FANWORK > Fanfiction > Alana - Starless Night

Disclaimer: Xena & Gabrielle gehören MCA/Universal & Ren Pics. Eine Verletzung des Copyrights ist nicht beabsichtigt.

Violence: Nein.

Subtext: Ja, wie immer. ;o)

Sex: Nein, nur zwei Frauen, die sich sehr nahe stehen.

Rated: 12 - Alt./Drama/Post FIN (Wieso nur lande ich immer wieder bei den Dramen? *ggg*)

Spoiler: Diese FF schließt an die Geschehnisse von "Friend In Need" an. Es ist also mehr verwirrend als alles andere, diese FF zu lesen, wenn man die beiden Eps noch nicht gesehen hat. Außerdem spiele ich auf eine Szene an, die ausschließlich im "FIN Director's Cut" zu sehen war. - Die Handlung von "Starless Nights" ist ein Jahr nach "Friend In Need" anzusiedeln.

Thanks: Natürlich danke ich wie immer Jem, dem schnellsten Beta-Reader der Welt. *wild mit den armen fuchtel* Hu, hu, Jemmi!

Dedication: Diesmal widme ich meine FF Menschen, die ich zwar nicht persönlich kenne, denen ich aber trotzdem dankbar bin. Danke, Lucy & Reneé, für sechs wunderbare Jahre! Natürlich gilt mein Dank auch allen anderen, die "Xena" ermöglicht haben ... vom Produzenten bis zum Kabelträger. :o)

Feedback wie immer an: alana83@gmx.net

© June 2oo2


Starless Nights

by Alana


"Had I known my heart would break
I'd have loved you anyway."

Trisha Yearwood - "I Would Have Loved You Anyway"


Ihr Atem ging heftig. Der Aufstieg war anstrengend; anstrengender, als sie es in Erinnerung hatte. Vielleicht weil sie die letzte Strecke diesmal ohne ihr Pferd gemacht hatte, welches sie in den Wäldern am Fuße des Berges zurückgelassen hatte. Es war ein langer und kräftezehrender Weg gewesen von Thrakien bis in dieses ferne Land, immer der aufgehenden Sonne entgegen. Ihr Hengst sollte nun ruhig einige Tage Zeit haben sich auszuruhen.

Zu ihrem Glück lag auf dem Weg, den sie beschritt, kaum Schnee. Nur am Wegrand über spärlichem Unterholz und auf einigen Felsgruppen lagen schwere Schneedecken. Die kalte, klare Luft kühlte ihre Lunge aus und ihre Brust schmerzte von der Anstrengung. Blind tastete sie entlang ihrer Hüfte nach dem Wasserschlauch, den sie mit sich trug, während sie mit müden Schritten aber dennoch entschlossen weiterging.

Das jähe Flügelschlagen einer Eule, die behände im Geäst der hohen Zedern über ihr hinwegflog, ließ sie förmlich zusammenzucken. Sie hielt inne und sah dem Vogel nach.

Die Eule war auf einem wiegenden Zedernzweig gelandet und starrte ihr nun direkt in die Augen. Ihre gelben Vogelaugen blinzelten. Gabrielle hob eine Feder auf, die soeben zu Boden geschwebt war, und besah sich ihre hübsche Musterung; dann wieder die Eule. Sie saß unverändert. Und starrte.

Konnte es sein, dass -

Plötzlich flog die Eule wieder fort. Noch eben hatte sie dort auf dem Zweig gesessen, nun war nur noch ihr Flügelschlagen vom blauen Himmel über den Zedern zu hören und im nächsten Augenblick zeugte nichts mehr davon, dass sie überhaupt existiert hatte.

Gabrielle schüttelte leicht zu sich selbst den Kopf und ließ die Feder frei. Sie setzte ihren Weg fort.

