Dank: Mein Dank geht an all jene, die mir Feedback zu Amazon Encounter geschickt haben. Eure netten Worte waren wirklich förderlich. Da die Geschichten mit einander verknüpft sind, ist es am besten, wenn sie in der Reihenfolge gelesen werden, in der sie online gestellt werden.
Warnung: Diese Geschichte gehört zu "Alternative Fiction". Bitte lest sie nicht, wenn ihr minderjährig seid oder es an eurem Ende der Welt illegal sein sollte.
Notiz: Die Orte und Geschichten in der Story sind real. Sie sind Bestandteile meiner eigenen Feldforschungen in der Türkei.
Anmerkung von jany_: Ich hätte gern Feedback, damit ich weiß, ob es sich lohnt, einen weiteren Encounter zu übersetzen und hoffe, dass ich meine Arbeit annähernd so gut gemacht habe, wie Finonomene.
Copyright © 2003 jany_
Turkish Encounter
By
Anne Azel
a_azel@hotmail.com
Übersetzung von jany_
Teil 4
Vor dem Mittagessen zog Jamie sich an und nahm vorsichtig den Weg
die Stufen hinunter. Ihr Knie pulsierte immer noch schmerzhaft,
aber sie wollte die Zeit, die ihr noch mit Chrissy blieb, nicht
vergeuden. Es war keine bewusste Entscheidung, sondern ein
langsames Realisieren gewesen, das ihr sagte, dass sie am Ende
ihres Urlaubs ohne Chrissy nach Amerika zurückkehren musste.
Eine bewusste Entscheidung hätte bedeuten, der Realität
ins Auge zu sehen, welche Chrissy und Gunnul keine dauerhaften
Bestandteile ihres Lebens werden ließ. Doch dafür war
sie im Moment nicht tapfer genug.
Sie trat auf den Patio und sah den Sandweg hinauf. Von unterhalb
des Kiefernwaldes führte eine in ein staubiges Blau
gekleidete bäuerliche Frau einen grauen Esel, auf dem zwei
türkische Kinder ritten. Die drei plauderten und lachten
glücklich, während sie den steilen Weg nach oben
gingen.
Jamie wünschte sich eine Kamera. Es war ein wirklicher Kodak
Moment. Dann realisierte sie geschockt, dass das
größere Kind, welches auf dem Rücken des Tieres
ritt, ihre Tochter und die bäuerliche Frau Gunnul war!
‚Mein Gott! Ich habe sie nicht erkannt! Ich bin so anders
als sie. Ich gehöre nicht in das Leben meiner eigenen
Tochter!'
Gunnul fühlte sie durch einen Schmerz in ihrem Herzen. Dann
sah sie auf, um die Verzweiflung auf dem Gesicht ihrer Geliebten
zu sehen. "Mädchen, bringt den Esel in den Stall und putzt
und füttern ihn. Wenn eure Arbeiten gemacht sind, könnt
ihr zwei mit Shantu zu Fabinas Zelt zurückkehren. Ich muss
nach etwas sehen", ordnete Gunnul an und ging.
Jamie war zurück in Gunnuls schönes Büro gehinkt.
Sie sah sich um. Ihr Blick fiel auf untertriebenen Reichtum und
sie merkte, dass sogar die europäische Seite ihrer Geliebten
ganz anders war, als ihre eigene. Da gab es keine
Gemeinsamkeit.
"Jamie?" fragte Gunnul, während sie hinter Jamie trat und
ihre Hände auf die Schultern der zierlichen Frau legte.
Jamie legte ein Hand auf die ihrer Geliebten. "Es ist okay
Gunnul, ich habe nur gerade gemerkt, dass ich bald gehen
muss."
"Gehen?!" kam die erschrockene Antwort.
"Ja, nächste Woche", antwortete Jamie. "Mein Urlaub ist fast
vorbei." Dann, nicht in der Lage innezuhalten, drehte sie sich zu
ihrer Geliebten um und umarmte sie fest. "Ich liebe euch beide so
sehr! Du kümmerst dich um Chrissy, hörst du! Bitte! Oh
Gott!", schluchzte sie. Gunnul zu durcheinander, um zu antworten,
nahm sie in eine starke, tiefe Umarmung und wünschte sich,
nie mehr loslassen zu müssen.
"Shhh, nicht weinen Jamie. Ich muss dich an einen geheimen Ort
mitnehmen. Komm bitte", flüsterte Gunnul nach einer Weile in
Jamies Haar. Ihre Stimme klang betont fest.
Jamie nickte und wischte sich mit der Hand die Tränen aus
den Augen. Gunnul ließ von ihr ab und holte ihr ein
Taschentuch vom Schreibtisch. "Danke", schnüffelte Jamie
daran denkend, nicht ihre Nase zu putzen, da dies in der
Türkei als sehr unhöflich betrachtet wurde, wenn man es
in der Öffentlichkeit tat. "Ich bin okay. Entschuldige, ich
scheine immer auf deine Schulter zu weinen", krächzte die
kleine Amerikanerin.
"Ich verstehe, aber es stört mich nicht", versicherte ihr
Gunnul mit einem intensiv besorgten Blick.
Jamie lachte und sah Gunnul mit liebevollen Augen an, "Doch, tut
es! Ich kann immer sagen, wann du durcheinander bist, weil sich
dein Englisch verschlechtert."
Gunnul wurde rot und machte einen Schmollmund. "Es tut nicht, ich
denke", sagte sie und lachte mit Jamie, als sie merkte, dass es
sich als wahr bewiesen hatte. "Komm, da ist etwas sehr Wichtiges,
das ich dir zeigen muss."
Gunnul nahm Jamies Krücke und legte sie auf den
Schreibtisch. Sie bot Jamie stattdessen ihren Arm an. Für
eine Sekunde zögerte Jamie, bevor sie feststellte, dass es
nett wäre ohne sie zu gehen, besonders da sie sich an Gunnul
lehnen konnte. "Ich könnte anfangen es zu mögen",
kicherte sie und hinkte nervös an Gunnuls Seite.
"Ich tu es bereits", bemerkte die Türkin ernst und
drückte mit ihrer anderen Hand Jamies, die auf ihrem Arm
ruhte. Sie gingen leise durch den Garten, Gunnul stellte ihren
Schritt automatisch auf den ihrer gelähmten
Seelengefährtin ein. An dem verriegelten Tor legte Gunnul
Jamies Hand auf den schmiedeeisernen Zaun, während sie das
schwere Schloss entfernte, dann hob sie Jamie hoch und trug sie
durch das überwachsene Gelände bis sie zum Grab kamen.
Dort setzte sie Jamies Füße wieder auf den Boden,
blieb aber als Stütze hinter ihr stehen und legte ihre Arme
lose um Jamies Taille.
Jamie streckte ihre Hand aus und berührte den alten Stein.
"Das ist sie!" rief sie und sah dann zu Gunnul hinauf. "Das sind
wir!"
"Ja, ich fühle es auch, aber sieh dir die Namen an. Das
können nicht die richtigen sein." Jamie hüpfte einen
Schritt vor und folgte mit ihren Fingern der Beschriftung.
"Kristinia Thanasis, Gunnul, das ist der Name, den du hattest,
als wir uns im Amazonas trafen. Aber das macht keinen Sinn! Das
ist jetzt! Und wir sind nicht dort, wir sind hier! Und dies sind
nicht unsere richtigen Namen! Gunnul was geht hier vor?!"
Gunnul schüttelte ihren Kopf, "Ich weiß es nicht.
Fühlst du die Energie, wenn du den Stein berührst?"
Jamie nickte. "Es ist als ob wir eine Nachricht verstehen sollen,
aber ich kann es nicht! Verstehst du sie, Jamie?"
"Nein, zumindest noch nicht", seufzte Jamie und fuhr sich mit den
Fingern durch ihr Haar. "Ich denke, dass wir trotzdem diese Leute
sind", meinte die Amerikanerin. "Es ist als ob da eine Verbindung
besteht... ein subtiles Bewusstsein ... fühlst du es?"
Gunnul schüttelte frustriert den Kopf und zog ihre
Augenbraue hoch: "Ich denke schon, aber ich bin nicht sicher, ob
das, was ich fühle, real ist. Leben wir in verschiedenen
Dimensionen und wissen irgendwie von einander? Ich verstehe das
nicht."
Jamie nickte. Es verging einige Zeit, bevor sie den verwirrten
Garten verließen und das Tor wieder verriegelten.
***********
Gunnul hatte noch eine andere Überraschung, die auf Jamie
wartete, als sie zurückkehrten. Sie führte sie zur
Rückseite der Villa in das private türkische Dampfbad,
das sie hatte vorbereiten lassen. Sie zogen sich aus und
wickelten sich in weiche, weiße Handtücher, um im mit
Zederholz ausgekleideten Dampfbad zu sitzen. Als es ihnen zu warm
wurde, gingen sie hinaus und stiegen in das aus griechischem
Mosaik gefertigte Becken kalten Wassers. Danach kehrten sie in
das heiße Zimmer zurück. Nachdem sie sich dann
entspannt hatten, half Gunnul Jamie in ein Seitenzimmer, wo eine
Frau darauf wartete sie zu massieren. Ihre nackten Körper
waren mit Seifenschaum bedeckt und sie wurden mit einem groben
Schwamm gewaschen, um den Schmutz und abgestorbene Haut zu
entfernen. Dann wurde warmes nach Parfum riechendes Wasser
über sie gegossen und noch mehr Seifenlauge auf ihren
Körpern aufgetragen, so dass sie noch einmal mit einem
Schwamm und süß riechenden Kräutern und
Gewürzen gewaschen werden konnten. Einmal mit heißem
Wasser abgespült, wurden sie mit warmen Ölen massiert,
bis jeder Knochen und Muskel in ihren Körpern entspannt und
ausgeruht war.
