 Auf der Suche nach dem Leben, Teil 2
The Quest
~ Besetzung ~
Lucy Lawless (Xena)Renee O'Connor (Gabrielle)
Bruce Campbell (Autolycus/Xena)
Melinda Clarke (Velasca)
Danielle Cormack (Ephiny)
Michael Hurst (Iolaus)
Jodie Dorday (Solari)
Alexander Tant (Xenan)
Kirstie O'Sullivan (Frau)
Christian Hodge (Mann)
David Fitchew (Verkäufer)
Michael Dwyer (1. Schläger)
Stab:
Story: Chris Manheim, Steven L. Sears, and R. J. Stewart
Drehbuch: Steven L. Sears
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Jim Prior
Regie: Michael Levine
Erstausstrahlung:
USA 03.02.97
DEU 18.01.98
~ Zusammenfassung ~
Nach Xenas Tod wird Gabrielle von Alpträumen und Verlustschmerz geplagt. Sie befindet sich auf dem Weg nach Amphipolis, um Xenas letzten Wunsch zu erfüllen: Die Kriegerin soll neben ihrem Bruder Lyceus beigesetzt werden. Als Gabrielle Ephiny und den Amazonen begegnet, lässt sie sich überreden, mit ins Amazonendorf zu kommen - Königin Melosa ist tot, im Zweikampf getötet von Velasca, die Anspruch auf den Thron erhebt. Doch Ephiny, die Velascas Vorstellungen einer kriegerischen Amazonennation kritisch gegenübersteht, lässt Gabrielle wissen, dass diese ihrerseits ihren rechtmäßigen Anspruch geltend machen soll. Gabrielle erbittet Bedenkzeit, folgt aber Ephinys Einladung. Xenas Seele schlüpft derweil in den Körper von Autolycus. Er stiehlt für sie den Dolch des Helios, der in Xenas Plan, ins Leben zurückzukehren, eine entscheidende Rolle spielen wird. Autolycus ist wenig begeistert davon, seinen Körper mit der Kriegerprinzessin zu teilen, da er aber - wie wir wissen - ein Herz aus Gold hat, willigt er ein, ihr zu helfen. Er soll Xenas Körper aus dem Amazonendorf entführen, in die Ambrosiahalle bringen und Xenas Seele dort mit Hilfe der "Speise der Götter" in ihren Körper zurückführen. Leider wird er bei der "Entführung" erwischt. Eine wütende Gabrielle, die vermutet, er wolle mit Xenas Leiche einen schnellen Dinar machen, glaubt ihm kein Wort und lässt ihn ins Gefängnis werfen. Gabrielle, trotz Velascas wenig verhüllter Drohungen mittlerweile zur neuen Amazonenkönigin gekrönt, beschließt, Xenas Körper in einem Amazonenritual verbrennen zu lassen. Autolycus/Xena kann dies im letzten Augenblick verhindern. Autolycus entführt den Sarkophag vom Scheiterhaufen - Gabrielle erkennt an seinen Bewegungen, dass Xenas Seele tatsächlich in ihm stecken muss, und schließt sich ihm an. Dies nutzt Velasca, um die Amazonen gegen Gabrielle und eine Handvoll Getreuer aufzubringen. Derweil erscheint Xena der Freundin in einer Art Traumwelt, lässt sie wissen, dass ihr nicht viel Zeit bleibt und sie schnellstens Ambrosia braucht. In der Ambrosiahalle werden Gabrielle und Auto aber von Velasca gefangengenommen. Doch die frischgebackene Amazonenkönigin gibt nicht auf und es gelingt ihr - nachdem Xena in IHREN Körper gefahren ist - Velasca, die das Ambrosia bereits in den Händen hält, in einem packenden Zweikampf zu besiegen. Mit einem Bröckchen Ambrosia, das sich in ihrem Dekolleté verfangen hat, eilt Gabrielle zu Xenas Sarkophag, legt der Freundin die "Götterspeise" in den Mund - und hat sie wieder! Xena erwacht zum Leben. Doch ganz perfekt ist dieses Happy End nicht - ein kurzer Schnitt lässt uns wissen, dass auch Velasca noch lebt!