Ihre Schritte wurden langsamer, als sie die steinerne Plattform erreichte. Zu ihrer Rechten ragten schroffe, graue Felsen noch weiter in den Himmel hinauf, zu ihrer Linken lag die Landschaft, die sie am Fuße des Fuji hinter sich gelassen hatte; wogende Hügel und Berge von kleinen Seen und Flussläufen unterbrochen, die in der Abendsonne dampften. Nebelschleier schwebten in den Senken und Tälern.

Es war sogar die gleiche Tageszeit wie damals.

Der Blick auf diese Landschaft, die sich seit jenem Tag vor einem Jahr nicht verändert zu haben schien, war wie ein Blick in die Vergangenheit und somit eine Erinnerung daran, dass ihre scheinbare Idylle auch trügen konnte.

Und Gabrielle wusste, was sie sehen würde, wenn sie ihren Blick nur ein wenig weiter nach rechts zur Felswand schweifen lassen würde. Die kleine Quelle lag unscheinbar und unverändert da; ein seichter Wind kräuselte die ansonsten ruhige Wasseroberfläche. Wie unwirklich und fehl am Platz ihr Wasser doch inmitten dieser Welt aus Schnee, Felsen und Eis wirkte, stellte Gabrielle erst am heutigen Tag fest. Damals hatte sie keinen Blick dafür gehabt.

Sie seufzte und wandte sich ab.

Ihr Blick fand einen kleinen Punkt in weiter Ferne, der sich zaghaft zu bewegen schien. Ein roter Farbtupfer im zu Gold verwandelten Grün der frühabendlichen Landschaft. Ein Lächeln erschien unweigerlich auf Gabrielles Lippen, als die Gestalt bekannte Formen annahm. Es war eine Person;. kaum zu erkennen aufgrund der Entfernung, doch Gabrielle war sich sicher.

Fließende Kleider, die einen schlanken Körper im Atem des Windes umschmeichelten, waren zu erkennen, als diese näher kam.

Da die Gestalt auf ihrem Weg einige Bäume passierte, blieb sie Gabrielle für einige Momente in deren Schatten verborgen und war scheinbar fort. Doch sie verspürte kein Bedauern darüber. Etwas tief in ihr sagte ihr, dass es keinen Anlass dazu gab und es war, als flüsterte ihr jemand beruhigende Worte zu, die ihr Herz wärmten. Mit einem noch strahlenderem Lächeln wandte Gabrielle sich schließlich um und erblickte Xena; nun nur wenige Schritte von ihr entfernt.

Auch sie lächelte. "Gabrielle ..."

Gabrielle ließ sich Zeit ihre Freundin zu betrachten. Sie sah noch genauso aus wie damals. Das fast schwarze Haar, dem die Sonne nun einen goldenen Schimmer verlieh, die blauen Augen, welche mit den Eiskristallen um die herausragendste Schönheit wetteiferten und das Lächeln, dessen Wärme sie die tatsächliche Kälte vergessen ließ. Nur wirkte sie nicht mehr wie eine Kriegerin; kein Leder, kein Brustpanzer, keine Waffen. Bloß roter Stoff, der ihren stolzen Körper umschmiegte, als wäre er für nichts anderes geschaffen.

Ihr war bewusst, dass sie wohl in ihrer Erscheinung das genaue Gegenteil zu ihr darstellte. Sie selbst trug dunklere, unauffällige Farben, ihre gesamte Kleidung war zweckmäßig und an einigen Stellen so verstärkt, dass es einem Gegner nicht ohne weiteres möglich war, sie im Kampf mit seinem Schwert zu verletzen. Nur der Mantel, den sie gegen die Kälte trug, verbarg das Chakram an ihrer Hüfte, jedoch nicht das Schwert auf ihrem Rücken.

Gemächlich tat Gabrielle einige Schritte auf Xena zu, während sie sprach und der Versuchung widerstand ihr in die Arme zu fallen. Denn jetzt, nachdem Xena endgültig in die Welt der Geister übergegangen war, war dies nicht mehr ohne weiteres möglich, das wusste Gabrielle. Ihr Lächeln verklang, sie wurde ernst, beinahe wehmütig. "Ich hab' von dir geträumt vor ein paar Nächten. Du bist zu mir gekommen und wir sind auf Argo davon geritten. Irgendwohin, wo wir zusammen sein konnten." Ihre Erinnerung daran war lebendig.