Wieder in weiche Handtüchern gewickelt, gingen sie in ein
anderes Zimmer, um sich auf gepolsterte Bänke zu legen, um
Datteln, Käse, Brot, Nüsse und Obst zu essen und Kaffee
zu trinken. Gunnul erklärte, dass die Bäder für
Frauen traditionell den Tag beendeten. Sie waren in den alten
Zeiten eine der wenigen Orte gewesen, wo eine Frau hingehen
konnte, ohne von einem Mann begleitet zu werden. Sie nahmen
Picknickkörbe und Musikinstrumente mit und verbrachten den
Tag mit Reden und Handeln.
Sehr zu Jamies Freude zog Gunnul, nachdem sie gegessen hatten,
ein gitarrenähnliches Instrument heraus und sang mit
schöner melodischer Stimme türkische Volkslieder
für sie. Nachdem die stillen Diener abgeräumt hatten,
liebten sie sich und verschliefen den Nachmittag in den Armen der
Anderen.
Jamie wachte auf, um in Gunnuls bemerkenswert blaue Augen zu
sehen, welche auf sie hinunter blickten. Gunnul hatte sie sanft
wach geküsst. "Hmmm, das ist die einzige Art, mich zu
wecken", murmelte Jamie und Gunnul eroberte wieder ihre Lippen,
auf denen sie die Leidenschaft noch immer schmecken konnte.
"Chrissy wird sich fragen, wo wir sind", protestierte die
zierliche Frau schwach.
"Chrissy weiß, wo wir sind", antwortete Gunnul. "Den
heutigen Tag und diese Nacht wird sie bei einer Freundin zu Hause
verbringen. Fabina ist mit den Ziegenherden der Familie in den
Bergen gewesen, aber jetzt sind sie zurückgekehrt. An diesem
Morgen haben sie ihre Ziegenhaarzelte in niedrigeren
Weidegebieten aufgestellt. Shantu beaufsichtigt sie",
erklärte Gunnul.
"Sie zelten, was für ein Spaß! Ich habe das auch
getan, als ich ein Kind war", lächelte Jamie und freute sich
für Chrissy.
Gunnul lachte: "Nein, sie zelten nicht. Fabinas Familie lebt auf
diese Art. Sie sind nomadische Landwirte. Morgen, wenn wir
Chrissy abholen, hast du die Chance zu sehen wie sie leben",
erklärte Gunnul.
Jamie sah Gunnul lange an. "Du bist Millionen wert, oder?" fragte
sie unverblümt. Gunnul runzelte die Stirn, nickte aber. "Und
Chrissy ist dein einziger Erbe?" Gunnul fühlte, wie sich
Furcht in ihr Herz schlich. Hatte sie Jamie nach all dem falsch
eingeschätzt? Aber sie nickte wieder. "Und du lässt sie
mit der Tochter eines nomadischen Hirten spielen!" lächelte
Jamie und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
Gunnul verteidigte sich: "Ich bin keine schlechte Mutter, Jamie.
Sie sind gute Moslems und Shantu oder ich gehen immer mit, um
Chrissy zu beaufsichtigen, wie es sich gehört." Jamie brach
in Gelächter aus. "Was ist daran so lustig?!", fragte Gunnul
ärgerlich. "Du. Du bist so wunderbar süß! Ich
liebe dich, Gunnul", sagte sie und wickelte sich um den
Körper ihrer Geliebten. "Ich denke, dass es wundervoll ist,
dass deine Art vom Reichtum unberührt ist und du unserer
Tochter beigebracht hast, genauso zu sein."
"Fabinas Familie sind gute Leute. Sie können nichts
dafür, dass Allah sie landlos machte", bemerkte Gunnul
ernst, wie es ihre Art war.
Jamie nickte: "In deinem Büro heute Morgen... ich war
durcheinander, weil ich mich, nachdem ich dich in traditioneller
Kleidung sah, dir gegenüber so fremd gefühlt habe. Eine
Fremde, die nicht in die Welt meines Kindes oder meiner Geliebten
gehörte. Ich… Ich… bin in dein Büro
gegangen und habe all den Reichtum des Raums gesehen und gedacht,
dass ich nicht einmal zu deiner europäischen Seite passe.
Gunnul, ich lebe auf Mittelstandsverhältnissen in einer
Wohnung, kleiner als das Schlafzimmer, das ich jetzt benutze! Ich
fühle mich nur etwas besser, wenn ich weiß, dass
Chrissy nicht sieht, dass jene Unterschiede wichtig sind",
gestand Jamie.
Gunnul runzelte die Stirn, "Ist es mein Reichtum, der uns trennt,
Jamie?" fragte sie.
Jamie versteifte sich und rollte sie auf den Rücken. "Nein,
Gunnul, es sind meine Ängste. Das Problem ist in mir. Ein
Teil meiner Emotionen, der nicht gerade sehr gut heilt",
erklärte Jamie und drehte ihren Kopf, um in Gunnuls
traurigen Augen zu sehen.
Gunnul schluckte und betrachtete beunruhigt einen Streifen des
Handtuchs. "Manchmal bin ich auch unsicher im Bezug auf deine
Absichten. Das stammt auch von meinen schlechten Erfahrungen in
meiner Vergangenheit", gestand Gunnul.
"Es würde nicht funktionieren Gunnul. Eine Beziehung ist
schon schwer genug aufrecht zu halten, wenn man sie ohne
mangelndes Vertrauen beginnt. Ich will nicht noch einen Fehler
machen."
Gunnul nickte traurig und schluckte "Würdest du heute Abend
gerne zum Essen ausgehen, Jamie?" fragte sie. Jamie akzeptierte
die Änderung des Themas. "Das würde ich sehr gern!"
flüsterte sie und schmiegte sich wieder an ihre
Geliebte.
Sie fuhren in ein nobles Hotel, von dem aus man auf das
Mittelmeer sehen konnte und aßen unter den Sternen, umgeben
von den blühenden Gärten von Bougainvillea, welche
durch das Meer reflektiert wurden. Danach mieteten sie ein
lokales Bootstaxi für eine Mondlichtkreuzfahrt dorthin, wo
der Fluss von Antalya über den Kalksteinsteilhang floss und
in einem weißen Schleier in das darunterliegende
mondbeschienene Meer stürzte. Es war ein wunderbarer,
magischer Abend und Jamie wusste, dass sie ihn für immer in
ihrem Herzen behalten würde.
***********
Am nächsten Morgen erwachte Jamie und stellte fest, dass
Gunnul schon auf war. "Morgen, meine Kriegerin", murmelte sie und
wurde mit einem Kuss belohnt.
Gunnul sah ernst und besorgt aus. "Jamie, ich habe dir eine
Gallabeeya, eine Robe, gekauft. Du musst sie nicht
tragen…"
"Wo ist sie?" schnitt ihr die aufgeregte Amerikanerin sich eifrig
umsehend das Wort ab.
Gunnul stand auf und sah erleichtert, aber immer noch nervös
aus. Jamie neigte ihren Kopf, als sie auf der Kante des Betts
saß und sah erwartungsvoll ihre Geliebte an.
"Wir fahren heute nach Konya. Es ist eine sehr religiöse
Stadt. Chrissy und ich tragen traditionelle Kleider. Wenn du dich
darin wohl fühlst, kannst du das auch tun. Aber du musst es
nicht tun. Du weißt, dass Chrissy und ich auch mit deiner
europäischen Art einverstanden sind", erklärte Gunnul
auf ihre ernste Weise und brachte Jamie zum Lachen.
Gunnul sah überrascht und dann verwirrt aus. "Gunnul",
lachte Jamie leise, "du bist so entzückend, wenn du
versuchst, diplomatisch zu sein. Dies ist dein Land und ich will
mich deiner Kultur anpassen. Wenn du und Chrissy mich in Amerika
besuchen kommt, erwarte ich, dass du dich an meine Kultur
anpasst, okay?"
Gunnuls Antwort war ein Luftsprung, der eine überraschte
Jamie sich mit dem Rücken auf dem Bett und einer
ekstatischen Türkin an ihrer Seite wiederfinden ließ.
Jamie sah hoch um blaue Augen wie Diamanten funkeln zu sehen: "Ja
Jamie! Wir können dich besuchen kommen! Ja?"
Jamies Herz lief vor Liebe zu dieser bemerkenswerten Frau
über. "So oft du willst, meine Liebe. Du und Chrissy, ihr
werdet immer in meinem Haus willkommen sein", versicherte Jamie,
während sie ihre Arme um die große Frau legte um sie
zu umarmen. "Und nun zeig mir mein neues Outfit, sonst kommen wir
hier nie weg!"
Gunnul küsste Jamies Stirn, zog sie in eine sitzende
Position und trabte glücklich davon, um mit einem Paket
zurückzukehren. Sie nahm eine dunkelgrüne Robe mit
zarten Stickereien an den Ärmeln heraus. Die Farbe war genau
die Gleichen, wie die von Jamies Augen. "Oh Gunnul! Ich liebe
es!" sagte Jamie begeistert und stieg aus dem Bett zu ihrer
Geliebten und hielt sich zur Unterstützung an ihr fest, als
sie in das Kleid schlüpfte. Gunnul stand mit verwundertem
Blick da und starrte auf sie herunter. "Gut so?" fragte Jamie,
die sich durch die Stille etwas unsicher fühlte.
Gunnul schüttelte sich selbst aus ihrer Trance und
lächelte: "Du bist so schön Jamie! Du nimmst mir den
Atem!" Jamie legte ihre Arme um Gunnuls Hals und küsste sie.
"Danke für alles", sagte sie aus ganzem Herzen. Kurze Zeit
später holperten zwei sehr traditionell gekleidete Frauen
über das Futter in Gunnuls Landrover.
Sie hielten vor drei schwarzen Zelten, um zwei aufgeregte Kinder
hinauslaufen zu sehen. Chrissy umarmte Jamie und lief dann zu
Gunnul, um diese zu umarmen, als sie um die Vorderseite des Jeeps
herum kam. Dann lief sie zurück, um Jamies Hand zu nehmen
und sie zu dem schüchternen Mädchen hinüber zu
führen, welches ein Stück entfernt wartete. "Mom, das
ist meine beste Freundin auf der ganzen Welt, Fabina." Dann
sprach sie in raschem Türkisch zu dem hübschen
Mädchen. Fabina lächelte und bedeutete ihnen mit einer
großzügigen Armbewegung in das Zelt einzutreten.