~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~
The Quest - Die Suche (im Sinne von Erstreben)
Der Ausdruck "The Quest" kommt aus dem Mittelenglischen (d.h. das Englisch des 12. - 15. Jhd.) und bezeichnet in der mittelalterlichen Literatur eine Rittergeschichte, die eine abenteuerliche Reise enthält, z.B. The quest for the Holy Grail (Die Suche nach dem heiligen Gral).
Disclaimer
Xena's body was not harmed during the production of this motion picture. However, it took weeks for Autolycus to get his swagger back.
Xenas Körper wurde während der Produktion dieses Films nicht verletzt. Jedoch brauchte Autolycus Wochen um seinen stolzierenden Gang wieder zu erlangen.
Der Ausdruck "swagger" bezeichnet zum einen ein selbstbewusstes, etwas prahlerisches Auftreten. Zum anderen ist damit eine wiegende, stolzierende Art zu Gehen gemeint. Hier als Wortspiel, da Autolycus mit Xena im Körper anfangs größere Koordinationsprobleme hatte.
~ Kommentar ~
Die mit dem Sarg ist da
Diese Episode müssen wir, wie schon in X2.08 Die Schliche des Sisyphus angesprochen, vor dem Hintergrund von Lucy Lawless' Unfall betrachten. Xena taucht deshalb nur kurz in wenigen statischen Einstellungen auf, meist ist sie nur akustisch durch ihre Stimme präsent. Die Autoren waren gezwungen zu improvisieren. Dadurch erklärt sich auch, dass die Episode relativ uneinheitlich ist und ein Kuddelmuddel an Handlungssträngen enthält, die nur notdürftig zusammengehalten werden. Unter den verschiedenen Handlungen wären Gabrielles Sargreise, Gabrielles Trauertrauma, Xenas Seelenwanderung, der Kampf um Xenas Wiederbelebung, Autolycus' Diebestouren, die Führungskrise der Amazonen und Velascas Wunsch ein Gott zu werden. Eigentlich könnte man aus einem dieser Themen schon eine Episode machen. Besonders in der ersten Hälfte springt die Handlung mal zum einem und dann zum anderem Thema, ehe sich das Ganze langsam auf die Ambrosia/Wiederbelebungsthematik einläuft.
Ebenfalls zeigen sich in der ersten Hälfte der Episode offensichtliche Füllszenen. So haben wir einen reichlich belanglosen Kurzauftritt von Iolaus. Er ist in der Gegend der Einzige, der noch nicht weiß dass Xena tot ist. Ansonsten hat sich das bereits von den Amazonen bis zu den Straßenräubern herumgesprochen. Er taucht kurz auf, drückt sein Beileid aus und verschwindet gleich wieder um das alles Hercules zu erzählen. Die arme Gabrielle lässt er alleine mit einem zentnerschweren Sarg zurück, was wir als äußerst unhöflich bezeichnen müssen. Wenigstens bis Amphipolis hätte er ein wenig ziehen helfen können. Da kann man förmlich den Regisseur sagen hören: "Hallo Michael. Leider ist die Lucy vom Pferd gefallen, also lauf mal ins Bild und sag irgendwas damit wir den Film voll kriegen."
Auch die Liste der YAXIs (Yet Another Xena Inconsistency) ist in dieser und der nächsten Episode länger als sonst üblich. So fragt man sich, ob Iolaus' Glaubwürdigkeit nicht leidet, wenn er einen Episode lang allen erzählt, dass Xena tot ist und sich am Ende herausstellt, dass dem nun doch nicht so ist. Wie das mit der Seelenwanderung angefangen hat ist genau so rätselhaft, wie die interessante Frage, wer denn auf Mt. Nessus so kunstvolle Särge anfertigt. Überhaupt der Sarg, den Gabrielle verstecken will indem sie das schwere Ding einen Fluss hinabschwimmen lässt und den Ephiny dann geschwind mal unterm Arm in die Tiefen des Ambrosiakellers bringt. Es gibt noch mehr Ungereimtheiten, am schmerzlichsten vielleicht die Vorgeschichte von Velasca und Melosa, bei der man das Gefühl hat, man hätte eine Amazonenepisode verpasst. Schade dass die Autoren nicht auch diese Amazonenfolge gedreht haben um Lucy Lawless mehr Zeit zur Genesung zu geben.