Xena schloss tief einatmend die Augen, als würde sie ein sehr intensives Gefühl wiedererleben. Ihre geschlossenen Lider flatterten leicht. "Ja ..." Ein Lächeln, auch noch, als sie ihre Augen wieder öffnete. "Ich weiß."

Gabrielle lächelte ein wenig ungläubig, da sie nicht wusste, wie sie anders reagieren sollte. "Du weißt?"

Erneut schloss Xena die Augen, als wolle sie so eine Erinnerung heraufbeschwören. "Die Wiese, wo ich Argo gefunden habe ... dieser kleine Bach in der Nähe von Athen, den wir auf einer unserer ersten Reisen dorthin entdeckt haben ... die Wälder von Thessalien an einem sonnigen Tag ..."

Gabrielle schmunzelte. Xena hatte gerade tatsächlich die Orte aufgezählt, an denen sie mit ihr im Traum entlanggeritten war. "Ich wusste nicht, dass du das kannst."

Xena trat noch einen Schritt näher und sah ihr tief in die Augen. "Ich habe dir doch gesagt, ich werde dich niemals loslassen."

Sanft hatte Xenas Atem bei diesen Worten Gabrielles Haut gestreichelt. War dies möglich? Oder war es am Ende nur Einbildung? Nur ein Windhauch? Aber es war warm gewesen. Ihr Blick schweifte ein wenig zur Seite, wo Xena nun eine Hand in Brusthöhe hob, die Handfläche Gabrielle zugewandt.

Ohne wirklich eine Entscheidung darüber zu fällen, hob auch Gabrielle ihre Hand und brachte sie der Xenas entgegen; leicht zitternd vor Erwartung und vor Angst eine Enttäuschung zu erfahren, sollte ihre Hand durch die Xenas hindurchgleiten, wie damals Xenas Hand durch ihr Chakram geglitten war. Als sich ihre Fingerspitzen und Handflächen berührten, ließ die Wärme, die Gabrielle dort spürte, ihr Herz tief seufzen und ihre Augen feucht werden. Es brachte all die Erinnerungen an verlorene Tage vereinigt in einem einzigen Augenblick zu ihr zurück und es schien ihr, als würde plötzlich nicht mehr der typische Geruch von Schnee in der klaren Luft liegen, sondern Leder und -- Doch sie wusste, dass das vermutlich nur ein Trugschluss verursacht durch ihre Sehnsüchte war. Es konnte nicht anders sein, denn ein intensiverer Kontakt als diese vage Berührung ihrer Hände schien nicht mehr möglich. "Ich kann nicht glauben, dass das alles ist ...", flüsterte Gabrielle. "Nach einem Jahr."

"Oh, das ist noch nicht alles."

Xenas warme Stimme ließ sie ihren Kopf wieder wenden, eine nicht gestellte Frage auf ihrem Gesicht. Xenas Lippen, die sich für einen Moment sanft auf ihre legten, beantworteten ihr diese Frage.

Und wieder glaubte sie den unverkennbaren Geruch von Leder und Pferden wahrnehmen zu können und den Duft von saftigem Gras, wenn die Sonne darauf schien, diesmal noch um einiges intensiver. Dazu breitete sich ein Gefühl von angenehmer Wärme in ihr aus, ausgehend von ihrem Herzen. Mit jedem Herzschlag flutete eine neue warme Welle durch ihren Körper und ließ die unwirtliche Kälte dieser Höhenlagen zunehmend zu einer bloßen Erinnerung verblassen.

Xena hatte sich wieder aufgerichtet. "Vielleicht reiten wir beim nächsten Mal über die Wiesen vor Amphipolis.", schmunzelte sie. "Ich kenne eine kleine Lichtung, wo es im Sommer Dutzende Schmetterlinge gibt, die um einen herumtanzen."