"Du siehst nett aus, Mom", flüsterte Chrissy leise, als sie
hineingingen. "Ich habe Mommy geholfen es für dich
auszuwählen", fügte sie stolz hinzu.
Jamie umarmte sie und lächelte Gunnul liebevoll an, welche
ihr öffentliches, emotionsloses Gesicht aufgesetzt hatte. Im
Zelt wurden sie von Shantu und Fabinas Mutter mit
Kölnischwasser und frisch gekochtem morgendlichen Tee
begrüßte. Die Männer, so erklärten sie,
hatten die Ziegen schon zum Grasen gebracht. Die Frauen
servierten geschnittenen Gurken, weißen Käse, Oliven
und Pitabrot. Zu Jamies Überraschung rollte sich Fabina
unter Gunnuls Arm zusammen, sobald die ruhige Kriegerin sich
gesetzt hatte. Gunnul umarmte sie fest und küsste ihr
dunkles Haar. Chrissy saß neben Jamie und hielt stolz ihre
Hand. Sie sprachen während des Frühstücks leise
über das Sommerweideland in den hohen Hügeln. Chrissy
übersetzte und erklärte leise, dass Fabina Shantus
Nichte war.
Jamie war vom Inneren des Zeltes fasziniert. Von außen
waren sie schwere, schwarze Bauten, die an verschiedenen Stellen
durch Stangen gestützt und mit groben Hanfseilen am Boden
befestigt wurden. Drinnen teilten niedrige Plattformen das Zelt
in Schlafplätze und Lager. Die Bänke und der Boden
waren durch dicke, handgemachte Teppiche mit schönen,
farbigen Mustern bedeckt. Jamie bemerkte, dass sie in Amerika
eine Menge Geld einbringen würden. Ein Messingölofen
lieferte Wärme und eine Kochfläche und in der Ecke
stand eine komplizierte Wasserpfeife. Es war ein einfacher, aber
eleganter Lebensstil.
Chrissy erklärte, dass die Plattformen, die dem Raum das
Aussehen eines traditionellen türkischen Wohnsitzes gaben,
Sofa genannt wurden. Der Europäer hatte die türkischen
Bräuche genommen und die Idee zu den langen, freistehenden
Sitzen entwickelt, denen sie denselben Namen gaben. Sie zeigte
ihr auch die verschiedenen Muster, die auf den Teppichen wie 'dem
Baum des Lebens' verwendet wurden. Auf Gunnuls ernste Art zeigte
Chrissy Jamie, wie die Teppiche in der Türkei doppelt
verknotet wurden und erklärte, dass ein Teppich je nach
Qualität fünfzig bis achtzig Knoten je Quadratzoll
haben würde.
Sie zeigte Jamie, dass das Muster auf einem guten Teppich auf der
Rückseite genauso sauber gearbeitet war, wie vorn. Dann nahm
sie den Seidenteppich, der das Herzstück des schönen
Zeltzimmers war und bewegte ihn, um Jamie zu zeigen, wie der
Schatten des Teppichs sich von der Richtung, aus der man ihn
ansah abhängig, änderte. Von einem Ende war der Teppich
matt pastell und vom anderen hatte er eine dunkle, reiche Farbe.
Jamie war fasziniert, als Fabinas Mutter sie schüchtern nach
draußen zu einem kleinen Anbau brachte, in dem ihr
großer Teppichwebstuhl untergebracht war und ihr einen
Teppich zeigte, an den sie gerade webte. Ihre Hände bewegten
sich so schnell, dass Jamie die Bewegungen nicht einmal sehen
konnte!
"Es ist erstaunlich!", sagte Jamie zu Gunnul, die still neben sie
getreten war und jetzt ihre Hand hielt. Es hatte Jamie etwas Zeit
gekostet, sich daran zu gewöhnen, dass es erlaubt war in der
Öffentlichkeit Händchen zu halten. Aber sie mochte es
sehr, Gunnul berühren zu können, wenn sie wollte. Sie
wusste, dass ihre gefühlsmäßig unsichere Geliebte
den beruhigenden Kontakt brauchte.
"Es gibt drei Arten von Materialien bei persischen Teppichen",
erklärte Gunnul, "Der niedrigste Grad ist auf
Baumwollstringern verknotete Wolle. Dann gibt es noch Wolle auf
Wolle und Seide auf Seide. Nur die Meisterweber, wie Fabinas
Mutter arbeiten in Seide auf Seide. Es ist sehr schwierig. Es
dauert etwa neun Monate, um einen 4 x 6 Fuß großen
Teppich zu beenden. Wenn ein Fehler gemacht wird, kann er nicht
repariert werden. Damit dieser schreckliche Fehler keine Schande
über den Weber und seine Familie bringt, wird der Teppich
verbrannt und die ganze Arbeit war umsonst. Deshalb arbeiten nur
die besten Weber in Seide. Sowohl Fabina als auch Chrissy haben
gelernt, Teppiche in Wolle zu bearbeiten. Sie arbeiten an
einfachen Mustern. Aber die Seidenmeister brauchen keine Muster,
auch nicht um die komplexeste Arbeit zu vollbringen."
Kurze Zeit später, saßen die drei Dedemans in ihrem
Landrover und winkten zum Abschied. "Fabina und ihre Familie sind
sehr nett, Chrissy. Ich bin froh, dass ich sie kennen lernen
konnte."
"Sie mochten dich auch, Mom. Fabina hat gesagt, dass du dich
nicht ein bisschen wie eine Touristin benimmst", sagte sie stolz
und Jamie lachte. "Und sie hat gesagt, dass dein Haar golden ist
und der Familie Glück bringen würde. Nicht wie meine
andere Mom, die sie für wunderbar halten. Aber sie
müssen immer noch zusätzliche Talismane aufhängen,
wenn sie kommt, um das böse Auge abzuwehren." Jamie war im
Begriff etwas zu erwidern, aber Chrissy und Gunnul brachen in
stürmisches Gelächter aus. Sie fanden die Situation von
Gunnuls bemerkenswerten Augen eindeutig sehr lustig.
Gunnul sprach auf Türkisch zu Chrissy, die sich daraufhin
hinüberlehnte und etwas aus dem Handschuhfach nahm. Es war
eine dünne, blaue Seidenschnur an der ein blaues
Glasmedaillon hing. Das Zentrum des Medaillons war schwarz und
stellte ein stilvolles Auge dar. Am Ende der Schnur war eine
kleine Messingglocke. Chrissy lehnte sich zu Jamie und band sie
an ihrem Gürtel fest. "Dies ist die Art von Amulett, die du
überall in der Türkei siehst. Sie sollen das böse
Auge abwehren. Mom sagte, dass du es tragen solltest, um dich vor
ihrem gefährlichen, starren Blick zu schützen."
Jamie sah auf und fing Gunnuls Augen im Spiegel. Gunnul wackelte
aufreizend mit einer Augenbraue und Jamie wurde rot. "Ich denke,
das ist eine gute Idee!" stimmte sie zu, als sie auf das gute
Autobahnsystem der Türkei fuhren, über welches sie in
Richtung Heimat gelangen würden.
***********
Mitte des Morgens hielten sie im historischen Teil von Perge.
Jamie fand die veränderlichen Farben und die Muster der
Marmorspalten hier wirklich schön. Einst war ein Becken mit
Wasser, von Bäumen überhangen und von Blumen
gesäumt die Hauptstraße entlang verlaufen, um den
müden Reisenden abzukühlen. Und vor den Läden
hatte es einen bedeckten Seitengang mit Mosaikfliesen
gegeben.
Gunnul zeigte Jamie die beeindruckenden öffentlichen
Dampfbäder mit Räumen von veränderbarer
Temperatur, die alle durch unterirdische, Dampf führende
Röhren kontrolliert wurden. Chrissy zeigte ihr die Furchen,
die alte Handels- und Streitwagen in der Marmorstraße
hinterlassen hatten, und die kleine Schildkröte, die sie
zwischen den Steinen gefunden hatte. Es brauchte eine erhobene
Augenbraue von Gunnul, um die zwei Tierliebhaber davon zu
überzeugen, dass sie kein Haustier gefunden hatten!
Widerwillig setzten die zierliche Mutter und ihre Tochter die
Schildkröte sicher unter einige Büsche zurück.
Chrissy lief mit den Autoschlüsseln vor, um die Türen
aufzuschließen, während ihre Mütter Händchen
haltend folgten. "Du könntest deine Augen schließen
und noch einmal Teil der alten Welt sein", seufzte Jamie. "Diese
Städte waren so viel benutzerfreundlicher, als unsere
heutzutage. Komfort und Schönheit gingen Hand in Hand mit
Funktionalismus." Sie zögerte, bevor sie weiter sprach, "Wir
waren früher schon einmal hier."
Gunnul runzelte die Stirn, "Ja, aber wir haben gekämpft. Du
wurdest verletzt, als du versucht hast, ein Kind zu
beschützen. Ich war sehr besorgt", bemerkte Gunnul und hielt
Jamies Hand instinktiv fester.
Jamie sah die Sorge in den Augen ihrer Geliebten und versuchte
die Situation etwas aufzulockern. "Ja und ich werde es wieder,
wenn du meine Hand nicht los lässt!" schrie sie dramatisch
auf.
Gunnul ließ sie sofort gehen, lächelte und sah
bezaubernd verlegen aus, als Jamie lachte.
Sie hielten auch in Aspedos, um das freistehende römische
Theater zu betrachten. Gunnul erklärte, dass es das
besterhaltenste römische Theater der Welt sei. Es gab immer
noch Nummern auf den Sitzen und einige der Lehmschilder
existierten noch immer!
Am Mittag hielten sie, um zu essen und zu beten und die
Karawanserei von Sultanhani zu besuchen. Es war eins der vielen
mittelalterlichen, von Mauern umgebenen Forts, die alle zwanzig
Meilen entlang der Seidenstraße gebaut worden waren. Die
Händler übernachteten in den vorspringenden Kammern
eines Hauptplatzes. Bei Nacht wurden die riesigen Türen
verriegelt und nicht wieder geöffnet, bis jeder am
nächsten Morgen seine Fracht gepackt und überprüft
hatte, um sich zu vergewissern, dass nichts gestohlen worden war.