Angesichts dieser Lücken in der Geschichte ist es verwunderlich, dass die Episode überhaupt so hohe Wertungen bei den Fans erhält. Offenbar ist es den kreativen Autoren gelungen, aus dem Handlungsmischmasch eine Story zu kreieren, die dann doch gut in die Serie passt. Dafür vermuten wir mehrere Gründe. Xena ist eine "schnelle" Show, d.h. das Tempo und die Schnittfolge sind erheblich höher als bei anderen Serien (siehe Trivia). Den Xena-Machern hilft dieses Tempo über einige Ungereimtheiten hinweg zu galoppieren, ohne dass der Zuschauer dies bei der Fülle an Action merkt. Zusammengekittet wird das Ganze von dem xenatypischen Humor und der Selbstironie. Herausragend wie immer Bruce Campbells "One-Liner", wie z.B. "I'm not just leering at scantily-clad women" (Ich schiele nicht nur nach spärlich bekleideten Frauen), "Would you calm down? There's barely enough room up here for my paranoia" (Würdest du dich beruhigen. Hier gibt es kaum genug Platz für meine Paranoia" oder der beste Spruch der Episode: "I paid for an hour" (Ich hab für einen Stunde bezahlt). Neben den Sprüchen gibt es natürlich auch die Situationskomik. Besonders erwähnen wir Autolycus im Amazonenkostüm. Dass er mit dieser männlichen Brustbehaarung nicht aufgefallen ist - ein Wunder. Es ist gerade dieser Humor, der es den Autoren erlaubt ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und auch Episoden zusammenzuschreiben, die in dieser Form in anderen Serien nicht funktionieren würden. Das merkt man auch im Vergleich zur nächsten Episode X2.14 Die Rachegöttin, Teil 3, der dieser Humor fehlt und die auch nicht ganz so geschlossen rüberkommt.
Als weiteren Pluspunkt kann die Folge für sich verzeichnen, dass mit Autolycus und den Amazonen zwei der beliebtesten Gaststars mit an Bord sind. Besonders die männlichen Zuschauer machen sich wahrscheinlich mehr Gedanken um das schicke Lederröckchen Ephinys als um Feinheiten des Drehbuchs. Und Bruce Campbell ist immer für eine ganze Folge gut.
Eine weitere Entwicklung sehen wir bei Gabrielle. Für ihre Fans präsentiert sich Gabby als vollwertiger Xena Ersatz. Schon mit den Straßenräubern hat sie keine Probleme, Velascas Herausforderung nimmt sie auch an, und in dem spektakulären "Grube und Seil" Kampf könnte man sich schon vorstellen, dass sie das vielleicht auch ohne Xenas inneren Geist geschafft hätte. Für die Subtextfans gibt es die Szene der Episode schlechthin, im Fanjargon auch "The Kiss" genannt. Wenn irgendwo ein Sub im Text zu sehen ist, neigen einige Fans dazu über den Rest der Geschichte einfach hinwegzusehen. Das haben wir schon in unserem Kommentar zu X2.10 Die Xena Schriftrollen angemerkt. Es soll auch Leute geben, die ihren Videoplayer in Einzelbildschaltung betreiben, nur um herauszufinden wohin nun genau geküsst wurde. Damit ihr euch die Mühe nicht machen müsst sei verraten, die Lippen der beiden Frauen berühren sich nicht! Trotz des Kusses vermuten wir, dass zu diesem Zeitpunkt der Serie eine generelle lesbische Implikation nicht gegeben ist. Wer will kann das natürlich gern auch anders sehen. Hier handelt es sich von der Intention eher um den schlüpfrigen Humor, der sich durch eine Episode zieht, die vor Zweideutigkeiten förmlich überquillt. Besonders erwähnen wir hier die Domina-Szene und die BH-Szene. Um die sexuelle Ausstrahlungskraft der Amazonen werden sowieso zahlreiche Witze gemacht. Die Domina Szene mit Velasca und ihrem "Hündchen" Autolycus ist