FANWORK > Fanfiction > Babsi - Ich lass dich nicht im Stich

Disclaimer: Xena Warrior Princess und die Bardin Gabrielle gehören MCA/Universal & Ren. Pictures. Der Rest dieser Geschichte gehört jedoch uns und sollte nicht ohne unser Einverständnis weiterverwendet werden.
Spoiler: Diese FF spielt in der Gegenwart. Die Namen Chris und Kim sind frei erfunden, man erkennt aber die Charaktere Xenas und Gabrielles leicht wieder.
Sexwarning: In dieser FF kommt es zu graphischen Szenen zwischen 2 sich liebenden Frauen. Falls dich das stören sollte werter Leser, suche dir bitte eine andere Geschichte.
Violence: In dieser FF wird keine Gewalt an gewand! Doch handelt sie von einen heutigen schwerwiegenden Problem, was leider sehr verbreitet ist.
Anmerkung: No Anmerkung!
Widmung 1: Wieder einmal meiner aller liebsten Marion. Ich danke wie immer dir, dass wir eine FF zusammen schreiben. *knuddel, knuddel*
Widmung 2: Diese netten Worte gebe ich gern zurück. Denn erst durch dich Babsi, habe ich mich ans FF- schreiben herangetraut und kann kaum noch die Finger davon lassen.
Das stimmt, du kannst wirklich kaum noch die Finger davon lassen!!!!
Ist da ein Arztbesuch mal fällig? *fg* (KOMMENTAR von Babsi)

Ich lass dich nicht im Stich

Von Babsi und Marion


Der Lärm der Autos auf den Straßen und die verschmutzte Luft ließen Chris laut aufseufzen.
"Kein Wunder, dass wir heut zu Tage anfälliger auf Krankheiten sind! Dreck, Staub, Lärm. ... Furchtbar!" Ihr langes schwarzes Haar, wehte ihr um die Ohren.
Sie hatte fast das Elizabeth- Hospital erreicht. Hier hatte sie ihre eigene Praxis. Ihr Spezialgebiet war die Psychologie. Vor allem widmete sie sich den Alkohol- und Drogensüchtigen. Das zehrte zwar sehr an ihren Nerven, aber der Beruf machte ihr Spaß, speziell dann, wenn sie Erfolge sah.
Einige Diplome schmückten ihre Praxis. Sie ist unter ihren Freunden und den Patienten sehr beliebt. Ihre Aufmerksamkeit, Zuverlässigkeit und ihr, wenn auch selten, trockener Humor beruhigte die Menschen ungemein, so das sie sich ihr ungehemmt anvertrauten.
Sie sieht unwahrscheinlich hübsch und Attraktiv aus. Aber das wahnsinnig schönste in ihrem Gesicht, waren die strahlend blauen Augen, die man ein zweites Mal schon sehr suchen musste. Sie leuchteten wie zwei kristallklare Seen bei aufgehender Sonne.
Nur eines wusste fast niemand: Seit Jahren plagte sie eine schlimme Erinnerung.

Nun endlich war sie am Hospital. Lautlos und automatisch ging die Eingangstür auf und der Alltag hatte sie wieder. An der Rezeption war wie immer ein großer Andrang von Patienten, der Warteraum war überfüllt und Schwester Sabine seit einer Stunde schon im vollem Einsatz.

"Morgen Sabine...haben wir irgendwelche Notfälle?" Chris reichte der Schwester die Hand.
"Guten Morgen, Dr. Carter! Nein, nur die üblichen Sachen."
"Ich danke Ihnen. Schicken Sie mir bitte den ersten Patienten in zehn Minuten. Ich ziehe mich nur schnell um."
"Werd ich machen, Frau Doktor."
"Danke!" Schwester Sabine erntete ein freundliches Lächeln von der Ärztin.
Sie fragte sich schon lange, warum eine so gutaussehende Frau immer noch allein ist und keinen Mann gefunden hat. Oder steht sie vielleicht nicht auf Männer, sondern auf Frauen? Egal! Sie war froh, so eine nette Chefin zu haben.