Die Entfernung zwischen den Forts war nur so groß, dass ein
Kamel sie an einem Tag überwinden konnte.
Als sie nach Konya weiterfuhren, wurde das Land zu flacher,
felsiger Wüste. Die staubige Stadt lag im Zentrum einer
gewaltigen Wüstenebene. Hier hatte Mevlana die islamische
Sekte des Wirbelnden Derwisch gegründet. Während sie
einen weiß gekleideten Derwisch auftreten sahen,
erklärte Gunnul, dass der Prozess den Kirchgänger
veranlassen sollte, in einen tranceartigen Zustand zu fallen, um
die Welt auszusperren, so dass sich alle Gedanken auf Allah
richteten. Chrissy half Jamie, den weißen Seidenschal
richtig um ihren Kopf zu legen und die drei besuchten die Karatay
Medrese und die Ince Moschee mit ihrer berühmten
türkisen Kuppel.
Wie immer zogen sie vor dem Eintreten ihre Schuhe aus. Gunnul
erklärte, dass nicht der liegende Sarkophag die
Überreste des Gründers enthielt. Sein Körper war
darunter vergraben worden. Im islamischen Glauben müssen die
Toten innerhalb von vierundzwanzig Stunden zur Erde
zurückkehren.
Der große Keramikturban am Kopf des Sarkophags zeigte, dass
es das Grab einer wichtigen Person war. Die Größe des
Turbans, zeigt, dass dieses Begräbnis wichtiger war, als
andere mit kleineren Turbanen.
Es war spät, als sie schließlich in Cappadocia
ankamen. Jamies Bein tat sehr weh und sie hinkte schwer auf ihren
Wanderstock gestützt. Chrissy trat leise neben sie und legte
einen Arm um sie, so dass sie etwas von ihrem Gewicht auf die
Schultern ihrer Tochter legen konnte, während Gunnul sie in
das Hotel eincheckte. "Ich bedauere, dass mein Vater dich
verletzt hat", flüsterte sie aufrichtig.
Jamie lehnte sich hinunter und küsste den Kopf ihrer
Tochter. "Er war in vielerlei Hinsicht ein sehr guter Mann,
Chrissy. Er hat nur wegen dem Drogenmissbrauch die Kontrolle
über sein Leben verloren. Es ist vor langer Zeit geschehen
und ein gelähmtes Bein behindert nicht, wie du gesehen
hast", beruhigte Jamie sie.
Gunnul kam zu ihnen und sie fuhren mit dem Aufzug in die dritte
Etage. Zu Jamies Überraschung hatte Gunnul ein Zimmer mit
zwei Doppelbetten genommen. Sobald alle fürs Bett bereit
waren, steckte Gunnul Chrissy zu ihrer neuen Mom unter die Decke
und legte sich ans Fußende, während Jamie eine
Geschichte erzählte. Chrissy war bald eingeschlafen, und
Gunnul nahm ihre schlummernde Tochter und brachte sie in das
andere Bett. Dann schlüpfte sie zu Jamie. "Ich werde wieder
zurück in das andere Bett klettern, bevor Chrissy aufwacht",
erklärte sie, Jamie an ihre Seite ziehend. Jamie seufzte
zufrieden und wickelte sich um die Frau, in die sie sich verliebt
hatte.
Am nächsten Tag erwachte Jamie, um Gunnul und Chrissy
glücklich auf Türkisch mit Verwandten am Telefon redend
vorzufinden. Nachdem alle Pläne gemacht, und alle
Morgenriten beendet waren, fuhren sie nach Goreme. Hier formten
erstaunliche Vulkankrater eine Märchenlandschaft. Vor
hunderten von Jahren hatten die verfolgten Christen Häuser
und Kirchen in den weichen Stein gehauen. Gunnul bestand darauf,
dass Jamie ihren Stock im Landrover lassen sollte um sich
stattdessen an sie zu lehnen. Wenn sie auf Stufen oder steile
Rampen stießen, hob Gunnul sie mühelos hoch und trug
sie. Die alten Fresken in diesen frühen christlichen Kirchen
waren atemberaubend in ihrer Farbe und den Darstellungen der
Geschichten der Bibel.
Später fuhren sie zu den Zelvetälern und nach Uchisar,
wo die Landschaft durch künstliche Höhlen, den
Wohnsitzen der Höhlenbewohner, gezeichnet war. Einige dieser
Höhlen waren ganze unterirdische Städte, in denen sich
die Leute in der Zeit als Eindringlinge kamen, für Monate
versteckten. Die runden Tunnel gingen Etagen in den Boden
hinunter. Die wichtigsten Leute lebten am weitesten unten, weit
entfernt von Schwierigkeiten und dem Vieh, welches in Ställe
auf der ersten Ebene gehalten wurde. Sorgfältig platzierte
Abzugslöcher sorgten für gute Belüftung und das
Abziehen des Rauchs. Einige der unterirdischen Städte waren
mit anderen manchmal Meilen weit wegliegenden durch
Übergänge verbunden, hatte Gunnul erklärt, als sie
einer kämpfenden Jamie die engen, steile Stufen hinunter
half, die von einer Ebene zur anderen führten. Die Zimmer
waren auf jeder Ebene erstaunlich geräumig und das helle
sandfarbene Vulkangestein hielt die Höhlen hell und
trocken.
Danach saßen sie in einem offenen Einkaufszentrum und
schlürften türkischen Kaffee, während Chrissy, die
Obstsaft trank, mit Jamie plauderte. Als sie sich setzten, kam
eine alte Frau und bot an, im Kaffesatz zu lesen. Gunnul
ließ Chrissy einen Schluck von ihrer Tasse nehmen und dann
die Tasse auf den Kopf drehen, so dass sie ihre Zukunft zuerst
lesen lassen konnte. "Du wirst auf eine lange Reise gehen,
Kleines und du wirst dich fürchten." Gunnul legte
beschützend einen Arm um ihre Tochter und flüsterte ihr
ins Ohr, dass sie nichts zu befürchten habe, da die Frau sie
das nur glauben lassen wollte. Die alte Frau grinste
spöttisch und hob dann Jamies Tasse hoch und studierte den
Kaffeesatz. "Du wirst bald großen Ärger kriegen und
dann sehe ich nur Dunkelheit." Gunnul stand auf und schnauzte die
Frau auf Türkisch an. Ihr Gesicht war weiß vor Wut und
sie winkte die alte Hellseherin fort. Kurz darauf gingen sie, um
ins Hotel zurückzukehren. Der Tag war durch die Voraussagen
der Wahrsagerin und die mürrisch schweigende Gunnul
verdorben.
Als Chrissy sicher schlief, wanderte Gunnul auf ihren Balkon und
beobachtete die Sterne. Diese Anhäufung, von der sie immer
meinte, dass sie wie ein Fisch aussahen. "Hey, willst du
darüber reden?" fragte eine Stimme hinter ihr. Gunnul drehte
sich um und lehnte sich gegen die Brüstung. Dann zog sie
Jamie in ihre Arme.
"Nein. Ich bin nicht abergläubisch. Ich hätte nicht so
reagieren sollen. Es hat Chrissy verletzt. Es ist nur auf eine
große Unsicherheit in mir gestoßen, das ist alles",
gestand Gunnul.
"Wir haben nie darüber geredet, wie es dir dabei geht, meine
Kriegerin. Es muss sehr schwer sein, plötzlich deine Tochter
mit jemandem teilen zu müssen. Das machst du
großartig, weißt du. Chrissy hatte Glück, dass
du da gewesen bist, um in ihr Leben zu treten. Ich habe
Glück, dass diese ganze Situation nicht wirklich
hässlich gewesen ist. Und sie war es nicht, weil du da
warst. Ich danke dir", sagte Jamie aufrichtig.
Gunnul zog sie eng an sich und schmiegte ihr Gesicht in Jamies
süß duftendes Haar. "Manchmal bin ich
eifersüchtig", gestand sie. "Und nicht zu wissen, was aus
all dem wird, ist wirklich hart für mich. Ich liebe euch
sehr und ich… ich habe viel zu verlieren."
"Nächste Woche fliege ich zurück in die Staaten. Ich
hoffe, dass du und Chrissy mich oft besuchen kommt und wenn du
mich lässt, würde ich gerne wieder in die Türkei
zurückkommen, wenn ich es mir leisten kann", sprach Jamie
schließlich das an, von dem sie wusste, dass sie es tun
musste. "Wir tragen beide Schmerzen aus unseren Vergangenheiten
mit uns herum, über die wir hinwegkommen müssen.
Vielleicht gibt es eines Tag eine Zukunft für uns. Ich denke
nicht, dass wir Chrissy damit beunruhigen sollten. Ich liebe
dich, Gunnul", endete Jamie und ihre Stimme brach an der
Stärke ihrer Gefühle.
Auch Gunnuls Stimme war voller Emotion, "Ich werde einen Fond
einrichten, so dass immer Geld da ist, damit du uns besuchen
kommen kannst. Nein, keine Widerrede! Ich tue es für
Chrissy. Sie hat ein Recht darauf, ihre leibliche Mutter so oft
zu sehen wie sie will. Ich... Ich... tue es auch für mich.
Ich... Ich denken nicht, dass ich jetzt noch glücklich sein
kann, wenn du nicht in der Nähe bist", gestand Gunnul. Sie
standen lange unter den Sternen und hielten einander fest.
Schließlich sagte Jamie "Für mich sieht diese Gruppe
von Sternen aus, wie ein Fisch."
Gunnul fuhr überrascht zurück "Ja, für mich
auch!"
