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2.15 Ein harter Tag

A Day In The Life

folge215

~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Murray Keane (Hower)
Alison Wall (Minya)
Willy De Wit (Zagreas)
Tony Billy (Largo)
Jim Ngaata (Gareth)

Stab:
Drehbuch: by R.J. Stewart
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Robert Field
Regie: Michael Hurst

Erstausstrahlung:
USA 17.02.97
DEU 01.02.98

~ Zusammenfassung ~

"A Day In The Life" wäre besser mit "Ein ganz normaler Tag" übersetzt worden, denn genau das ist es, was hier gezeigt wird: ein ganz normaler Tag im Leben unserer Heldinnen, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. In zehn Kapiteln wird der Alltag einer Kriegerprinzessin und einer Amazonenkönigin erkundet: 1. Das Erwachen, 2. Auf der Suche nach dem rechten Weg, 3. Man muss Entscheidungen treffen, 4. Auf dem Weg, 5. Die Natur ruft, 6. Wegweisungen, 7. Übung macht den Meister, 8. Versuch und Irrweg, 9. Warten auf Gareth, 10. Feierabend. Xena und Gabrielle begegnen Hower, der mit Minya zusammen versucht, sein Dorf vor dem Riesen Gareth zu retten. Obwohl ein anderes Dorf gleichzeitig vom Kriegsherren Zagreas bedroht wird, gelingt es Xena auf ihre unnachahmliche Weise, beide Probleme gleichzeitig zu lösen: Sie lässt Zagreas durch Hower kleine Botschaften überbringen, die diesen von seinem ursprünglichen Plan abbringen und auf schnellstem Weg in Minyas und Howers Dorf führen. Auf der Strecke läuft er natürlich Gareth in die Hände, der die Armee unverzüglich dem Erdboden gleichmacht. Xena besiegt Gareth, indem sie einen soeben von ihr erfunden Drachen an seinem Gürtel befestigt; als dieser Drachen von einem Blitz getroffen wird, fällt Gareth tot um. Gareth, keine x-beliebiger Riese, sondern der Mörder der Familie von Xenas Freund Goliath, wird so nach vielen Jahren zur Rechenschaft gezogen. Und Minya gelingt es durch einen kleinen Tip von Xena, Hower, der sich in die Kriegerprinzessin verguckt hat, wieder für sich zu gewinnen....

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

A Day In The Life - Das alltägliche Leben

Der Ausdruck wurde bekannt durch den Beatles Song "A Day in the Life (1967)". Der impressionistischen Text, die Verwendung von Orchesterüberleitungen und Soundcollagen, die ungewöhnliche Aufnahmetechnik und der E-Dur Schlussakkord machten den Song zu einem der einflussreichsten der Rockgeschichte.

Disclaimer

No Slippery Eels were harmed during the production of this motion picture despite their reputation as a fine delicacy in select cultures of the known world.

Keine glitschigen Aale wurden während der Produktion dieses Films verletzt, obwohl sie in einigen Kulturen der bekannten Welt als besondere Delikatesse geschätzt werden.