wahrscheinlich jedem offensichtlich, auch ohne Bruce Campbells Kommentar. Die BH Szene ist von ihrem Ablauf her den Ritualen amerikanischer Stripteasebars nachempfunden, bei denen die Männer den Damen Dollarnoten in den Ausschnitt stecken und ihnen beim Entkleiden behilflich sind. Da es in den Bars beim Gucken bleibt, konnte sich diese Unterhaltungsvariante bei uns nicht auf so breiter Front durchsetzen, jedenfalls nicht so wie im eher prüden Amerika. Die Parodie mit der grimmig blickenden Amazone ist überdeutlich, verstärkt noch durch die Hongkong-Film typische Geräusche, ähnlich den Comic-Onomatopöien, die in dieser Folge bei fast jedem Kopfdrehen zu hören sind. In diese Art anzüglicher Witze reiht sich dann folgerichtig auch der Kuss ein, noch mal getoppt durch Autolycus Bemerkung "I'm here for you both" (Ich bin für euch beide da), was wohl, so lehrt ein Gang durch unsere Videotheken, einer gängigen, vorwiegend männlichen Wunschvorstellung entspricht.
Trotzdem kann man in dem Kuss auch mehr als nur einen Witz sehen. Von den vielen Handlungssträngen die wir am Anfang erwähnt haben, gehört der Kuss zum "Gabrielle trauert" Thema. Am Anfang macht Gabrielle Xena regelrecht Vorwürfe, dass sie sie verlassen hat. Etwas merkwürdig, denn Xena ist ja nicht mit einem Anderen bzw. einer Anderen abgehauen, sondern heldenhaft verstorben. Jemand dafür zu tadeln erscheint eher selbstsüchtig als freundschaftlich. Außerdem zeigt sich Gabrielle schon am Anfang der Episode den Gefahren der Straße gut gewachsen. Braucht sie denn noch Xena? Das führt auf einer interessanten Entwicklung: Je mehr Gabrielle physisch wächst und kampftechnisch an Xena herankommt, desto abhängiger wird sie emotional von ihr. Wir werden dies in einer späteren Episode diskutieren, da gerade diese Beziehungsaspekt im Verlauf der Serie immer stärker wird.
Wie so oft haben sich die Autoren von einigen Filmen inspirieren lassen. In den achtziger Jahren gab es zahlreiche "Body Switch" (Körpertausch) Filme, die im Nachgang von "Freaky Friday (1976)" entstanden sind. Dort wechselten Mutter und Tochter (Jodie Foster in ganz jungen Jahren) die Körper. In "Switch (1991)" war der Geist des Mannes in einer Frau (Ellen Barkin) und in "All of Me (1984)" die Frau im Mann (Steve Martin). Besonders den letzten Film scheint Bruce Campbell auf jeden Fall gesehen zu haben, denn die Inspiration von Steve Martins Koordinationsproblemen mit dem weiblichen Teil in ihm ist unverkennbar. Erfahrung hatte Bruce Campbell damit schon, denn auch in den "Evil Dead" Filmen war er mehrfach besessen, wenn auch nicht von einer Frau. Die Xena/Autolycus/Gabby Kussszene lässt Szenekenner sofort an "Ghost (1990)" denken. Dort übernahm der tote Sam (Patrick Swayze) kurzzeitig den Körper von Oda (Whoopi Goldberg) um seine Geliebte Molly (Demi Moore) noch einmal in die Arme zu schließen. Dort sind beide Frauen aber kusstechnisch in sicherem Abstand gehalten, um falsche Vorstellungen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Im oben erwähnten Film "Switch" hingegen wurde ausgiebig mit den homosexuellen Folgen solch eines Körpertauschs gespielt. Dort schläft der "Mann in der Frau" in trunkenem Zustand mit seinem besten Freund und bekommt dann noch ein Kind! Man stelle sich mal vor: Gabrielle würde mit der Xena in Autolycus ... - und dann noch ein Kind! Was hätte das für Schockwellen in der Fangemeinde gegeben. Und da wird hier über ein harmloses Küsschen diskutiert.