Jamie runzelte die Stirn: "Ein anderes Stück Erinnerung. Ich
habe über das Geheimnis unserer Vergangenheit und des Grab
nachgedacht, Gunnul. Ich denke, dass wir etwas verstehen sollen,
was wirklich wichtig ist. Aber ich weiß nicht was. Ich habe
versucht ein Muster zu finden. Du scheinst auf irgendeine Art
immer eine Kriegerin zu sein. Im Amazonas hattest du mit Drogen
zu tun, und das hast du auch in dieser Existenz. Ich bin nicht
sicher, ob dort noch andere Wirklichkeiten existieren, von denen
wir noch nichts wissen. Siehst du irgendwelche Muster?"
Gunnul dachte für einen Moment darüber nach: "Als ich
dich zuerst in altem Griechenland kannte, warst du Bardin und
Heilerin. Die Sache, an die ich mich am besten erinnern kann ist,
dass du in einem Kampf schwer verletzt wurdest und ich mir
schrecklich Sorgen um dich gemacht habe. Im Dschungel warst du
Ärztin und hattest eine Schiene um dein langsameres Bein. Du
hast keine Stock oder so etwas verwendet", offenbarte Gunnul.
Jamie runzelte die Stirn und ging zur Brüstung hinüber,
um in die Nacht hinaus zusehen. "So, was haben wir? Eine
Kriegerin mit unnatürlicher Stärke, eine Bardin oder
Heilerin, Drogen und ich bin gelähmt. Machen wir hier
irgendwelche Fortschritte? Warte, du hat immer jene sonderbaren
blauen Augen, die von innen zu glühen scheinen."
"Ja", nickte Gunnul und seufzte, "und die Gewalttätigkeit
hier drinnen." Bald danach gingen sie zu Bett und kuschelten sich
eng zusammen, zwei Herzen mit einer Seele.
*********
Am nächsten Morgen traf Jamie mindestens zehntausend
Verwandte oder wenigstens schien es ihr so. Jeder war
glücklich und aufgeregt angesichts der bevorstehenden
Hochzeit und Jamie wurde herzlich willkommen geheißen. Es
schien, als ob jeder ihr Haar berühren und seine wenigen
englischen Redewendungen zu Jamies Freude ausprobieren musste.
Sie hatte diesen Morgen ihr Gallabeeya getragen und tat ihr
bestes, Türkisch zu sprechen, wann immer sie konnte. Chrissy
hielt weiterhin ihre Hand und stellte sie überall stolz vor.
Gunnul war schnell von ihr getrennt worden. Sie stand bei den
Männern anstatt bei den Frauen, und es war klar, dass sie
die Familie leitete.
Jamie redete in gebrochenem Türkisch mit der Braut und ihrer
Mutter, Chrissy bot ihr an, zu übersetzen, wenn notwendig.
Plötzlich war Gunnul dort und die türkischen Frauen
senkten respektvoll ihre Augen. "Ihr habt Jamie schon kennen
gelernt, wie ich sehe", lächelte sie und ignorierte die
unterwürfige Haltung der Frauen. Sofort entspannten sie sich
und lächelten breit.
"Fährt sie mit meinem Ehemann und mir?" fragte die
Braut.
Gunnul lachte: "Ja, natürlich. Sie wird dir viel Glück
bringen! Jamie ist Dedeman. Wenn sie in der Türkei ist,
leitet sie meinen Haushalt." Die Reaktion der um Gunnul
herumstehenden war gemischt. Die zwei türkischen Frauen
sahen schockiert aus, dann senkten sie ihre Augen respektvoll vor
Jamie. Chrissy strahlte vor Freude und nahm Gunnuls Hand. Gunnul
sah zu ihrer Tochter hinunter und erwiderte das Lächeln, in
ihren blauen Augen tanzte der Stolz. Jamie schaute verwirrt von
einer zur anderen. Es war klar, dass gerade etwas wichtiges
geschehen war, sie war sich nur nicht sicher, was es war.
Chrissy lief davon, um sich einigen Cousinen zum spielen
anzuschließen und dies gab Jamie die Gelegenheit, Gunnul
beiseite zu ziehen. Sie lehnte ihren Spazierstock an einen Tisch
und legte ihren Arm um ihre Geliebte. "Gehst du ein Stück
mit mir?" fragte sie und Gunnul lächelte und tätschelte
ihre Hand, als sie einen Gartenpfad hinabgingen. Viele bemerkten
es und drehten sich höflich weg, aber ein Paar Augen folgten
ihnen.
"Okay. Alle haben begonnen, mich so zu behandeln, wie sie es mit
dir tun. Was geht hier vor, Gunnul?" fragte Jamie.
Gunnul wurde rot und sah unbehaglich drein. "Ich habe den Leuten
gesagt, dass du Dedeman bist. Es ist natürlich unser
Nachname, aber es ist mehr als das. Siehst du Jamie, bevor die
Türkei zur Republik wurde, hatten die Leute keine Nachnamen.
Attaturk bestand darauf, dass sich jeder einen zulegte. Also
suchte sich jeder einen Nachnamen aus und meldete ihn bei der
Regierung an. Meine Familie wählte Dedeman. Grob
übersetzt bedeutet es Chef oder Führer der Leute. Ich
führe diese Familie und habe wirklich großen Einfluss
auf den Bezirk, in dem wir leben. Die Leute kommen zu mir,
anstatt zur Regierung zu gehen, wenn sie Probleme haben. Als ich
ihnen sagte, dass du Dedeman und der Kopf meines Haushaltes bist,
habe ich ihnen gesagt, dass du der zweite Herrscher bist, ...
m... meine Partnerin."
Stille füllte den Garten, während Jamie Gunnul
ungläubig ansah. "Deine Partnerin", brachte sie
schließlich heraus.
"Ich... Ich weiß, du willst es nicht sein, Jamie. Und ich
respektiere das und ich werde dich nicht zwingen, bei mir zu
bleiben, aber es ist wichtig, dass die Leute um Chrissys Willen
verstehen, dass du ein Teil der Familie bist und dass ich dich
als meine Partnerin anerkannt habe, und wenn es nur wegen der
Erziehung unserer Tochter ist. Chrissy ist sehr reich und wird
sehr mächtig sein, wenn sie älter ist.
Es ist wichtig, dass niemand meint, dass ihr Recht auf den
Dedeman Besitz angezweifelt werden kann."
Jamie fuhr sich mit zitternden Fingern durch ihr Haar und setzte
sich auf eine Gartenbank. "Du hast geplant, das zu tun und hast
mir nichts gesagt!?" fragte Jamie frustriert.
Gunnul ließ besorgt ihren Kopf hängen. "Ich nehme an,
dass ich das hätte tun sollen, Jamie. Ich bin nicht daran
gewöhnt, jemanden an meinen Ideen und Entscheidungen
teilhaben zu lassen."
"Nur was bedeutet Partner?" fragte Jamie.
Gunnul wurde rot und setzte sich am anderen Ende der Bank. Sie
sah Jamie nicht an, sondern starrte auf einem Busch entlang des
Pfads hinter ihr. "Ich wurde zur Kriegerin. Es ist nicht die
Rolle einer Frau. Genauso wie das Führen einer Familie und
doch war ich der einzige Erbe. Es wäre anders gewesen, wenn
ich geheiratet hätte, aber mein Auserwählter starb im
Kampf. Ich wurde so schwer verletzt ... ich kann keine Kinder
haben ... ein Mann will eine Familie, wenn er heiratet... also
bin ich nicht heiratsfähig, es sei denn, wegen meines
Reichtums und ich würde nie jemanden aus diesem Grund
heiraten. Es gibt keine Rolle für mich in der traditionellen
türkischen Gesellschaft. Ich werde weder als Mann noch als
Frau behandelt. Es ist ... schwierig zu erklären. Jetzt habe
ich mich in eine Frau verliebt und ich habe dich zu meiner
Partnerin erklärt", erklärte Gunnul. Jamie wartete.
Gunnul seufzte und fuhr fort: "Das wird auch in der Türkei
nicht akzeptiert. Aber ich habe mit meinen Rechtsanwälten
vereinbart, dass du das Sorgerecht für Chrissy und Vollmacht
über meinem Besitz hast, bis sie alt genug ist, falls mir
irgendetwas zustoßen sollte", beendete Gunnul, während
sie steif und ruhig, so weit von Jamie entfernt saß, wie
sie nur konnte.
"Das musste getan werden", murmelte Jamie halb zu sich selbst.
"Ich verstehe, warum du es tun musstest. Die Leute könnten
ihre Rechte anzweifeln, weil ihre Mutter Ausländerin ist und
sie nur deine Adoptivtochter ist. Ich bin sprachlos, dass du mir
so völlig vertrauen würdest, Gunnul. Ich wünsche,
ich könnte, ..."
"Sage es nicht! Ich will das jetzt nicht diskutieren. Lass uns
bitte zur Feier zurückkehren", bat Gunnul verletzt,
während sie aufstand.
Jamie nickte. Sie wusste, dass Gunnul einige wirklich
empfindliche Stellen beim Reden mit ihr offenbart hatte und jetzt
Zeit brauchte, um zu heilen. Sie stand auf und nahm Gunnuls
angebotenen Arm und streckte sich, um ihre Wange zu küssen.
"Wird deine Familie damit einverstanden sein, Gunnul?" fragte
sie.
"Die meisten ja, obwohl sie schockiert sind. Sie sind daran
gewöhnt, jemand Eigenartigen als Kopf der Familie zu haben",
antwortete sie traurig. "Einige, die dachten, dass sie eine
Chance auf den Reichtum und den Einfluss der Dedemans
hätten, wenn mir irgendetwas passieren würde, werden
durcheinander sein. Das sind nur ein paar. Mach dir keine Sorgen.
Sie sind mir gegenüber loyal."
Am diesen Nachmittag wurde Gunnuls Cousine verheiratet. Die
Hochzeit schloss einen Staatsdienst im Regierungsbüro und
einem religiösen Dienst in der Moschee ein. Der Weg
dazwischen und später zum Empfang im Nachtklub wurde von
Beifall und Hörnern begleitet in einer Pferdekutschen
zurückgelegt. Das Hochzeitspaar bestand darauf, dass Jamie
in ihrem Wagen mitfuhr und die Leute auf den Straßen
hielten an und zeigten auf sie und klatschen aus Freude über
das Glück des jungen Paares in die Hände.