~ Kommentar ~

Die kleinen Alltagsleistungen setzen viel mehr Energie in die Welt als die seltenen heroischen Taten.
Robert Musil
1. Xena für Fortgeschrittene
Auf der Xena-Fanseite whoosh.org wurde die Episode "A Day In The Life" zur besten der ganzen Serie gewählt. Auch in unserem Forum gibt es höchste Bewertungen. Da kann man sich einen Kommentar fast sparen, wenn die Meinungen so einhellig sind. Aber wir müssen ja den Platz auf der Seite füllen.
Etwas verwunderlich ist es schon, dass eine Episode sich solcher Beliebtheit erfreut, obwohl sie eigentlich ganz untypisch für die Serie ist. Nicht nur von der Form, sondern auch von der Charakterzeichnung unsere beiden Heldinnen, ist sie deutlich anders als sonst. Am besten versteht man die Unterschiede wenn man sich vorstellt, dass jemand, der die Serie überhaupt nicht kennt, gerne die beste Folge sehen möchte um sich einen Eindruck zu verschaffen. Würde man ihm diese Episode präsentieren, was für einen Eindruck würde er bekommen? Zwei Witzfiguren, die sich einen netten Tag machen, baden gehen, Fische fangen und sich im Drachensteigen versuchen. Wahrscheinlich ein Geschwisterpaar, so wie sie sich einerseits mögen, andererseits immer in die Haare kriegen. Die eine davon ist eine Kriegerin die allerdings nur mit einer Pfanne kämpft, kaum ihr Schwert gebraucht und sich mit einer komischen gelochten Frisbeescheibe die Langeweile vertreibt. Dann gibt es noch ein merkwürdiges Bauernpaar, dass offenbar Beziehungsprobleme hat, einen absurden tätowierten Kriegsherrn und einen Riesen, von dem die ganze Zeit gesprochen wird, der aber nur am Ende kurz zu sehen ist. Wahrscheinlich hat das Geld der Produzenten nicht zu mehr gereicht. Nur vier Hauptpersonen, ein Waldstück, eine paar Bretterverschläge und eine dicke gelbe Statue, die immer im Bild auftaucht. Und das soll die beste Folge sein?. Wir können unseren Xena-Erstseher auch fragen, ob er glaubt, dass es irgendeine Sexszene gibt. Er würde wahrscheinlich antworten "Wieso? So völlig bar jeder Erotik, wie amerikanischen Serien eben sind gibt's da nichts, allenfalls vielleicht Minya und Hower. Sie wirft sich in die Lederklamotten, er grinst vielsagend, beide verschwinden hinter der Scheune und man hört ihr Gekicher, das vermuten lässt, dass die beiden ihren Spaß haben."
Offensichtlich entfaltet sich der Charme der Episode erst, wenn man die Serie kennt und schon einige Folgen gesehen hat. Sonst ist zum Beispiel der Gag mit "The Pinch", in dem der Soldat schon vorab alles sagt, kaum nach zu vollziehen. Auch die meisten anderen Witze sind ohne den Bezug zu den "üblichen" Xena-Folgen kaum zu verstehen. Zusätzlichen Witz gibt es für die Zuschauer(innen), die entweder eine natürliche Neigung haben, Frauenpärchen in eine bestimmten Richtung zu interpretieren oder die der ausgiebigen Subtext-Diskussion in den Fankreisen gefolgt sind. Eine Xena-Folge für Fortgeschrittene also! Die meisten Eindrücke, die unser Xena-Erstseher gemacht hat, sind richtig, bedürfen aber ein wenig der Erläuterung und das werden wir jetzt versuchen.
Es ist in der Tat eine "billige" Episode, die Drehzeit betrug nur fünf Tage, etwa die Hälfte der sonst üblichen Zeit. Es ist auch eine der kleinsten Besetzung, denn es spielen nur wenige Personen mit. Die fünf Minuten, in denen der Riese Gareth zu sehen ist, stammen aus dem Restmaterial der Folge X2.03 Tödlicher Hass. Der Endkampf gegen Gareth wurde dort nicht verwendet und man hat das Material hier recycelt. Deshalb sieht man Gareth erst am Ende der Episode, sonst wird nur über ihn geredet; deshalb taucht auch der Riesenfriedhof plötzlich aus dem Nichts auf. Und wenn man genau auf das Styling achtet, sieht Xena in den Recycleszenen etwas anders aus als im Rest der Episode.
In Gegensatz zu anderen Episoden verhalten sich auch Xena und Gabrielle etwas anders. Die Grundbeziehung zwischen ihnen ist natürlich immer eine innige Freundschaft. Von dieser Grundbeziehung gibt es aber zahlreiche Variationen, je nach Staffel, nach Episode und nach Drehbuchautor. In dieser Episode sind sie nicht "Kriegerin und Schülerin" wie in den frühen Episoden, oder die schmachtenden "Soulmates" der späteren, sondern das, was man als "Buddies" bezeichnet, oder auf Deutsch "Kumpels". Buddy-Movies sind ein eigene Filmgenre mit einer langen Geschichte.
2. Buddy-Movies, Western und andere Genres
Kennzeichen eines Buddy Movies ist ein ungleiches Paar, das durch äußere Umstände gezwungen ist zusammenzuarbeiten um im Team irgendein Problem zu lösen. In den allermeisten Fällen sind die Buddies gleichen Geschlechts und männlich. Die unterschiedlichen Charakterzüge der beiden werden benutzt um Wortwitz und Situationskomik zu erzeugen. Die meisten Buddy-Movies sind Komödien oder haben zumindest einen humorvollen Unterton. Klassiker waren die Komiker Laurel & Hardy, Abbott & Costello, Dean Martin & Jerry Lewis oder Jack Lemmon & Walter Matthau. In neuerer Zeit auch die Actionfilme der Lethal Weapon oder der Rush-Hour Serie, die praktisch ihre ganze Komik aus dem Verhältnis der beiden Buddies schöpfen. Dieses Prinzip wurde hier auf Xena und Gabrielle übertragen. Als Beispiel nennen wir hier zwei Szenen. Die erste in der Gabrielle mit Xenas Chakram einen Fisch zerteilt und damit die "heilige" Waffe entweiht und die reziproke Szene, in der Xena eine Schriftrolle Gabrielles als Klopapier missbraucht. Szenen dieser Art sind ganz typisch für Buddy-Movies. In der Szene mit dem Klopapier wird sogar angedeutet, dass Xena gar nicht lesen kann. Sie sagt dann sinngemäß etwa "Da waren nicht so viele Buchstaben drauf", was im Unterton andeutet, dass sie Analphabet ist (natürlich nicht in der ganzen Serie, sondern nur in dieser Szene). Dies erinnert schon an das Klassiker Buddy-Paar Laurel & Hardy (das bei uns, aufgrund einer alten, unsäglichen ZDF Synchronisation auch als Dick & Doof bekannt ist). Weiter Anspielungen auf die frühen Komiker dürfte die Kreisblende am Ende des Kapitels "Making a Decision" sein, in der sich Xena und Gabrielle gegenseitig in den Allerwertesten treten, sowie die erste Begegnung Minyas mit Gabrielle, bei der sie sagt "You must be Lariel".
Ein weiteres Buddy-Paar, das auf dem Schema grober Kraftprotz und vermeintlicher Intellektueller beruht sind die Italo-Western von Bud Spencer und Terence Hill. Damit sind wir beim zweiten Filmgenre, das in dieser Episode zitiert wird, dem Western. Auf den ersten Blick sieht man das vielleicht nicht, insbesondere da heute kaum noch jemand Western anschaut, aber die Episode enthält viele Western-Elemente. Das fängt schon mit der Bratpfanne an. Ich glaube der Western ist das einzige Genre in dem herbe Männer mit Bratpfannen hantieren. Zahlreiche Western enthalten auch Szenen mit einem Badezuber, wenn auch meist mit anderem Inhalt (siehe Anhang). Weitere Western-Elemente finden sich in der Schluss-Szene, in der Gabrielle und Xena am Feuer liegen und in ihren normalen Sachen schlafen. Die Cowboys in den Western ziehen zum Schlafen nie die Stiefel aus. Denn wenn sie die Stiefel ausziehen sieht man, dass ihre Füße dreckig sind. Das beweist Xena, als sie mit Gabrielle am Fluss sitzt und ihre schmutzigen Füße in die Kamera hebt.