Gabrielle antwortete mit einem schmerzlichen Lächeln. Sicherlich war es tröstlich, Xena wenigstens in ihren Träumen bei sich zu wissen, aber es war ihr längst nicht genug. Wie konnte es das auch sein?! Zudem wusste sie, dass die Zeit des erneuten Abschieds kommen würde, nichts konnte daran etwas ändern. Alles in ihr sträubte sich gegen diesen Gedanken und hielt sich an diesen wenigen, so kostbaren Momenten fest.

Xena schien ihre Gedanken gefühlt zu haben und suchte besorgt Blickkontakt.

"Xena ...", begann Gabrielle im Versuch ihr zu sagen, was es für sie bedeutete sie schon bald wieder gehen zu lassen.

"Gabrielle ..." Sie hob ihre Hand, um ihre Freundin zum Schweigen zu bringen. "Ein Stern leuchtet nicht nur dann, wenn man ihn ansieht ... er ist auch da, wenn man es nicht tut. Manchmal mag er hinter Wolken verborgen sein, aber du weißt, dass er trotzdem da ist ... obwohl du ihn nicht sehen kannst und er weit entfernt ist ..."

Solch poetische Worte, wenn sie von Xena kamen, hätten Gabrielle zu einem anderen Zeitpunkt dazu veranlasst ihre Freundin beeindruckt anzuschauen, doch nicht heute. "Ich bin den ganzen Weg von Thrakien hierher gereist ... ich sehe dich endlich wieder. Aber wenn ich einmal blinzele, wirst du schon wieder fort sein." Gabrielle kämpfte mit den Tränen. Es war zu spät jetzt aufzuhören zu sprechen. "Das ist nicht fair ... Ich kann dich nicht einmal berühren, nicht umarmen. - Warum bekommen wir nicht einen Tag ... oder wenigstens eine Stunde?"

Xena sah sie bedauernd an. "Sie brauchen mich.", war ihre einfache Antwort.

"Das tue ich auch, Xena.", sagte Gabrielle leise.

Das Lächeln auf Xenas Lippen, als sie ihren Kopf schüttelte, war aufrichtig heiter. "Die Erinnerung in deinem Herzen ... das ist alles, was du brauchst. - Ich kann mir kein schöneres Andenken vorstellen."

Gabrielle senkte den Kopf. Sie hörte Xenas Stimme, sah ihr Lächeln und verstand, wie sehr ihre Freundin recht hatte. Doch im selben Moment dachte sie auch daran, dass diese Stimme und dieses Lächeln lediglich noch in ihrer Erinnerung existierten. "Es ist kalt nachts.", sagte sie mit tonloser Stimme.

Xena seufzte tief. Es war schwer den Schmerz, den Gabrielle empfand, nicht selbst zu spüren.

"Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass du nicht mehr da bist, wenn ich nachts einschlafe ... und auch nicht, wenn ich am nächsten Morgen aufwache. Da ist nur ein leerer Platz."

"Du bist stärker als das, Gabrielle, ich weiß es. Du bist nicht der Mensch, der sich von negativen Dingen aus der Bahn werfen lässt." Xena glaubte an diese Worte, hoffte aber auch, dass es nicht allzu sehr nach einer erzwungenen Erklärung klang.

Ein wehmütiges Lächeln erschien auf Gabrielles Gesicht. "Nur ist der Tod meiner besten Freundin nicht irgendeine Sache." Sie hob ihren Blick wieder und schaffte es Xena anzusehen. "Ich habe dich endgültig verloren ... das wird mir mit jedem Atemzug, den ich tue, bewusst ... und es tut immer noch weh. Das wird es immer."

"Du fehlst mir ebenso.", seufzte Xena und hoffte, dass Gabrielle verstand, was sie mit Worten nicht sagen konnte.