Der Klub war nur für die Hochzeitsfeier gebucht worden. Er
war wie viele Häuser in Cappadocia in die Felsen gehauen
worden. Kellner brachten Teller mit Gemüse, Nüssen,
Rindfleisch, Hühnchen, Shishkebabs, Käse und Brot
welche sie auf den Tischen verteilten. Dem folgten heiße
Pfefferrüben, Jogurt, Gurken, Salat und Bohnen.
Schließlich wurden Baklava und Obst aufgetragen.
Während des Essens traten Volkstänzer zu traditioneller
türkischer Musik auf und zum Nachtisch wurden die Lichter
gedämpft, während eine schöne Bauchtänzerin
einen sinnlichen und aufregenden Tanz aufführte.
"Es gibt auf jeder Hochzeit eine Bauchtänzerin,"
flüsterte Gunnul Jamie zu. "Früher wurde ihnen ein
schlechter Charakter nachgesagt, aber seitdem der Tourismus
wächst, ist es ein akzeptablerer Beruf."
Zweimal führte die Bauchtänzerin ihren Tanz vor Gunnul
auf und ließ ihren Seidenschal um Gunnuls Hals herum
wandern. Sie hatte sich durch das ganze Zimmer gearbeitet und war
an jedem Tisch stehen geblieben, aber Gunnul war die einzige
Frau, auf die sie sich konzentriert hatte und ihre Aufmerksamkeit
und Bemühung schienen Jamie weit mehr sexuell zu sein, als
bei den anderen. Sie bemerkte, dass sie der Schlampe am liebsten
ein Bein stellen würde und war von ihrer Eifersucht
überrascht. Gunnul beobachtete die Darbietung mit ihrem
öffentlichen, emotionslosen Gesicht. Genoss sie die
Vorstellung? Jamie wurde plötzlich klar, dass sie nie
für Gunnul würde tanzen können.
Die Musik hatte sich geändert, während Jamie dagesessen
und ihren Teller angestarrt hatte. "Komm, lass uns tanzen", sagte
Gunnul und legte einen Arm um Jamie.
Jamie schluckte. "Gunnul, ich... ich... kann nicht."
"Doch, ich helfe dir. Komm", überredete Gunnul sie und Jamie
vertraute ihr und ließ sich von ihrem Sitz ziehen. Alle
waren aufgestanden und tanzten in einer Reihe, die um sich selbst
und in- und auseinander kreiste. Gunnul legte einen starken Arm
um Jamie, um ihr schwaches Bein zu unterstützen und
fügte sich in die Reihe ein, indem sie die Hand des Mannes
neben sich nahm. Jamie hat einen Arm um Gunnul gelegt,
während der andere von Chrissy beansprucht wurde, die
plötzlich aus einem anderen Teil der Reihe erschienen war.
Bald lachte Jamie mit den anderen und sang mit ihnen
zusammen.
Als Gunnul dachte, dass Jamie ihr Bein genug belastet hatte,
bewegte sie sich an den Rand der sich in einander verschlingenden
Tänzer und zog Jamie in eine ruhige Ecke. "Chrissy hat darum
gebeten, im Zimmer ihrer Cousinen übernachten zu
dürfen. Ich habe es überprüft und sie werden gut
durch eine ältere Großtante beaufsichtigt. Ist das
okay für dich, Jamie?" fragte Gunnul.
"Ein Sleep- over! Sicher, Gunnul. Das ist ein wunderbarer
Spaß, wenn man Kind ist", antwortete Jamie. Gunnul nickte
und ging. Jamie sah, wie sie zuerst mit Chrissy und dann mit
einer älteren Frau in der Ecke redete. Sie sah wie Gunnul
sich hinunter beugte, so dass die alte Frau sie auf die Wange
küssen konnte. Es gab so viele Seiten an Gunnul. Sie war so
komplex; unheimlich, mächtig, sanft, liebevoll, beherrschend
und unsicher auf einmal. Es war, wie eine scharfe Granate in der
Hand zu halten. Solange du sie festhältst, kannst du die
Kraft fühlen, aber wenn du sie los lässt...
"Hi Mom! Danke, dass du mich heute Abend bei meinen Cousinen
bleiben lässt", sprudelte Chrissy los, während sie ihre
Mom umarmte und küsste. "Ich bin gekommen, um dir eine gute
Nacht zu wünschen!"
"Gute Nacht Chrissy! Amüsier dich gut und mach deiner
Großtante keinen Ärger", sagte Jamie, ihre Tochter
ebenfalls umarmend. Dann bekam auch Gunnul ihre Gutenachtumarmung
und einen Kuss. Nachdem Chrissy gegangen war, bestellte Gunnul
ein Taxi und brachte Jamie zurück ins Hotel. Sie brauchte
Jamie. Die letzten zwei Nächte hatten sie vor Begierde
verrückt werden lassen. Und sie musste zugeben, dass sie den
ganzen Tag eifersüchtig gewesen war. Alle, besonders die
Männer waren, wie die Fliegen um den Honig, um Jamie herum
geschwärmt. Jamie für ihren Teil war zu jedem
freundlich und aufmerksam gewesen. Gunnul, hatte nie gesehen,
dass es sie störte, wenn sie ihr nahe kamen. Und der
schleimige Kaymaki hatte es auf die Spitze getrieben. Wenn es
nicht die Hochzeit ihrer Cousine gewesen wäre, hätte
sie ihm die Lichter ausgeknipst!
Sie waren kaum im Zimmer, als Gunnul Jamie ergriff und gegen die
Wand drückte, während sie sie mit ihrer aufgestauten
Leidenschaft küsste. Für eine Sekunde erstarrte Jamie
und Gunnul, die ihre Furcht wahrnahm, fuhr sofort zurück.
Dann entspannte sich Jamie, als sie merkte, dass Gunnul die
Grenze zwischen Erregung und Gewalttätigkeit nicht
überschreiten würde. Sie lehnte sich zurück gegen
die Wand und fuhr mit einer Fingerspitze über Gunnuls
Gesicht und Hals. "Weißt du, was ich will?" fragte sie mit
heiserer Stimme.
Gunnul hob eine Augenbraue: "Was?" sagte sie rauh.
"Ich will, eine Kriegerin, die mich nimmt, bis ich vor Freude
schreie", flüsterte Jamie, konzentriert in Gunnuls Augen
schauend. Gunnul kam näher und zog Jamie langsam aus, bis
diese nackt vor dem starrenden Blick der Kriegerin stand. Ihre
Augen trafen sich. Gunnuls Hand hob ihr Kinn an, und sie neigte
sich, um Jamies Lippen in einem hungrigen, tiefen Kuss
einzufangen. Jamie wurde von ihren Füßen gehoben und
aufs Bett geworfen, um sofort von Gunnuls langem, schweren
Körper bedeckt zu werden. Ihre Kriegerin forderte ihren
ganzen Körper und Jamie, ihre willige Gefangene, erlaubte
ihr, alles zu nehmen, was sie wünschte. Ihre Liebe war
leidenschaftlich und fordernd. Und Jamie schrie jedes Mal, wenn
sie kam, vor Freude den Namen ihrer Geliebten.
Viel später lagen sie zusammen und redeten über den
Tag. "Ich mag deine Familie wirklich, Gunnul. Alle waren so nett
zu mir. Junge, ihr Türken wisst echt, wie man feiert!"
lachte sie.
"Türken lieben es, sich zu amüsieren", stimmte Gunnul
zu. "Ich war eifersüchtig. Ich mochte es nicht, wie sich die
Männer um dich herum drängten", gestand die
Kriegerin.
"Wenn es Eifersucht war, die dich zu einer rasenden Liebhaberin
gemacht hat, muss ich diesen Trick wohl häufiger anwenden",
lächelte Jamie die Lippen ihrer Kriegerin küssend.
Jamie fühlte die gewalttätige Energie und fand sich
plötzlich auf ihrem Rücken wieder und Gunnul lehnte
über ihr: "Du wirst nicht in die Nähe von Kaymaki
gehen. Ich mochte die Art, wie er dir nahe kam nicht. Ich sollte
ihn töten, wenn er dich berührt!"
Jamie schob Gunnul ärgerlich von sich. Der Schock über
Gunnuls plötzlicher Aggression war auf einen alten Nerv
gestoßen. "Du besitzt mich nicht, Gunnul. Ich werde sehen
und tun, was auch immer ich will!" schnappte sie.
Gunnul wurde ruhig und stieg aus dem Bett. Sie schlüpfte in
ein Paar blaue Jeans und zog sich ein Sweatshirt über, um
sich ans Fenster zu stellen. Für einen Momente herrschte
Stille. Dann sagte Gunnul mit erstickter Stimme: "Entschuldige.
Ich weiß, dass du mir nicht gehörst. Ich habe viel
Kraft. Manchmal vergesse ich, dass ich nicht immer meinen Willen
durchsetzen kann."
"Die Hochzeit heute war gut, nicht?" versuchte Gunnul das Thema
zu ändern. "Es war ein gutes Arrangement. Die Familien
werden beide durch diese Vereinigung gedeihen.
"Es war eine arrangierte Ehe! In dieser Zeit!?" stieß Jamie
ungläubig hervor.
"Ja, natürlich. Das ist normalerweise so. Ein Mädchen
trifft einen jungen Mann, von dem sie denkt, dass sie ihn mag,
oder umgekehrt. Sie erzählt es ihrer Mutter oder vielleicht
hört die Mutter von einer guten Wahlmöglichkeit und
tritt dann an ihre Tochter heran. Dann werden sich die
Mütter oft in den Bädern treffen und die Dinge
austesten. Wenn alles gut geht, werden der junge Mann und seine
Familie zu dem Mädchen nach Hause eingeladen. Sie muss
türkischen Kaffee für ihre zukünftigen
Schwiegereltern machen. Jede Tasse wird separat gemacht. Und als
letztes bedient sie ihren zukünftigen Ehemann. Wenn sie eine
Menge Zucker in die Tasse tut, zeigt dies, dass sie diesen Mann
heiraten möchtet. Wenn kein Zucker darin ist, ist sie nicht
an ihm interessiert. Sie wird auch eine Schachtel mit
türkischem Gebäck bringen, sie aber nicht öffnen,
wenn sie mit dem Arrangement unzufrieden ist. Manchmal tun die
Mädchen aus Spaß keinen Zucker in den Kaffee des
Jungen. Und er sorgt sich dann den ganzen Abend, ob einer seiner
Verwandten Zucker in der Tasse hat!