Wie wir schon im Kommentar zur allerersten Episode angemerkt haben, mischt sich in Xena neben dem Western auch das Hongkong Martial-Arts Genre, an das es hier eine ganz kurze Referenz gibt, wenn Xena trainiert und die beiden Wassereimer wegkickt.
Kommt als letztes noch das Filmgenre der Reportage. Der größte Teil der Episode ist mit einer Handkamera gefilmt. Wenn z.B. Xena und Gabrielle in das Dorf von Minya gehen sieht man wie das Bild wackelt, ganz im Stil einer Live-Reportage. Deshalb heißt die Episode auch "Ein Tag im Leben...", denn diese Reportagen gibt es meist über "Celebrities". MTV bringt das ständig. Wenn nicht ein Tag im Leben eine Stars, dann das Haus von irgendwem oder der Pool von irgendeiner.
3. Subtextchen
Das Thema muss natürlich angesprochen werden, denn diese Folge gehört zu den klassischen "Subtext" Episoden. Für diejenigen, die nicht wissen was das ist, sei erläutert, dass einige der Meinung sind Gabrielle und Xena hätten ein lesbischen Verhältnis. Der Streit ob ja oder nein und warum überhaupt zieht sich durch die ganze Serie. Ausgeartet ist der Streit unter den Fans besonders im Verlauf der fünften Staffel, als noch die politischen Vertreter der Schwulen- und Lesbenvertretungen sich der Sache annahmen. Heute haben sich die Gemüter zum Glück wieder beruhigt. Wir nehmen die Gelegenheit dieser Episode wahr, um das Schema Subtext einmal im Detail zu illustrieren, auch in der Hoffnung, dass wir uns das dann für mindestens zwei weitere Staffeln sparen können.
Subtext bedeutet, dass ein mögliches lesbisches Verhältnis nicht direkt angesprochen wird, sondern quasi für den aufgeschlossenen Zuschauer als Unterton mitschwingt. Das Subtext Element, dass fast auf allen Xena Webseiten Beachtung findet ist das gemeinsame Bad von Xena und Gabrielle, besonders durch die Frage nach der Seife "I was wondering what that was." (Ich hab mich gefragt was das war). Dann der "Freud'sche Versprecher" von Gabrielle, als Hower fragt ob Xena heiraten will und sie sagt: "No. She likes what I do. I think she likes what she's doing." (Nein. Sie mag was ich mache. Ich denke sie mag was sie macht). Wobei das eigentliche Subtext Element gar nicht der Versprecher des Ich/Sie ist, sondern Howers Satz danach "Maybe she just hasn't met the right guy." (Vielleicht hat sie noch nicht den richtigen Mann gefunden). Die Frage nach dem vermeintlich kommenden richtigen Mann bzw. der richtigen Frau ist eine der gängigen Fragen, vor die sich Homosexuelle während ihrer Identitätsfindung gestellt sehen. Weiter geht es mit dem Subtext in Minyas Dialog: "The whip is mine. The frying pan's yours. Hower is mine! She's yours." (Die Peitsche gehört mir, die Pfanne gehört dir. Hower gehört mir. Sie [d.h. Gabrielle] gehört dir). Dann haben wir noch das "am Bustier ziehen", einmal von Xena an Gabrielle vor dem Schild und dann als Gabrielle sich an Xena hochzieht. Am Ende der Episode noch das versöhnliche Gute-Nacht-Küsschen vor dem Schlafengehen. Ebenfalls ein Subtext Element ist die immer wieder ins Bild kommende Statute der Göttin Demeter, die in lesbischen Kreise Kultstatus genießt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es gibt auch Gegenargumente für diese eindeutig-zweideutige Interpretation. Alle Bemerkungen die wir oben aufgeführt haben, sind in einer komödiantischen Art gemacht und viele Witze in Xena haben sexuelle Anspielungen. Das ist mehr Humor und Witz als eine ernstzunehmende Botschaft. Gabrielles Versprecher war laut Renee O'Connor eine witzige Dialogimprovisation am Set, die so gar nicht im Drehbuch stand. Vergleicht man die Badeszene mit typischen Westernbadeszenen, dann merkt man deutlich, dass der Schwerpunkt auf der Spaßplanscherei und nicht auf der Erotik liegt (siehe Anhang). Insbesondere fehlt in allen Fällen der Kontext, der einer lesbischen Beziehung besondere Bedeutung verleihen würde. Küsschen geben können sich auch gute Freunde, und wenn die sonstige Handlung nicht auf eine lesbische Beziehung ausgelegt ist, dann bleibt das witzige Spekulation. Oder anders ausgedrückt, ohne den Subtext wäre die Episode auch nicht anders. Die innige Freundschaft unsere beiden Buddies könnte auch ganz ohne eine implizierte sexuelle Beziehung blühen und gedeihen, dazu müsste die Serie nicht umgeschrieben werden. Besonders sieht man dies, wenn man das Xena Subtextchen mit einem richtigen Subtext vergleicht, der von wesentlicher Bedeutung für den Film ist und ohne den die Handlung ziemlich inhaltsleer wäre. Als Beispiel verweisen wir auf die Deep Space Nine Epsiode: Rejoined oder die Mädchen in Uniform, die wir im Anhang unseres Kommentars zur Episode X2.13 Auf der Suche nach dem Leben, Teil 2 vorgestellt haben.
Wer gern möchte und wessen Sehnsüchte ein entsprechende Bedeutung nahelegen, kann also den Subtext als willkommene Gelegenheit nutzen seinen Phantasien nachzuhängen, zwingend notwendig ist das aber nicht. Das kann jeder für sich entscheiden, soviel Spielraum wie er hat. Auf jeden Fall kein Grund darüber zu streiten.
4. Demeter in vier Varianten
Um zu zeigen, wie unterschiedlich man Symbole interpretieren kann, bieten wir hier vier Interpretationen zur Auswahl, warum wir immer die Demeter Statue zu sehen bekommen.
Zuerst etwas zum mythologischen Hintergrund. Demeter oder römisch Ceres war die Göttin der Landwirtschaft und des Getreides. Da in den alten Agrargesellschaften immer ein Zusammenhang zwischen der Fruchtbarkeit der Felder und der Fruchtbarkeit des Menschen gesehen wurde, ist Demeter in einigen mythologischen Deutungen (aber nicht in allen) auch die nährende Muttergöttin. Deshalb hält unsere Demeter in der linken Hand die Ähren als Symbol der Agrikultur und in der rechten Hand ein Kind an der nährenden Brust. In den meisten Darstelllungen ist Demeter allerdings nur mit den Ähren abgebildet. Demeter wird den Chthonischen Göttern zugerechnet, die im Gegensatz zu den olympischen Göttern in der Erde wohnen. Die ganze Demeter Mythologie in all ihren Details ist ziemlich verwirrend und nur was für Fachleute. Zu Ehren der Demeter gab es im antiken Griechenland das zehntägige Thesmophorienfest. Dieses Fest ist vorgriechischen Ursprungs, man vermutet sogar das ähnliche Vegetations- und Fruchtbarkeitsrituale bis ins Neolithikum zurückreichen. Auf dem Fest waren nur Frauen zugelassen. Die Details mit dem Töten von Ferkeln erspar ich mir hier mal. Verspottet hat das Treiben der Dichter Aristophanes in seiner Komödie "Thesmophoriazusai".
In der Mythologie bekannt ist die Geschichte von Demeter und ihrer Tochter Persephone, die sie aus dem Hades zurückgeholt hat (siehe Lexikon der Mythologie). Von dieser Erzählung her wird Demeter auch als Verkörperung einer innigen Mutter-Tochter Verbundenheit gesehen.
Soviel zur Einleitung und nun zu unseren vier Interpretationen.