Chris ließ den ersten Patienten eintreten. Es war ein etwa vierzigjähriger Mann.
"Guten Morgen Mister Simon. Nehmen sie doch bitte Platz." Der Mann setzte sich ihr gegenüber. "Na, wo brennt's denn?" Fragte Chris. "Wieder die alte
Geschichte?"
"Ja, irgendwie schon, Doktor Carter. Ich komme einfach von diesen verdammten Alkohol nicht weg. Einen Monat habe ich durchgehalten, auch wenn es schwer fiel. Aber vor einer Woche hatte meine Frau Geburtstag und wir hatten Gäste.
Na ja, ... auf den Tischen standen überall die offenen Flaschen Wein, Sekt, Bier Schnaps und so weiter. Ich war Anfangs eigentlich tapfer und habe nichts angerührt. Aber der Geruch von Alkohol.... und...." Mister Simon schämte sich zusehends.
"Hören sie Mister Simon. Sie müssen mit mir auch etwas kooperieren." Sagte Dr. Carter freundlich, aber auch unmissverständlich. "Es war schon nicht gut von ihnen, die Stationäre Therapie so plötzlich abzubrechen. Wenn man wie sie, so lange Alkoholkrank ist und allein nicht davon weg kommt, dann schafft man es nur mit professioneller Hilfe. Auch wenn das viele Wochen in Anspruch nimmt."
"Aber dann bin ich doch so lange von zu Hause weg und meine Frau schafft das mit den drei Kindern nicht allein."
"In ihren jetzigen Zustand, da helfen sie niemanden, am wenigsten ihrer Frau. Im Gegenteil ! Ihre Familie empfindet diesen Zustand als zusätzliche Last.
Mister Simon, ich kann es arrangieren, eine geeignete Person zu ihnen nach Hause zu schicken, die ihrer Familie hilft, während sie die Therapie machen. Aber sie müssen dieses Mal durchhalten. Egal, wie lange es dauert. Sie schaffen es nicht alleine, glauben sie mir!"
Dem Mann standen Tränen in den Augen, vor so viel Führsorge und Verständnis der Ärztin. "Dr. Carter, das würden sie wirklich tun? Sie geben mir noch eine Chance? Ich weiß gar nicht, wie ich ihnen das jemals danken kann!"
"Ich schon!" sagte die Ärztin schmunzelnd. Sie stand auf, ging auf ihren Patienten zu und reichte ihm die Hand. "Halten sie dieses Mal durch. Sie schaffen das. Da bin ich mir ganz sicher. Und nun lassen sie sich einen neuen Termin auf Station 3 von Schwester Sabine geben. Alles andere regele ich schon. Auf Wiedersehen, Mister Simon. Ich sehe nach ihnen, wenn sie auf Station sind."
Der Patient umfasste mit beiden Händen die ihm dargebotene Hand.
"Danke, Dr. Carter. Danke!"
"Ich will keinen Dank! Ihre baldige Genesung ist mir Dank genug. Und nun gehen sie." Sie schob ihn freundlich lächelnd in Richtung Tür und öffnete sie.
"Machen sie es gut, Mister Simon."
Dann nahm sie die nächste Karteikarte von Schwester Sabine entgegen.
"Miss Anderson, bitte!"