Insgesamt also eine Episode, in der durch Witz und Tempo Handlungslöcher, die sich aus der unerwarteten Abwesenheit der Hauptdarstellerin ergaben, elegant kaschiert wurden. Das ist schon eine beachtenswerte Leistung der Autoren.
~ Bildkommentar ~
Schon der selige Django zog immer einen Sarg hinter sich her. Gabrielle demonstriert, dass sie nicht nur ein Bestattungsunternehmen leiten könnten, sondern die ganze Sicherheitsabteilung mit dazu. Django wäre Stolz auf sie.
Iolaus findet das ebenfalls beeindruckend und beschließt kurz Hallo zu sagen. Er küsst Gabrielle auf die Wange und haut dann gleich wieder ab, da es doch schöner ist Hercules zu küssen.
Seit der Episode "Die Amazonenprinzessin" ist schon wieder ein Jahr vergangen und die Fasnachtszeit nähert sich wieder. Ob Särge auch bei Rosenmontagszügen mitgenommen werden dürfen muss erst noch ausdiskutiert werden. Wenig zu diskutieren gibt es mit Velasca. Sie macht klar wer hier die Hosen bzw. das Röckchen bzw. die Maske an hat.
Autolycus ist nicht der Erste, der Koordinationsprobleme mit der Frau in sich hat. Zehn Jahre vorher hatte das gleiche Problem Roger Cobb (Steve Martin) in dem Film "Solo für 2 (1984)". Ebenfalls erschreckt waren beide...
...über ihr weibliches Spiegelbild. Lily Tomlin spielte damals die Frau im Manne. Wir empfehlen den Film ausdrücklich, weil es nur im Original die "Toiletten" Szene gibt, die Autolycus mit seinem "Nature's calling" bei Xena kurz andeutet.
Ist dieser "lange Stab" nun auch ein Subtext? Wünscht sich Gabrielle vielleicht...? Oder ist das nur naive Amazonenkunst zur meditativen Bewältigung von Trauergefühlen? Wir wissen es nicht.
Wissen tun wir aber, dass Ephiny den Innovationspreis der Bestattungsindustrie bekommt für den Vorschlag, statt Särgen mit Leichen doch besser Urnen mit Asche durch die Gegend zu tragen. Spart Reiseszeit, Geld für teure Behältnisse und die Heizkosten lassen sich bei Restwärmenutzung auch senken.
Eine Amazonenfolge sollte immer einen Amazonentanz enthalten, sonst fehlt was. Die Mädels werden von Folge zu Folge schnuckeliger.
Modisch mutig zeigt sich Autolycus im Amazonen Zweiteiler. Ob männliche Brust- bzw. Bauchbehaarung als schnuckelig gilt, müssen die weiblichen Zuschauer entsprechend ihren persönlichen Präferenzen entscheiden.
Der monarchistische Frauenfitnessclub, auch Amazon Nation genannt, streitet sich wer nun das königliche Geburtsrecht besitzt und schmeißen gleich noch Messer durch die Gegend. Waren solche testosterongeprägten Machtkämpfe nicht einmal typisch männlich? Frauensache allerdings sind modische Details und bekleidungstechnische Feinheiten. Und wenn wir uns Gabrielles Bikinikombination genauer anschauen: Hmm, also dieses Muster da sieht doch ein bisschen aus wie bei der, die jetzt im Sarg liegt. Kaum kalt die Freundin und schon das Design geklaut. In der Mode kennen die Frauen halt kein Pardon.