a. Symbol des Feminismus
Aus ihrer Rolle als Muttergöttin und Ursprung allen Seins, sowie ihrer kultischen Frauenfeste wegen, erfreut sich Demeter bei einigen Feministinnen großer Beliebtheit. Das hat sie mit fast allen weiblichen Göttinnen gemein, die den esoterisch gesinnten Frauen bei der Konstruktion ihrer eigenen Mythologie helfen. Demeter gilt als gütig und etwas mütterlich, weshalb sie nicht unbedingt die Wunschgottheit der radikalen Feministinnen ist. Die bezeichnen ihre sanft-biologisch-esoterischen Genossinnen deshalb gern als "Demeter-Glucke". Das gerade Gabrielle am Anfang der Episode Demeter ein paar Margeriten vor die Füße legt, entspricht deshalb dem Bild der "sanften" Gabrielle. Obwohl sie in der Episode gar nicht immer so sanft ist, so dass wir das mit den Margeriten auch als selbstironischen Witz auffassen können. Da alle Männer der Episode (Largo, Hower, Zagreas und Gareth) irgendwo zwischen naiv und dümmlich angesiedelt sind, können wir die Statue als Ausdruck der überlegen Weiblichkeit deuten. Demeter als Symbol des Feminismus und der "Frauenpower".