Es war ein langer und harter Tag für Chris. Die zehn Stunden hatten sie echt geschlaucht. Trotzdem war es immer wieder schön, wenn man auch nur einem Patienten helfen konnte.
Der letzte Patient war vor einer Stunde gegangen, Schwester Sabine hatte sie ebenfalls schon nach Hause geschickt. Nun war nur doch der lästige Schreibkram zu erledigen, dann ging es ab, zu ihrem schönen Einfamilienhäuschen.
Draußen war es bereits stockdunkel, als sie zum Hospitalparkplatz ging. Es hatte wieder einmal geschneit und es schien glatt zu sein. Sie stieg in ihr Auto und fuhr langsam los. Die Straßen waren um dieser Zeit noch recht gut belebt. Die Ärztin wohnte am anderem Ende der Stadt.
Chris massierte sich mit einer Hand den verkrampften Nacken und wiegte den Kopf in beide Richtungen. "Jetzt ein heißes Bad, einen heißen Tee, etwas Essen und dann ins Bett." Halb im Gedanken versunken, war sie noch mal den heutigen Tag durchgegangen.
Plötzlich!
Ein Schatten vor der Motorhaube, ein dumpfer Aufprall und ein entsetzlicher Schrei, der durch Mark und Knochen ging.
Chris machte reflexartig eine Vollbremsung und kam sofort zum stehen.
Dann war alles ganz still um sie herum.
Binnen Bruchteile von Sekunden, erwachte sie aus ihrem Schock, riss die Autotür auf und sah den kleinen zierlichen Körper vor ihrem BMW.
Sie beugte sich sofort hinunter und tastete die Person vorsichtig nach eventuellen Brüchen ab. "Gott sei Dank! Gebrochen ist anscheinend nichts." Stellte sie beruhigend fest. Dann fühlte sie den Puls, der sehr niedrig, aber stabil war. Blut quoll aus dem Mund und eine große Platzwunde war am Kopf zu sehen. Die Ärztin zog ihren Mantel aus und schützte damit das Mädchen vor die Kälte. Dann stützte sie den kleinen Körper, indem sie den Blondschopf auf ihren Schoß bettete.

Leute, die den Unfall gesehen haben, kamen näher und gafften. Keiner bewegte sich oder bot seine Hilfe an. Sie standen einfach nur da und gafften.
Die Ärztin sah sich Hilfesuchend um. Aber keiner reagierte.
In Chris kochte die Wut, sie stieg ins unermessliche. Wie immer, wenn sie auf solche Gaffer traf. Die schönen blauen Augen waren nur noch Schlitze und um eine Spur dunkler geworden. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Verachtung und unendlichen Zorn.
Sofort kamen die scheußlichen Erinnerungen zurück, mit denen sie sich nun schon seit Jahren herumquälte. Kaum einer wusste, was vor acht Jahren passierte. Bisher konnte Chris mit keinem darüber sprechen. Und dieser Unfall hier brachte sie nun wieder in die Vergangenheit zurück. Doch die Ärztin riss sich zusammen.
Sie nahm ihr Handy aus der Manteltasche und schleuderte es einem der Umherstehenden vor die Brust.
"Ruf sofort den Notdienst, aber schleunigst!"
Der Mann stierte immer noch auf die Verletzte Person.
"Ich sagte sofort! Hörst du schwer? LOS!!!" schrie Chris ihn so laut an, das auch die anderen zusammenzuckten.
Und es half. Er wählte augenblicklich die Nummer.
"Du !" rief sie zu der Frau am Straßenrand. "Hol die Decke aus meinem Auto und bring meinen Arztkoffer mit. Er liegt auf dem Rücksitz. Na mach schon!!"