Gabrielle lächelte selbstironisch. "Weißt du, ich trage noch immer deinen Mantel mit mir. Und von Zeit zu Zeit benutze ich ihn nachts anstelle einer Decke, um mich warm zu halten. Es ist irgendwie ein bisschen so ... als wäre nicht alles von dir fort. Ich kann mir einreden, wenn ich die Augen schließe und deinen Namen nur oft genug in den Wind flüstere, dann bist du wieder da."

Eine Träne rann Xenas Wange hinab. Ihr entging dennoch nicht, dass Gabrielle kurz ihren Blick mied. "Du hast es tatsächlich versucht ...", belächelte Xena ihre eigenen Worte.

Es war sinnlos sich gegen das leise Lachen zu wehren, das aus ihrer Kehle drang. Es schien sonderbar; fehlplatziert in Anbetracht ihrer Stimmung. Gabrielle zuckte resignierend mit den Schultern. "Es funktioniert in den Geschichten, die man Kindern erzählt, immer." Peinlich berührt lächelnd sah sie fort. "Ich weiß, es ist dumm ..."

Xena sah sie liebevoll an. Auch wenn die Tränen auf Gabrielles von der Kälte leicht geröteten Wangen noch nicht getrocknet waren und im Licht der sterbenden Sonne feucht schimmerten, so strahlten ihre grünen Augen doch wieder voller Leben wie früher. Die Genugtuung darüber ließ Xena sich beschwingt fühlen.

"Dass Cosmo da war, hat ein bisschen geholfen." Gabrielle hob den Kopf, um Xena wiederum anzusehen.

"Wer ist Cosmo?"

"Oh ..." Gabrielle lächelte, als sie sich über ihren Fehler bewusst wurde. "Cosmo ist mein ... Pferd. Er ist wirklich schön, du solltest ihn sehen. Dunkelbraunes Fell, nur an der rechten vorderen Fessel ist es ein wenig weiß, so als würde er einen Schuh tragen. Es war schon fast sonderbar, er ist praktisch von selbst zu mir gekommen. Ich habe ihn gefunden, als ich auf dem Weg war zu --" Ihr Herz sank jäh, als sie zu spät bemerkte, was sie im Begriff war anzusprechen. Und die angenehme Euphorie, die sie verspürt hatte, da sie Xena über ihr Pferd berichten konnte, erstarb. "Eve."

Xena nickte. Nun war es an ihr betreten zu Boden zu blicken. Sie brauchte nicht erst zu fragen, um zu wissen, wie diese Begegnung abgelaufen war, was beide Frauen dabei empfunden haben mochten. Sie mochte sich den Schmerz ihrer Tochter über die Nachricht ihres Todes auch nicht vorstellen. Als sie sich gegen das Leben entschieden hatte, hatte sie den zwei Frauen, die für sie das wichtigste waren, weh getan und sie vergaß dies nur zu gerne. Als sie heimlich hoffte, Gabrielle würde jenes Thema nun wieder fallen lassen, fuhr diese leise fort.

"Ich war nicht darauf vorbeireitet, wie schwer es mir fallen würde ihr auch nur in die Augen zu sehen. Sie anzusehen war, als würde ich ..." Gabrielle verstummte.

Als Xena aufsah, hatte Gabrielle ihren Kopf bereits abgewandt; ihre Augen schimmerten feucht in der dunkelgelben Abendsonne. Als würde ich dich ansehen., beendete Xena Gabrielles Worte in Gedanken und fühlte wie ihr eigenes Herz sank.

Gabrielle bemerkte, wie Xena ganz unvermittelt den Kopf leicht zur Seite wandte und auf etwas zu lauschen schien. Doch nichts außer dem Rauschen des Windes in den immergrünen Wipfeln der Zedern war zu hören. Gabrielle schluckte.

Xena sah sie wieder an. "Es ist Zeit."