b. Symbol einer lesbischen Beziehung
Es gibt neben der Muttergöttin auch noch eine andere Interpretation, die in den radikaleren feministischen Kreisen und besonders bei den "Kampflesben" beliebt ist, die sich gerne als Nachfolgerinnen der Amazonen sehen. Nach dieser Theorie hatten die Amazonen zwei Königinnen, die eine war für den Kampf zuständig, die andere blieb zu Hause und versorgte die rein weibliche Familie. Dementsprechend soll es bei den Amazonen zwei Göttinnen gegeben haben, Artemis für den Kampf und Demeter fürs Heim. Symbol dieser beiden Königinnen ist die Doppelaxt (Labrys). In der nächsten Episode wird übrigens Joxer von einer Doppelaxt bedroht. Bei den Amazonenfesten zu Ehren der Demeter soll es dann zu ausgiebig sexuellen Kontakten zwischen den Damen gekommen sein. So was kann man jedenfalls auf diversen Webseiten der lesbischen Gemeinde lesen. Schaut man in die Literatur, und vergleicht man wie dünn die Belege für Amazonengesellschaften überhaupt sind, dann scheint diese Interpretation als äußerst gewagt. Man kann vielleicht auch sagen sie ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Trotzdem steht in einigen Kreisen die Verbindung Demeter=Lesbe und vielleicht hatte die Xena-Requisite eine Anhängerin. Und übrigens: wenn ein Frau eine Doppelaxt als Anhänger oder Ohrring trägt, dann weiß man(n) welche Neigungen die Dame hat. In der Epsiode hat Demeter zwar keine Doppelaxt, könnte aber ein Symbol der Frauenliebe sein.

c. Symbol einer innigen Mutter-Kind Beziehung
Bei unserer dritten Interpretation beziehen wir uns auf den Demeter-Persephone Mythos. Die Liebe der Mutter zu ihrem Kind ließ die Felder verdorren, und auch wenn sie einige Zugeständnisse an Hades machen musste, so hat Demeter doch ihre geliebte Persephone aus der Unterwelt zurückgeholt. Schauen wir mal auf Gabrielle so sehen wir: Gabrielle ist ein Blumenkind und liest gerne Geschichten. Ernähren kann sie sich nicht alleine, denn die Fische muss Xena fangen. Kochen kann Gabrielle auch nicht, denn die Fischfiletierung mit dem Chakram sieht nicht professionell aus. Sie verläuft sich schnell und Xena muss sie wieder auf den richtigen Weg bringen. Xena baut Gabrielle einen Drachen und die hopst vor Freude und Begeisterung hin und her. Und es ist Xena, die das mobile Heim gegen Wegelager und aufdringliche Verehrer verteidigt. Am Ende des Tages ist Xena müde von dem alltäglichen Kampf und muss, geschafft wie sie ist, noch irgendwelche Küsschen über sich ergehen lassen, weil Gabrielle alleine nicht einschlafen kann. Also liegt es auf der Hand: Xena ist die Mutter und Gabrielle das Kind. Noch nicht mal die Seife kann die Kleine alleine finden. Und Minyas "Hower gehört mir. Sie gehört dir" hört sich doch an wie ein Fluch für alleinerziehende Mütter. Demeter als Symbol einer innigen Beziehung, wie bei Mutter und Tochter.