"Der Krankenwagen ist schon unterwegs." Sagte der Mann.
Chris antwortete nur mit einem Kopfnicken. "Wo bleibt die Decke?" Schrie sie wieder.
"Bin schon da."
"Wie heißt du?" fragte sie die Frau.
"Ich heiße Janice Miller, ich...und..." Die Frau war sichtlich nervös.
"Deine Lebensgeschichte interessiert mich nicht." Brummte Chris sie an.
"Ok, Janice. Ich brauche jetzt deine Hilfe, bis der Krankenwagen da ist, hast du
verstanden?"
Ein ängstliches Kopfnicken und ein Zittern der Hände.
"Reiß dich zusammen!" beruhigte Chris die Frau, "Ich sage dir schon, was du machen musst. Also Janice! Ich hebe jetzt das Mädchen vorsichtig hoch, du breitest die Decke aus und legst meinen Mantel unter ihrem Kopf. Sie hat keine Knochenbrüche, soweit ich sie abtasten konnte. Aber wir müssen trotzdem vorsichtig sein, sie hat wohlmöglich innere Verletzungen. Also! Alles klar?"
"Ja, ok."
"Na dann los."
So versorgten sie das Mädchen. Chris legte sie behutsam auf die Decke, während ihr Mantel zusammengerollt unter dem Kopf des Mädchens geschoben wurde. Danach verband sie den Kopf der Verletzten.
Wieder fühlte die Ärztin den Puls. "Der Puls wird immer schwächer." Sagte sie. "Und die Atmung ist ganz flach. Verdammt, wo bleiben die denn?"
Chris wurde unruhig. 'Nicht schon wieder! Nicht schon wieder! Lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann lass sie nicht sterben! Lass mich nicht wieder an einem Menschenleben schuld sein. Ich verkrafte das nicht noch einmal.'
Die Sirenen des Krankenwagens kamen näher.
"Na endlich!" Chris atmete erleichtert auf.
Die Sanitäter kamen sofort mit der Trage und stellten sie neben der Verletzten ab.
"Chris, du? Ist alles in Ordnung mit dir?" Ein Kollege der Ärztin, Dr. David Smith, hockte sich zu ihnen.
"Mir fehlt nichts! Aber ihr Puls wird immer schwächer, er ist kaum noch wahrnehmbar. Sie......."
Das Mädchen versuchte krampfhaft zu atmen, sie riss die Augen weit auf.
Doch ganz plötzlich sackte sie zusammen und blieb regungslos liegen.
Stille!
"NEIN!!!" Chris war fassungslos. Sollte sie denn schon wieder....
Sofort nahm sie den Mantel unter dem Kopf der Patientin weg und begann mit der Mund zu Mundbeatmung. Immer wieder prüfte sie zwischendurch an der Halsschlagader nach dem Puls. Aber es tat sich nichts.
Dann riss sie die Bluse des Mädchens auf und begann mit der Herzmassage.
Wieder und immer wieder. Nichts!
"Chris, ich löse dich ab. Geh bei Seite, wir versuchen es mit dem elektrischen Herzimpulsgeber."
"Sei still ! Lass mich!" Sagte Chris bedenklich ruhig und leise. Dann nahm sie die Herzmassage wieder auf.
"Nun mach schon!" schrie sie dem Mädchen zu, "atme......los!"
Wieder Mund zu Mundbeatmung.
"Ich sagte, du sollst atmen!" Chris war wie von Sinnen. Tränen liefen ihre Wange hinunter. Die Erinnerung von damals schien plötzlich allgegenwärtig.
"Hey, Mädchen, atme doch endlich......mach schon!"
"Chris, lass sie in Frieden ruhen. Sie schafft es nicht mehr. Es ist zu spät." Bemerkte ihr Kollege.
"Es ist nie zu spät, hörst du! NIE!"
Wieder begann sie von neuem und versuchte mit aller Macht, das Mädchen ins Leben zurückzuholen. Immer wieder massierte sie das Herz und spendete Sauerstoff. Ihre Kräfte schwanden langsam, doch merkte man es ihr nicht an.
Dann!
Ein tiefer Atemzug der Kleinen.
"Ja, ....gut so .... mach weiter ... atme ... atme." Chris stand die bloße Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Das Mädchen war zurück und atmete nun relativ regelmäßig. Dann schlug sie langsam die Augen auf. "Was ..... was ist passiert?"