Trotz kurzzeitiger politischer Lähmung sprüht der Innovationsgeist der Amazonen. Besonders im Freizeitbereich. Die neue Funsportart Sarg-Surfen ist der Sommerhit. Wer sich dabei das Genick bricht, hat das passende Behältnis gleich dabei. Das wäre doch was für unsere Skipisten.
Bei soviel Mut zum Risiko wagen die Amazonen den Schritt von der Monarchie zur Demokratie. Es wird gewählt und Ephiny unterliegt. Diese Erfahrung musste schon mancher Politiker machen. Die Leute wählen nicht immer den, den man gerne möchte. Vielleicht hätte Ephiny ihr Programm doch etwas überzeugender rüberbringen sollen. Zu ihrem Glück sind die Legislaturperioden bei den Amazonen außerordentlich kurz, da hat noch keine eine komplette Episode überlebt. Und nach der Wahl ist vor der Wahl in der Demokratie.
Da ist er, der berühmte Kuss. Filmkenner erinnern sich an die geisterhafte Kusszene aus "Ghost (1990)". Beziehungsgeschädigte erinnern sich, dass der, den man am Anfang küsst, nicht immer der bleibt, den man am Ende noch mal küssen würde.
Zählen wir Iolaus mit, dann wurde Gabrielle in dieser Episode immerhin von zwei Männern geküsst. Als nur ein 1/3 Subtext. Oder ist da doch mehr?
Auf jeden Fall beschließen Gabrielle und Autolycus nach dieser Begegnung zusammen in den Urlaub zu fahren. Dabei zeigen sich erste Unterschiede in den Vorlieben. Sie mag mehr die Täler, er begeistert sich für die Berge. Das kann so nichts werden.
Nichts wird es auch vorerst mit der Götterspeise. Süßigkeiten sollte man vor Kinderhänden in Sicherheit bringen, sonst stopfen sich die Blagen die ganze Packung rein und reihern die Bude voll. Das wissen auch die Götter. Trotzdem ist es vielleicht ein wenig übervorsichtig, ein Gelatinedessert in einem dolchgesicherten Tresor über einer feurigen Speergrube zu platzieren. Was ist wenn man selber Lust auf Süßes hat? Höchstens als Teil eines göttlichen Diätplans überzeugend.
Das ist die Kussepisode schlechthin. Heut wird geknutscht was das Zeug hält. Jetzt ist Dominatrix Velasca dran. Der devote Teil unter den männlichen Zuschauern wird schon ganz heiß.
Und der andere Teil schnappt spätestens jetzt nach Luft, denn die feuchten Träume für die nächste Nacht sind gesichert. Eigentlich hätte sich Autolycus das Metallteil auch aus dem Haarschopf der Blonden holen können, das wäre aber nur halb so spaßig gewesen. Die Blonde schaut übrigens ganz interessiert. Entweder sie denkt über eine Karriere im Nachtclubbereich nach, oder sie möchte da auch mal hineinlangen. Ist das jetzt der Gruppensubtext? Mir wird selbst schon ganz anders.
Eh die Phantasie völlig durchgeht, helfen eine kalte Dusche und viel Sport. Seilklettern ist angesagt. Wer gut im Schulsport war, der freut sich, die anderen bekommen angesichts dieser Erinnerung Versagensängste. Versagensängste machte ja auch Sigmund Freud verantwortlich für...und dann ein rundes "Sonnendings" in das ein "Dolch" gesteckt werden muss...o je, ich bin schon subtextinfiziert.
Um den Hormonhaushalt wieder zu beruhigen hilft auch die eine oder andere Nascherei. Velasca neigt auch hier zu Extremen, denn gleich die Familienpackung Götterspeise zu nehmen kann zu nichts Gutem führen. Nicht umsonst war das Zeug im Tresor. Zum Glück bleibt auch für Xena noch ein kleines Stückchen übrig.
So hormonell durcheinander wie wir sind, wundert es uns auch nicht, wie man einen Sarg in einem Fluss parken kann und ihn dann in Rekordzeit in einen tiefen Keller kriegt. Hauptsache Xena ist wieder zurück, damit das Ganze hier endlich wieder seinen normalen Handlungsgang gehen kann. Weder Mann noch Frau hält diese Aufregung auf die Dauer aus.