d. Symbol eines sparsamen Budgets
Als vierte Interpretation bieten wir hier die minimalistische, nüchterne und rationale Variante an, die ohne großartige Mythologie auskommt. Die Episode wurde in Rekordzeit gedreht. Da blieb nicht viel Zeit für große Kulissen. Üblicherweise wird der Antikentouch in Xena durch irgendwelche Tempel oder den Auftritt von Göttern erzeugt. Da hierfür keine Zeit war hat man, um wenigsten etwas Griechentum in die Episode zu bringen, griechische Zwischentitel benutzt (die auch noch falsch geschrieben sind, siehe Trivia) und dann noch nach was gesucht, was einfach und billig ein bisschen Mythologiestimmung erzeugt. Von den Statuen die bislang als Requisite verwendet wurden, hat Demeter aus X1.19 Menschenopfer die richtige Größe, ist leicht transportabel und hat auch noch was Frauliches an sich. Da liegt es nahe, die Statue ab und zu ins Bild zu stellen, damit in der Szene wenigsten etwas Deko zu sehen ist, wenn man schon keine Zeit hat was vernünftiges aufzubauen. Demeter als Symbol der Kreativität der Requisiteure.
Für welche Interpretation sich der Zuschauer nun entscheidet oder ob er sogar Kombinationen bildet, bleibt ihm überlassen. Keine ist völlig überzeugend, keine völlig von der Hand zu weisen, da kann jeder was für sich finden.
5. Xena-Fans
Diese Episode ist ein gelungenes Beispiel wie die Xena-Macher über sich selbst lachen können, und wie sie das manchmal auch über die Xena-Fans tut. Es soll Fans geben, die merken es gar nicht, wenn man sich über sie lustig macht. Das macht den Xena-Machern meist noch mehr Spaß als aller Subtext. Denn Hower und Minya sind eine Parodie auf das Fandom der Serie, das sich zu dieser Zeit schon gebildet hatte. Letztlich also auch eine Parodie auf uns hier.
Minya erkennt Xena ohne dass diese sich vorgestellt hat. Sie ist ganz hin und weg der Kriegerprinzessin gegenüberzustehen, vergisst ihrer Arbeit und tanzt auf und ab. Fast so, wie wenn ein Xena-Fan ein Lucy Lawless Autogramm bekommt. Sie kennt alle Folgen auswendig. In einer Szene erklärt sie Hower wer der Riese Goliath war, bevor Xena überhaupt den Mund aufmachen kann. Außerdem sammelt sie "Collectibles", in diesem Fall Xenas Peitsche. Hower findet Xena-Geschichten auch toll und hat sich gleich in sein Idol verliebt. Das Image Xenas als Leinwandgöttin sieht man in der "Glamour" Aufnahme, als sie sich in Zeitlupe durch ihr nasses Haar streicht. Eine typische Modelaufnahme. Das Ideal ist für ihn natürlich unerreichbar, oder wie Xena sich ausdrückt, seine Chance ist die eines Schneeballs in der Hölle. Das wird so manchem Xena-Fan vielleicht ähnlich ergehen. Minyas und Howers Alltag ist nicht von Abenteuern bestimmt, sondern im wesentlich von der normalen Arbeit, in diesem Fall Ackerbau und Viehzucht. Auch sind Minya und Hower von der körperlichen Statur und dem Gewicht eher uns Normalsterblichen ähnlich. Bald müssen sie erkennen, dass ihre Idole bei näherer Betrachtung auch nicht ganz so ideal sind. Minya ist die Enttäuschung über die reale Xena deutlich anzumerken. Es ist aber nicht notwendig Heldinnen anzuhimmeln. Mit etwas Styling kann jede die Heldin sein, da kommt selbst ein irrer Warlord nicht gegen an. Am Ende findet sich das Fanpaar doch noch, denn zu jedem Topf findet sich ein Deckel. So könnte man das vielleicht interpretieren wenn man human eingestellt ist. Man könnte natürlich aus Böswilligkeit auch sagen, dass die depperten Fans besser unter sich bleiben sollten, ehe sie den Stars auf die Nerven fallen. Vielleicht spielt in der Charakterisierung des Fanpaars beides eine Rolle, eine gewisse Maß an Respekt und Verständnis einerseits, Verwunderung über das kindische Verhalten einiger Megafans andererseits.
Damit trägt dieser Teil der Geschichte zu einer besonderen Ironie der Episode bei. Eine Folge, in denen die Fans in ihrer realitätsfernen Begeisterung als eher einfältig dargestellt werden, ist zur beliebtesten Folgen bei den gleichen Fans geworden. Das hat sonst keine andere Episode geschafft.