Bis eben betrachtete die Ärztin dieses Mädchen noch als eine Patientin.
Doch als sie in dieses grün ihrer Augen blickte und die weiche Stimme vernahm, spürte sie noch etwas ganz anderes. Etwas, was sie noch nicht definieren, noch nicht einordnen konnte.
"Sie sind direkt vor mein Auto gelaufen. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Dr. Carter ist mein Name. Darf ich ihren Namen erfahren?"
"Kim, ... Kim Lewis."
"Kim, ich werde ihnen jetzt eine Spritze zur Beruhigung und gegen die Schmerzen geben. Dann werden sie schlafen und...."
"Nein! Keine Spritzen, bitte!" Kim wurde unruhig.
"Aber es muss sein. Es tut nicht weh, ich verspreche es!" beruhigte sie Dr. Carter.
"Nein! Ich bitte sie! Ich halte das schon a....." Kim wollte ihre Arme bedecken und verkrampfte sich unter den Schmerzen.
Chris bemerkte plötzlich, warum die kleine Blonde sich so anstellte. Ein kurzer Blick auf den Armen der Patientin verriet ihr, das Kimm schon einige Einstiche von Nadeln besaß. Und sie wusste auch sofort, was diese Einstiche zu bedeuten hatten. Sie hatte das schon unzählige Male gesehen. Drogen!
"Kim?" Ein vielsagenden Blick gab Kim zu verstehen, das Chris Bescheid wusste und sie sich ihr anvertrauen konnte.
'Sie weiß es, na klar! Sie ist ja schließlich Ärztin.
Aber diese Magie, die sie ausstrahlt... Irgendetwas geheimnisvolles steht in diesen blauen Augen aus. Nur was?
So ein fantastisches blau habe ich noch nie gesehen. Und diese Wärme, die von diesen Augen ausgehen!' Kim glaubte, in den blauen Seen zu versinken, sie konnte den Blick von dieser Schönheit nicht brechen.
"Ok." Sagte Kim kaum hörbar und hielt Chris den Arm hin.
Fünf Minuten später schlief die Patientin und wurde in den Krankenwagen getragen.

Chris hielt ihren Kollegen am Arm kurz zurück. "David, bring sie, wenn ihr mit allen Untersuchungen fertig seid und es keiner weiteren OP bedarf,
auf Station drei. Und ruft mich bitte sofort an, wenn es Komplikationen gibt, ok?
Ich will auf dem Laufenden gehalten werden, egal wie spät es ist!"
"Geht seinen Gang, Chris!"
"Danke!"
"Ach ... und Chris?"
Die Ärztin blieb noch einmal stehen.
"Hm?"
"Du warst fantastisch."
Dr. Smith bekam nur ein müdes Lächeln seiner Kollegin zurück.

Sie drehte sich um und ging zu ihrem Wagen.
Sie war viel zu aufgewühlt, um jetzt hinter dem Steuer zu sitzen, deshalb beschloss sie lieber zu Fuß nach Hause zu gehen, bevor ein zweites Unglück passierte. Chris schloss den Wagen und ging in die dunkle Nacht.

****

Während sie durch die Straßen ging, dachte sie unentwegt an die junge Frau und dem Unfall. Irgendwie schien es Parallelen zu geben. Das Unglück vor 8 Jahren und der Unfall heute waren fast identisch. Ein Zufall? Solche Zufälle kann es doch nicht geben! Nein - sie wollte nicht schon wieder jemanden auf den Gewissen haben, auch wenn sie vor 8 Jahren nicht vollständig Schuld war.
‚Wenn es dich dort oben gibt, dann bestrafe mich nicht schon wieder. Habe ich denn nicht genug gelitten? Ich frage dich, muss ich noch einmal alles von vorn durchmachen? Bitte...lass mich nicht erneut büßen!'