Der junge Mann muss eine Mitgift liefern, die normalerweise aus
einem Haus oder einer Wohnung und goldenem Schmuck besteht. Das
Mädchen muss einen Teppich liefern. Traditionell ist es
einer, den sie selbst gemacht hat. Die Familie trifft dann eine
Vereinbarung und die Hochzeit findet statt. Ich habe eine gute
Ehe für Chrissy arrangiert, denke ich..."
"Was!?" schrie Jamie, sich auf ihre Füße kämpfend
und ungeschickt in ihre Robe steigend und ihren Stock ergreifend.
"Du hast was getan!?!"
"Ich beginne, Vorbereitungen für Chrissys Hochzeit zu
treffen. Es ist früh, aber ich muss mir darüber
Gedanken machen…"
"Nein!!!" schrie Jamie Gunnul ins Gesicht.
Die zwei sahen einander an, wie sie es getan hatten, als sie sich
zum ersten Mal sahen. Dann sprach Gunnul leise um Kontrolle
kämpfend. "Chrissy muss den Richtigen heiraten. Es ist ihre
Pflicht. Sie ist eine Dedeman. Ich werde eine solche Ehe nicht
dem Zufall überlassen", sagte Gunnul bestimmt.
"Chrissy wird aus Liebe heiraten", knurrte Jamie. "Wage es ja
nicht, meine Tochter an den Meistbietenden zu verkaufen."
Gunnuls Kiefer zog sich vor Wut zusammen. "Warst du so gut darin
einen Ehemann zu wählen?" spuckte sie überheblich.
Das saß. Eine kalte Wut erfasste die kleinere Frau.
Niemand, nicht einmal Gunnul würde, ihrer Tochter die Chance
nehmen glücklich zu werden. "Wenigstens habe ich eine
Tochter. Ich muss mir keine stehlen", schoss sie zurück.
Dann realisierte sie, was sie gesagt hatte.
Gunnul wurde völlig weiß. Sie machte einen Schritt in
Jamies Richtung, die Hände vor Wut zu Fäusten
geballt.
Dann war sie gegangen. Die Tür knallte hinter ihr zu. Jamie
ließ sich auf den Boden fallen und weinte vor
Entsetzen.
Der nächste Morgen war schrecklich. Chrissy wollte
natürlich wissen, wo ihre Mutter war und Jamie hatte keine
Ahnung. Gunnul war nicht zurückgekehrt. Jamie hatte den Rest
der Nacht damit verbracht, sich vorzuwerfen was sie zu Gunnul
gesagt hatte und zu befürchten, dass sie einen Unfall gehabt
hatte und eifersüchtig sein, dass sie sich Trost in diesen
Armen der Bauchtänzerin gesucht haben könnte! Sie
merkte, dass es ihr gefiel, zu wissen, dass Gunnul nur sie als
Geliebte hatte. Dass dort ein Teil von Gunnuls Leben war, der
ganz allein ihre gehörte. Der Gedanke daran, das zu
verlieren, brachte sie wirklich durcheinander.
Chrissy und sie aßen ihr Frühstück im
Hotelrestaurant und packten dann ihre Sachen, um abzureisen.
Gunnul war immer noch nicht zurückgekehrt. Jamie war
geschafft und durch den Mangel an Schlaf total verwirrt. Sie
hatte Chrissy gesagt, dass Gunnul gegangen war, um nach einigen
Dingen zu sehen und dies schien ihre Tochter zufrieden zu
stellen, da sie eine Mutter gewöhnt war, die viel
Verantwortung hatte, welche sie von Zeit zu Zeit beanspruchte.
Sie schlug vor, die Taschen ins Auto zu bringen, so dass sie
bereit wären, wenn Gunnul zurückkehrte. Chrissy rief
einen Träger und sie folgten ihm zum Auto und beobachteten
ihn, während er ihre Taschen in den Kofferraum
räumte.
"Gute Morgen, meine Damen", rief Kaymaki während er auf die
beiden zu lief, nachdem der Träger gegangen war. ‚Oh
Junge, das ist das letzte was ich jetzt brauche', dachte Jamie,
‚wenn Gunnul jetzt hier auftaucht und mich mit Kaymaki
sieht.'
Aber sie sagte: "Guten Morgen Kaymaki. Wir waren gerade auf dem
Weg zurück in unser Zimmer."
"Wir müssen auf Mom warten. Sie hat geschäftlich zu
tun", erklärte das unschuldige Kind.
"Wirklich!" lächelte Kaymaki. Das würde alles viel
einfacher werden, als er gedacht hatte. Er zog eine Waffe aus
seiner Tasche. "Ich denke ihr zwei Damen macht stattdessen einen
kleinen Ausflug mit mir", sagte er.
Jamie stellte sich vor Chrissy, "Du brauchst das Kind doch nicht.
Nimm nur mich", sagte sie.
"Nein. Ich brauche beide Dedeman, denke ich", lächelte er,
als vier andere Männer ihnen bedrohlich nahe kamen.
"Mami?" weinte Chrissy, sich vor Furcht an Jamie festhaltend.
"Es ist okay Chrissy. Alles wird gut", versicherte Jamie dem
kleinen Mädchen, als sie in einen Wagen gedrückt
wurden, der vor ihnen gehalten hatte. Kaymaki nahm Jamies
Autoschlüssel und warf sie einem seiner Männer zu, der
in ihr Auto stieg und dem Wagen folgte.
Einige Meilen außerhalb fuhren sie eine grobe unbefestigte
Straße hinunter und hielten an einer Höhle, die in
eine Felsnase gehauen worden war. Sie wurden durch die
miteinander verbundenen Tunnel mehrere Etagen hinunter
geführt. Chrissy half Jamie so gut sie konnte. Jamie fiel
mehrmals und ihre Hände und Knie waren aufgeschürft und
blutig. Die Höhle war zerfallen und schmutzig, nicht so wie
die, die sie zuvor erkundet hatten und die Luft war still und
staubig.
"Stopp", ordnete Kaymaki an und Jamie lehnte sich gegen die Wand,
Chrissy schützend an ihrer Seite. "Das reicht, wir sind
da."
"Was willst du? Lösegeld? Gunnul wird dich nie damit
durchkommen lassen, Kaymaki", sagte Jamie.
Kaymaki lachte. "Nein. Ich denke viel Größeres, als
unbedeutende Verbrechen, Ms. Dedeman", spottete er. "Der einzige
Erbe ist im Begriff, einen unpassenden Tod zu sterben und dann
gibt es nur noch Gunnul zwischen mir und der Übernahme des
Dedeman- Imperiums." Er hob seine Waffe an und zielte damit auf
Chrissy.
"Nein!" schrie Jamie, als die Waffe losging.
***********
Gunnul stapfte den Weg, der in den Garten des Hotels führte,
hinunter. Sie hatte nicht vorgehabt die ganze Nacht wegzubleiben,
doch nachdem sie begonnen hatte zu laufen, hatte sie Meilen
zurückgelegt, bevor sich ihr Temperament schließlich
abgekühlt hatte. Sie war genauso für den Streit
verantwortlich gewesen, wie Jamie. Sie durften nicht vergessen,
dass es da diese kulturellen Unterschiede gab und sie die Dinge
lösen mussten, ohne einander zu beleidigen. Eilig lief sie
weiter, während sie feststellte, dass Chrissy zurück
sein und sich wundern würde, wo sie war. Sie kam durch das
Heckentor und sprang die Böschung hinunter zum Parkplatz.
Das Auto war verschwunden.
Das Blut wich aus ihrem Gesicht und sie fiel in einen Lauf,
stieß einen Träger aus dem Weg und schlug gegen den
Aufzug. Sie platzte fast vor Nervosität, als sie darauf
wartete, dass sich die Türen öffnen. Dann rannte sie zu
ihrem Zimmer und steckte ihre Karte hinein. Alles war gepackt
worden und ihre Taschen waren fort. Mein Gott! Sie hat Chrissy
mitgenommen. Gunnuls Augen blitzten vor Wut und sie fuhr herum,
um in die Lobby hinunter zugehen. Sie würde Chrissy
zurück bekommen, egal, was sie tun musste.
************
Jamie hatte sich um Chrissy herum gewickelt und gefühlt, wie
die Kugel durch ihre Seite raste. Dann schien der Boden unter
ihnen nachzugeben. Sie dachte, hinter sich gehört zu haben,
wie Kaymaki schrie, bevor Stein und Staub auf sie herunter
regneten, als sie fielen. Als sie auf dem Boden aufschlugen,
schoss der Schmerz durch Jamies Körper und sie wurde
bewusstlos.
"Mami! Mami!" rief eine ängstliche Stimme, als kleine
Hände ihr Haar streichelten. Jamie öffnete ihre Augen
und sah nichts. Ihre Seite schmerzte und als sie hinunter
reichte, bemerkte sie das Blut, das aus der Schusswunde ran.
"Ich bin okay, Chrissy", versicherte sie ihrer Tochter und hob
ihre Hand, um sie zu berühren. "Bist du in Ordnung?"
"Ja, mir geht es gut. Nur Kratzer und blaue Flecke. Aber du
blutest! Kaymaki hat dich angeschossen!" schluchzte Chrissy.
"Shhhh, Chrissy. Wir müssen nur tapfer sein und warten, dass
deine Mom uns findet. Du weißt, dass sie das wird",
beruhigte Jamie sie, nicht ganz sicher, ob das der Fall sein
würde. Gunnul würde die Welt auf den Kopf stellen und
sie suchen, da war sie sich sicher, aber sie würde an den
falschen Stellen nachsehen. Sie würde denken, dass Jamie
beschlossen hatte, Chrissy zu entführen, so dass sie nicht
verheiratet werden konnte. Gott! Was für einen dummen Streit
sie hatten! "Sieh Chrissy, du musst mir helfen mein Hemd in zwei
Teile zu zerreißen und das Tuch in die Wunden zu stopfen.