~ Bildkommentar ~

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Der Normalbürger wird durch den unsanften Klang des Weckers geweckt. Xena durch den unsanften Schlag eines Schwertes. So ist das mit dem Wachwerden jedenfalls kein Problem mehr.
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Vor ihrem Leben als Kriegerprinzessin war Xena Fachverkäuferin bei WMF. Ihre rüden Verkaufmethoden waren berüchtigt. Trotzdem konnten sie so selbst küchenabstinenten Männern ganze Topfserien verkaufen.
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Was will uns diese Dame sagen? Demeter, Göttin der Landwirtschaft und Fruchtbarkeitssymbol. Hier in der etwas vollschlankeren Ausführung mit Kind und Ähren.
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Lucy Lawless hatte einen Convention Auftritt und wird nun von den begeisterten Fans gejagt. Obwohl sie sich als Xena verkleidet hat erkennen wir Fans sie schon von weitem. Da gibt es kein Entkommen.
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Xena ist Praktikerin. Keine strategischen Kriegsszenarien, keine minutiös ausgetüftelten Pläne und keine demokratischen Abstimmungen. Sie wirft immer einen Münze. In der Hälfte aller Fälle liegt sie damit richtig.
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Argo muss in dieser Episode einige Merkwürdigkeiten mit ansehen, erträgt es aber mit pferdisch-stoischer Gelassenheit. Referenz an die Stummfilmzeit ist die Kreisblende und nicht nur Argo sondern auch Hower fragt sich, ob das wirklich das dynamische Duo ist, von dem die Legenden berichten.
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Leider trügt die Naturidylle, denn Umweltverschmutzung und Raubbau der Natur haben den Fischbestand deutlich reduziert. Zumindest den lebenden Fischbestand. Allerdings wird das Fischen durch solch ruhige Exemplare erheblich erleichtert.
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Also Mädels, ihr habt euch mal wieder verquatscht, aber jetzt ist es Zeit für den Haushalt und persönliche Hygiene, besonders wenn die Füße Kaminfegerschwärze angenommen haben wie bei Xena. Während sich Xena endlich mal ihre Füße wäscht, bereitet Gabrielle das Abendessen vor. Das sieht nicht nach professionellem Filetieren aus. Macht Gabrielle eigentlich irgendwas Produktives in dieser Episode?
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Ah, da ist es schon das Produktive. Gabrielle bekommt ekstatische Anwandlungen beim Erfinden neuer Geschichten. Solche Anfälle gehen aber vorbei und können von Begleitern immer für eine Pinkelpause genutzt werden...
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...oder für größere Geschäfte. Wer mal auf einer langen Autoreise jenseits der Raststätten war weiß, dass in manchen Momenten mit dem vorhandenen Material improvisiert werden muss.
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Wem das alles griechisch vorkommt kann sich trösten, hinter Gabrielles Schrift verbirgt sich nur die reine Phantasie. Das erträgt auch Demeter geduldig.
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Minya freut sich, dass sie gleich ein Lucy Lawless Autogramm bekommt. Solche Gesichtsausdrücke kann man auf Conventions öfter beobachten. Auch haben einige Fans so ein unerfülltes Badebedürfnis, dass sie gar nicht viel sehen müssen um alles sehen zu glauben.
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Morgendlich Atemübungen helfen fit in den Tag zu gehen und den alltäglichen Herausforderungen gewachsen zu sein. Kann auch dem moderne Großstadtmenschen empfohlen werden.
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Was ist schlimmer als Sex im amerikanischen Fernsehen? Natürlich kleine tote Tiere! Man kann haufenweise Leute niedermachen, aber einem süßen Igelchen darf eigentlich nichts passieren. Minya und wir fragen uns wie eine Szene bei den Zensoren durchgehen konnte, die skandalöser als jeder Subtext ist.
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Xena baut zur Unterhaltung der lieben Familie einen Drachen. Wo sie die Ideen immer nur her hat, denn Drachen gab es zu dieser Zeit nur in China. Nach Europa kamen Drachen erst mit den Fernost-Händlern des 16. Jahrhunderts. Diese Frage müssen wir uns für Lao Ma aufheben.
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Der schöne Drachen fliegt endlich und wer das mal versucht hat weiß, dass es nicht immer ganz so einfach ist wie es aussieht. Kindchen Gabrielle hat aber schnell das Interesse verloren und will zurück an die Mutter-Xena-Brust. Wir fragen uns wer eigentlich in dieser Episode die größte Nervensäge ist?
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Das ist nach meiner Meinung die beste Szene in der Episode. Xena spielt aus Langeweile Chakram werfen. Auch als Erwachsener sollte man immer sein liebstes Spielzeug dabei haben.
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Irgendwie geht es den Männern in dieser Episode schlecht. Zagreas und Garteh müssen sich der nicht immer so holden Weiblichkeit geschlagen geben. Man(n) hat's nicht leicht im Xenaverse.
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Die beiden weiblichen "Cowboys" begeben sich zu Nachtruhe. Geschlafen wird in den Prärieklamotten und seine Stiefel zieht der Cowboy nie aus.
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Gabrielles Tantenküsschen ruft bei Xena eher unangenehme Gefühle hervor, wie bei jedem von uns, bei dem die Tante immer gemeint hat, sie müsste einen in ihrer Fürsorglichkeit abschlecken. Die Szene endet aber nicht mit dem Küsschen, sondern mit Demeter. Etwas versteckt zwar, aber uns entgeht nichts, und den Rest kann sich jeder nach seinem Gusto selber denken.