Normalerweise würde man nach einem Nahtoderlebnis vielleicht erstmal in den grünen Wäldern und blühenden Wiesen den sanften Duft der lebendigen Natur genießen, oder etwas durch die belebten Geschäfte der Stadt streifen und sich an all den schönen Sachen erfreuen. Was macht Xena als erstes? Sie schleift ihr Schwert. Ob tot oder nicht tot, unsere Kriegerin ist halt immer im Dienst.
Gabrielle hingegen wurde heute schon von Iolaus, Xena und Autolycus geküsst und ist auf den Geschmack gekommen. Jetzt möchte sie gerne weiter geküsst werden, von wem ist eigentlich egal. Also Leutchen, wer will noch mal, wer hat noch nicht...
~ Trivia ~
- Ursprünglich war für die Rolle der Xena die Schauspielerin Vanessa Angel vorgesehen. Als diese an einer Grippe erkrankte, gab es angeblich fünf Ersatzkandidatinnen. Neben Lucy Lawless war auch Melinda Clarke (Velasca) für die Rolle der Xena im Gespräch.
- Melinda Clarke wurde bekannt durch ihre Darstellung der Julie Cooper in der Teenieserie O.C., California (OT: The O.C.), die in den Jahren 2003/2004 zu den erfolgreichsten Serien im US-Fernsehen gehörte. Kurzauftritte hatte sie in zahlreichen bekannten Serien wie Seinfeld, The Pretender, Nash Bridges, Enterprise, Charmed, The District u.a. Unsere Joss Whedon Fans werden sich vielleicht an Firefly Ep.13 Heart of Gold erinnern. Das spielte sie die Chefin einer etwas anderen Art von "Amazonen".
- Laut Regisseur Michael Levine hat Bruce Campbell den Satz "I paid for an hour" während der Proben improvisiert. Das wurde dann ins Drehbuch der Episode übernommen.
- In den Credits der Episode wird Xenan aufgeführt. Das ist eigentlich Ephinys Sohn, ein Zentaur. Der ist in der Episode aber gar nicht zu sehen. Vermutet wird, dass es ursprüngliche eine Szene mit ihm gab, die aber in der Endfassung nicht mehr enthalten ist.
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Xena ist eine sehr "schnelle" Show. Laut Donald Duncan, dem Chefkameramann der Serie, wurden an einem Xena Drehtag ungefähr 30 Einstellungen gefilmt, während es bei Hercules ca. 15 waren. Dadurch hatten die Cutter bzw. Schnittmeister bei Xena mehr Auswahl an Bildmaterial und konnten ein schnelleres visuelles Tempo realisieren. Wer jetzt fragt, warum man das bei Hercules nicht gemacht hat, dem sei gesagt, dass dies bei Xena auf Kosten der "Bildqualität" geht. Hercules Episoden haben meist eine ausgewogenere Bildkomposition und auch die ganzen Landschaftsaufnahmen sind bei Hercules viel sorgfältiger arrangiert. Die beiden Serien sind vom Tempo und dem visuellen Aufbau unterschiedlich konzipiert.