Wir müssen die Blutung verlangsamen, bis deine Mom
kommt."
Chrissy tat, worum sie gebeten wurde. Und Jamie biss sich auf die
Lippe, als sie versuchte, nicht vor Schmerz zu schreien. Nass vor
Schweiß legte sie sich wieder hin. "Hey, warum schmiegst du
dich nicht an meine Seite und ich erzähle dir einige
wirklich gute Geschichten über den wilden Westen", schlug
Jamie vor.
Ein verschrecktes kleines Kind rollte sich an der Seite seiner
Mutter zusammen und ließ sich durch die Wärme und die
weiche Stimme seiner Mom die Furcht nehmen. Jamie erzählte
eine Geschichte nach der anderen. Sie wusste, dass sie keine
wirklich Bedeutung mehr hatten. Der Tod war nah. Bitte Allah,
beschütze Chrissy, betete sie, während sie das
schlafende Kind festhielt.
************
Sie hatten die meiste Zeit des Tages gesucht. Die Polizei, die
Armee, Gunnuls Familie. Am späten Nachmittag wurde das Auto
gefunden. Aber es gab weder ein Zeichen von Jamie noch von
Chrissy. Die Gegend war mit Höhlen durchzogen und der Boden
war instabil. Ein Offizier kam zu Gunnul herüber.
"General Dedeman, heute ist noch ein anderes Fahrzeug hier
gewesen. Wir denken, vielleicht ein Transporter. Dort drüben
im weichen Sand gibt es Fußabdrücke. Ein Kind und eine
Frau und etwa sechs Männer", berichtete er.
Gunnul drehte sich zu ihm um und sah ihn mit grauen,
stürmischen Augen an. "Nehmt diesen Berg auseinander, wenn
es sein muss, aber findet sie!" befahl sie. Der Offizier
salutierte und drehte sich um, um einen Befehl zu schreien, der
die Männer in alle Richtungen laufen ließ. Gunnul
blieb, wo sie war. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie
sich völlig hilflos. Sie hatte versäumt, ihre Familie
zu schützen. Sie waren entführt worden und Gott allein
wusste, was ihnen angetan worden war! Gunnul schluckte. ,Denk
nicht so etwas', ermahnte sie sich.
Sie sah auf und blinzelte die Tränen zurück, um zum
Höhleneingang zu sehen. Tief in ihrer Seele wusste sie
sofort, dass ihre Geliebte dort war. Sie rannte auf den
Hügel und befahl einigen Soldaten, die in der Nähe
standen, ihr zu folgen.
***********
Jamie erwachte noch sehr müde und mit einem Gefühl von
Sauberkeit. Ihre Augen öffnend, merkte sie, dass sie in
einem Krankenbett lag. In ihrem Arm steckte eine Infusionsnadel
und sie hing an einem Sauerstoffschlauch. Ihre Seite pulsierte.
Sie drehte ihren Kopf zu dem Bett neben sich, in dem Chrissy
friedlich schlief. Sie sah gut aus. Dann bemerkte sie ein Gewicht
auf ihren Beinen. Als sie hinunter sah, erblickte sie Gunnul. Sie
saß in einem Stuhl und war eingeschlafen, ihr Kopf lag auf
Jamies Bett und ihren Arm hatte sie schützend um Jamies
Beine gelegt. Ihre Augen waren dunkel, durch den Mangel an Schlaf
und ihre Wangen angespannt vor Belastung. Jamie reichte mit ihren
Fingern hinunter und berührte Gunnul. Sofort war ihre
Geliebte wach und an ihrer Seite.
Gunnul nahm ihre Hand und küsste ihre Finger und Tränen
rollten über ihr Gesicht. "Hey, es ist okay, Gunnul. Mir
geht es gut. Ist mit Chrissy alles in Ordnung?" fragte Jamie mit
trockenen Lippen.
Gunnul versuchte, tapfer zu lächeln. "Ja, Chrissy geht es
gut. Und du bist nicht okay. Du hast Chrissy und mich in
schreckliche Panik versetzt. Sie haben deine Milz herausnehmen
müssen. Es war ... ziemlich knapp", schaffte Gunnul zu
sagen, während ihr Kinn vor Emotionen zitterte.
"Was ist passiert?" fragte Jamie.
Gunnul wurde rot. "Zuerst war ich rasend vor Wut, doch dann
merkte ich, dass du Chrissy nicht mitgenommen hättest, ohne
mit mir zu reden. Ich vertraue dir. Ich wusste, dass dir etwas
Schreckliches geschehen sein musste. Ich rief die Polizei und die
Armee und wir suchten den ganzen Tag. Schließlich fanden
wir das Auto. Wir hätten dich nie rechtzeitig gefunden,
Jamie, aber ich habe den Höhleneingang gesehen und
gefühlt, dass du dort drin warst. Wir gingen hinein und
konnten sehen, dass ein Einsturz stattgefunden hatte. Da war eine
riesige Blutlache bei dem Felsen und ich dachte..."
Jamie drückte Gunnuls Hand und die Frau nahm einen tiefen
Atemzug und fuhr fort. "Wir gruben und es war Kaymaki. Tot. Dann
sahen wir den Schacht und ich ließ mich hinein fallen und
fand euch. Die Luft war schlecht und ihr wart beide bewusstlos.
Erst als wir dich raus brachten, merkte ich, dass du angeschossen
worden warst und viel Blut verloren hattest. Wir brachten dich
mit dem Hubschrauber nach Istanbul. Das war vor drei Tagen.
Chrissy sagte mir, was du getan hast. Jamie, wir haben uns so
gefürchtet! Ich liebe dich so sehr!"
"Ich bin müde, aber mir geht es gut. Gunnul?"
"Ja", fragte die Kriegerin sich näher lehnend, um Jamies
schwache Stimme hören zu können.
"Ich liebe dich auch", flüsterte Jamie, bevor sie wieder
einschlief. Gunnul lehnte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss
auf die Lippen.
**********
Einige Wochen später fuhren Gunnul und Jamie von Istanbul
nach Iznik. Gunnul war den ganzen Morgen nervös gewesen und
Jamie fragte sich, was sie vorhatte. Ihre Genesung war langsam,
aber gut vorangegangen und letzte Woche war sie aus dem
Krankenhaus entlassen worden. Teefo war, sehr zu seiner Freude,
nach Amerika geschickt worden, um sich um alles zu kümmern,
bis Jamie zurückkehren konnte.
Jamie wollte nicht ohne ihre Familie zurückkehren. Sie hatte
in dieser Nacht gemerkt, dass Gunnul nie wie Moe sein würde.
Sie hatte ihre Geister begraben und wollte nichts mehr, als ein
Teil von Gunnuls und Chrissys Lebens zu sein. Aber das Thema war
nie aufgekommen.
Eindeutig hatte Gunnul in dieser tödlichen Nacht auch einige
Entscheidungen getroffen und die schlossen Jamie nicht mit
ein.
"Wir haben nie das Geheimnis des Grabes gelöst", sagte sie,
während sie aus dem Fenster schaute und beobachtete, wie das
Land vorbeizog.
Gunnul blickte sie an, bevor sie sich wieder auf die Straße
konzentrierte. "Ich bin nicht sicher, dass wir dazu bestimmt sind
eine Antwort zu finden. Vielleicht sind wir nur ein Teil des
Prozesses. Ich weiß nicht. Ich fühle diese Ruhe, als
ob unsere Arbeit getan ist."
"Ja", sagte Jamie traurig, "vielleicht hast du Recht."
Sie kamen in Iznik an und fuhren zu einer kleinen Kirchenruine im
Zentrum eines Einkaufsbereiches in der Altstadt. Hier stiegen sie
aus und Gunnul half Jamie die Steinstufen hinunter auf das
Kirchengelände. Nur die Wände des alten Gebäudes
standen noch.
Ein Teil des Mosaikfußbodens war immer noch zu sehen und
die alternde Altarecke war auch noch erhalten.
Gunnul nahm Jamies Hand und sie gingen hinüber zum Altar.
"Dies ist St. Sophia. Die Kirche der heiligen Weisheit. Vor
vielen Jahren schrieb der ökumenische Rat hier das Nicene
Glaubensbekenntnis, das von den Christen vorgetragen wird. Ich
denke es ist der heiligste Ort, an den ich dich bringen
könnte, Jamie", sagte sie, auch Jamies andere Hand nehmend
und an ihr hinuntersehend.
"Ich glaube, dass wir dazu bestimmt wurden, zusammen zu sein. Ich
glaube, dass unsere Seelen von einer größeren Kraft
zusammengefügt wurden und dass unsere Liebe für ewig
ist. Ich glaube, dass unsere Götter die Gleichen sind, Jamie
und dass wir zusammen leben und einander lieben können,
egal, was unsere Kulturen unterscheidet. Ich glaube, dass wir
unsere Tochter dazu erziehen können, alle Menschen zu lieben
und zu verstehen. Ich liebe dich. Bitte Jamie, bleib bei mir und
sei meine Partnerin."
Jamie schaute tief in jene bemerkenswerten blauen Augen, die sie
ihr ganzes Leben lang gefesselt hatten.
"Ich glaube an unsere Liebe. Es gibt keinen Ort, wo ich lieber
wäre, als bei dir und Chrissy. Ja, Gunnul, ich will deine
Partnerin sein. Ich liebe dich."
Gunnul nahm zwei goldene Ringe aus ihrer Tasche. Einen schob sie
auf Jamies Finger und gab Jamie dann den Anderen, um ihn auf
ihren Finger zu schieben. Gunnul sah in die reichen grünen
Augen hinunter, die sie in ihren Träumen ihr ganzes Leben
lang gekannt hatte und wusste, dass sie zu Hause war.
Ende