~ Trivia ~

~ Badeanhang ~

Baden in der Serie Hercules
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Oh là là, liebe Xena. Ja, das ist Subtext pur. Für viele leider der falsche. Denn die Blondine im Vordergrund ist Iolaus. So ein Pech aber auch. Zum Äußersten kommt es hier aber nicht, denn Hercules stört die zwei gerade noch rechtzeitig in H1.09 Kampf um Iolaus.
Ein Jahr nach "A Day in the life" sind wir im rechten Bild in der Hercules Episode H4.12 MIP - Men in Pink. Hier sitzen Autolyca (Bruce Campbell) und Salmonella (Robert Trebor) im Bad. Gleich kommt Wittwe Twanky (Michael Hurst) herein und sagt: "And who do we think we are, today? Xena and Gabrielle? Now, come on girls!" (Und wer glaubt ihr seid ihr Heute? Xena und Gabrielle? Kommt raus Mädels!). Wer nicht Hercules schaut, dem entgehen wirklich die besten Witze.

Baden im wilden Westen
Der Badzuber ist eine der vielen Referenzen in Xena an das Western Genre, auch wenn die Szene natürlich dem "typischen" Xena-Stil angepasst wurde. Hier eine kleine Badewannengalerie aus dem einstmals wilden Westen:
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Dreckige Füße: "Vier Fäuste für ein Halleluja (1972)" ist einer der besseren Terence Hill & Bud Spencer Western. Die beiden teilen sich auch das Badewasser, allerdings nacheinander.
Saubere Seife: Ein großes Stück Seife aber einen kleine Wanne hat Robert Mitchum in "El Dorado (1966)". Im Hintergrund steht John Wayne und guckt zu.
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Entspannte Männer: Hier baden Vater (James Garner) und Sohn (Mel Gibson) lässig in der Wanne in dem Film "Maverick (1994)". Die coole Zigarre war damals noch inbegriffen.
Verkrampfte Männer: Etwas zieren tut sich Jeffrey Hunter, als ihn seine Freundin Vera Miles mit einer Dusche überrascht. So lustig geht es in dem Westerndrama "The Searchers (1956)" (Der schwarze Falke) nicht immer zu. Aufgrund der komplexen Psychologie seiner Figuren und der genialen Bildkomposition halten ihn manche Filmkritiker für den besten Western aller Zeiten.
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Das Männerbad: "Verschwende kein Wasser" steht am Zaun und selbst kleine Jungs gucken zu wie nackte Männer baden, in der Badeanstalt des Films "Vierzig Gewehre (1957)".
Das Frauenbad: Nicht nur zwei, sondern fünf Damen sind hier im Badezuber. Die Bildqualität der deutschen DVD ist unscharf, dafür sind die Damen beruflich scharf, hier allerdings außer Dienst in einer Freizeit-Planscherei in dem naturalistischen Westernklassiker "McCabe & Mrs. Miller (1970)"
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Mann badet Frau: Hier schrubbt Jason Robards die laszive Stella Stevens in dem tragikomischen Western "Abgerechnet wird zum Schluss (1970)". Na, ist das ein Gesichtausdruck?
Frau badet Mann: Die Pfarrersgattin Faye Dunaway wäscht Dustin Hoffmann an eindeutiger Stelle und fragt "Denkst du oft an Jesus?". Satire, Witz und blutige Tragödie enthält der Western "Little Big Man (1970)".