Gabrielle nickte knapp und schluckte erneut, um sich zu sammeln. Jetzt, wo es wirklich soweit war, schnürte sich ihr die Brust zu. Sie sah in die Ferne, wo die Sonne bereits die Hügel berührte und den Himmel violett malte; ganz so wie damals. Und sie hasste sie dafür. Dafür, dass sie wieder unterging und ihr wieder das wegnahm, was ihr auf der Welt am meisten bedeutete. Sie wusste, dass es vollkommen unsinnig war. Die Sonne konnte nichts dafür; eine unbeteiligte Scheibe, die jeden Abend das tat, was sie auch an diesem Abend tat. Und doch -

Es hatte lange gedauert, bis sie wieder einen Sonnenuntergang hatte betrachten können, ohne an den Schmerz erinnert zu werden, den ihr der endgültige Abschied von Xena bereitet hatte.

Sie lachte schmerzlich auf und schluckte leise schniefend ein paar Tränen hinunter. "Ich bin mit so vielen Vorsätzen hierher gekommen. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu weinen. Ich wollte es dir diesmal nicht so schwer machen zu gehen. Ich wollte es mir nicht wieder so schwer machen ... und jetzt sieh mich an ..." Ein gequältes Lächeln voller Selbstironie, als sie hilflos die Arme gegen ihren Körper fallen lies.

Xenas Herz war gebrochen. Einmal mehr. Sie seufzte kaum hörbar und küsste sanft eine Träne fort, die ihren Weg zu Gabrielles Lippen gefunden hatte. "Ich vertraue darauf, dass du in dem, was du tust, besser bist, als ich es je war. Da draußen sind viele Menschen, die deine Hilfe brauchen."

"Ich weiß." Gabrielle brachte nur ein Flüstern zustande.

Ein verschmitztes Grinsen. "Es wäre möglich, dass ich dich höre, wenn du mal wieder mit dem Wind sprichst."

Gabrielle kämpfte auch jetzt nicht gegen das Lächeln auf ihren Lippen an. Sie hatte die Momente, in denen Xena sie zum lachen brachte, immer besonders genossen. "Nur eine Antwort kann ich wohl nicht erwarten.", stellte sie ernster fest.

Xena sah kurz zu Boden, ihr Gesicht zeigte Ernsthaftigkeit und Bedauern.

Dann beugte sie sich in einer Geste der Umarmung vor. Doch im Moment bevor sie Gabrielle berührte, löste sie sich in eine feine Wolke aus schimmerndem Staub auf. Das war alles, was von ihr blieb. Gabrielle schloss die Augen, als der Nebel ihren Körper umfloss. Ein letztes Mal empfand sie das Gefühl von Xenas Nähe. Dann war auch das vorüber, die Wolke verlor sich im Wind, noch bevor sie ihre Augen wieder öffnete, und ließ sie allein zurück; frierend trotz der wärmenden Abendsonne, die ihre Haut streichelte.

Ihr Blick schweifte in die Ferne, wehmütig und doch mit mehr Zuversicht als zuvor.

"In einem Jahr, Xena, in einem Jahr."


The End

Final Note: Mit dieser FF habe ich mich wohl geoutet der verschwindend kleinen Gruppe angehörig zu sein, der das Ende, so wie es war, ganz gut gefallen hat. *duck* Obwohl es weniger ausführliche von zuckenden Blitzen morbid ausgeleuchtete Einstellungen von Xenas kopfloser Leiche auch getan hätten. Auf die Szene, in der Gabrielle dann Xenas Kopf "findet", hätte ich ebenso verzichten können. -- Gut, jetzt wisst ihr's, hängt mich! ;o)

Und, ja, das rote Gewand, das Xena hier trägt, ist das rote Gewand aus FIN. *ggg* Warum sie gerade das als Bekleidung gewählt hat, wo sie doch jede beliebige Gestalt annehmen kann ...? Nun ja, interpretiert Subtext hinein, oder auch nicht. Es gibt wohl ebenso viele rationale Erklärungen dafür, wie es romantische gibt. ;o)