~ Anhang 1 ~
Wie ein richtiger Subtext aussiehtÜber den "Kuss" von Xena und Gabrielle wurde in Fankreisen viel geredet. Richtig küssen tun sie sich eigentlich gar nicht und mit Witzbold Autolycus ist das eher eine frivole Anspielung. Die Freundschaft zwischen den beiden ist eben sehr innig und das halb Mann/halb Frau Küsschen liegt genau auf dem Humor der Serie. Eine für alle ersichtliche lesbische Verbindung lässt sich daraus aber nicht ableiten, außer natürlich für Zuschauer deren Fantasie in die entsprechende Richtung geht. Damit man als Vergleich mal sieht, wie ein richtig echter Subtext aussieht, der allen verständlich ist und auch in die sonstige Handlung passt, gibt es hier zwei Beispiele:
Neu war das aber auch nicht, denn man höre und staune, über 60 Jahre vorher gab es das Thema Frauenliebe schon einmal in Perfektion, in dem deutschen Filmklassiker "Mädchen in Uniform (1931)". Zwar keine Trills, und der Zeit entsprechend deutlich dezenter, kommt es hier zum "harmlosen Gute-Nacht-Kuss" zwischen der Lehrerin Fräulein von Bernburg (Dorothea Wieck) und der Internatsschülerin Manuela (Hertha Thiele, rechts). Im Bild kurz vor dem Kuss, denn während selbigem kann man nicht mehr das äußerst anmutige Profil von Hertha Thiele bewundern. Der Kuss ist deutlich kürzer als bei den Trills aber deutlich gefühlvoller als beim popeligen Xena Schmatzer. International war der Film eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen seiner Zeit und gab die direkte Steilvorlage für Greta Garbos Mini-Subtext-Küsschen in dem Hollywoodschinken Königin Christine (1933). In Deutschland wurden die uniformierten Mädels mit Beginn der NS-Zeit verboten. Allerdings nicht wegen der Frauenliebe, sondern weil es in dem Film noch einen anderen Subtext gibt, in dem das preußisch autoritäre Erziehungswesen als scheinheilig und inhuman dargestellt wird. Ein schöner Film, auch für Männer und Xena-Subtext-Verächter geeignet.
~ Anhang 2 ~
Götterspeise Teil 1: Das HeuteUnsere Epguides dienen nicht nur der Unterhaltung, sonder auch der kulturellen Bildung und der geistigen Auseinandersetzung mit der Antike. Deshalb müssen wir auch ein paar Worte über die Herkunft des Ambrosia sagen, das schon Hesiod in seiner Theogonie erwähnt hat. Das machen wir dann in der nächsten Episode. Denn wie hieß es schon früher: Erst das Vergnügen, und wenn dann noch Zeit bleibt, die Arbeit. Deshalb im ersten Teil was über unsere allseits beliebte Götterspeise. Leider ist Deutschland was Wackelpudding betrifft Schlusslicht. Unser Vorzeigeunternehmen in Sachen Backen und Nachtisch bietet gerade mal vier Sorten Götterspeise. Die Konkurrenz ist noch armseliger.
Angebot aus dem Hause Dr. Oetker
Waldmeister
sein soll. Aber bei uns ist bekanntlich in erster Linie wichtig, dass das Essen gesund ist, nicht ob es Spaß macht. Spaß ist sowieso meist ungesund. Neidisch blicken die Liebhaber der Götterspeise deshalb über den großen Teich.
Im Spaßland USA kennt jedes Kind die Marke Jell-O, die schon zum Synonym für wackelige Desserts geworden ist. Normalerweise ist die amerikanische Sprache viel blumiger als das nüchterne Deutsche. Hier ist es mal andersrum. Während bei uns der Wackelpeter auch Götterspeise heißt, ist die amerikanische Bezeichnung schlicht Gelatine Dessert. Vielleicht war einer in der Xena Mannschaft ja mal in Deutschland zu Besuch.
Es gibt im Süden der USA auch ein Rezept für Ambrosia, das ist aber eine Art Fruchtsalat, hat also nicht mit der Episode zu tun. Für unsere schweizer Leser sei noch angemerkt, das Götterspeise in der Alpenrepublik wieder was anderes ist, so eine Mischung zwischen Pudding und Kuchen.
Wie auch immer, wer als Wackelpuddingfan mal in die USA reist, darf sich gelatinemäßig über eine riesige Auswahl freuen:
Geschmacksrichtungen von Jell-O Wackelpudding.
Nach diesem kleinen Ausflug in die moderne Götterspeise bin ich gleich in unseren Rewe Markt gelaufen und habe das Angebot gesichtet. Cherry und Peach gibt es da nicht - wer kauft auch so was - aber der ewige Kinderklassiker Waldmeister war da. Und den gibt's auch mit Vanillesoße! Beim Zeus, den werd ich mir jetzt auch mal gönnen...