Chris ging bereits durch ihren kleinen Vorgarten und wunderte sich, wie schnell sie doch nach Hause gekommen war. Sie öffnete die Eingangstür, warf Schlüssel und Tasche achtlos auf das Dielenschränkchen und lies sich im Wohnzimmer vollkommen niedergeschlagen auf dem Sofa fallen.
"Oh man...was für ein Tag. Hoffentlich geht es Kim jetzt einigermaßen....!"
Wieder machte sie sich Gedanken um den Gesundheitszustand des Mädchens, aber die Kleine ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, - unmöglich. Da war auch noch etwas anderes, was sie beschäftigte. Aber das war noch tief im inneren ihres Herzen verschlossen, so das sie diese Art Gefühle noch nicht zulas.
So ermahnte sie sich selber.
"...OK Chris, du machst das ganz einfach, du begibst dich jetzt in die Badewanne versuchst etwas abzuspannen und dann gehst du am besten schlafen. Ja...ich denke das wird wohl das beste sein."
Gesagt getan. Das Wasser lief in die Wanne, Cris entkleidete sich und prüfte mit dem großen Zeh die Temperatur.
'Mal sehen...... ok. Mist... das Telefon...' geschwind rannte sie in die Küche wo ihr Telefon in der Ladebox stand.
'...ich darf den Anruf nicht verpassen. Hoffentlich geht es ihr gut. Keine Komplikationen! Bitte...., keine Zwischenfälle!'
Sie legte ihr Telefon neben die Wanne auf ein kleines Tischchen und stieg in die Wanne.
'Oh...das tut gut.' Sie schloss die Augen und versuchte abzuschalten.
Chris war so geschafft, dass sie kurz einschlief.
Bilder vom Unfall vor 8 Jahren tauchten wieder auf, dann wieder Bilder eines schönen Mädchens mit blonden Haaren. '.....Kim...., bleib stehen.....pass auf....'
Chris rief im Traum den Namen des Mädchens, was sie so sehr beschäftigte.
Doch das plötzliche klingeln des Telefon schreckte sie hoch.
Das Wasser war schon fast kalt geworden. Noch etwas orientierungslos nahm Chris den Hörer in die Hand und meldete sich mit leiser Stimme.
"Carter!"
"Ich bin's David! Chris, alles ok? Du hörst dich eigenartig an."
"Unwichtig! Was macht die Kleine?"
"Der Kleinen geht es den Umständen entsprechend gut. Wir haben sie Gott sei Dank stabil bekommen. Ihr Blutdruck war noch mal gewaltig abgesackt. Außerdem haben wir ihr Blut abgenommen, die Werte hast du morgen auf dem Schreibtisch."
"Was ist mit inneren Verletzungen?"
"Nichts schlimmes. Einige Scherben des Scheinwerfers haben sich in ihre Bauchdecke gebohrt. Aber sie sind nicht sehr tief eingedrungen, so das keine Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sie wird eine große Narbe behalten, das ist alles. Ähm ... Chris, .... da ist noch etwas! Sie hat Einstiche an den Unterarmen... du weißt was ...."
"Ja David, ich weiß, ... ich habe sie gesehen. Drogen, vermute ich. Aber sag es nach Möglichkeit noch niemanden, ok? Ich will erst mit ihr allein sprechen."
"Klar!"
" Ich danke dir!"
"Keine Ursache! ..... Sag mal ...?"
"Ja..."
"Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?"
"Es geht mir gut...ich bin nur so geschafft. Das ist alles!"
"Das nehme ich dir nicht ab. Chris, wir kennen uns nun schon seit der Uni und ich merke, wenn was nicht mit dir stimmt. Na sag schon, was ist los mit dir?"
Aufgestaute Angst und jahrelange quälende Erinnerungen, die nicht enden wollten ließen Chris Tränen in die Augen steigen. Und David war stets ein guter Freund gewesen, mit dem sie beinah über alles sprechen konnte. Sie wusste, das er in ihr mehr als nur eine gute Freundin sah. Aber er hatte eingesehen, das es mit ihnen beiden keine Zukunft geben kann. Sie hatte eben nichts für Männer über, sondern stand auf Frauen. Doch sie war immer froh, das die Freundschaft zwischen David und ihr weiter von Bestand war.
So vertraute sie sich ihm auch dieses Mal an.
"David...ich...ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich bin, dass es der Kleinen gut geht. Ich...ich könnte es nicht schon wieder ertragen jemanden zu verlieren."

"Chris, nun hör mir mal zu. Dem Mädchen geht es gut. Und was damals passiert ist, war nicht deine Schuld, du konntest es nicht verhindern! Niemand konnte das!
Tu mir ein Gefallen und hör auf, dir solche Vorwürfe zu machen. Du bist eine gute Ärztin und wenn du nicht gewesen wärst, wäre Kim Lewis schon längst gestorben. Ich bin echt stolz auf dich, dass du vor ein paar Stunden nicht auf mich gehört hast und trotzdem weiter versucht hast, sie zu reanimieren. Ich sage es dir noch mal,
du bist eine gute Ärztin und das weist du auch. Mach dich nicht unnötig fertig Chris, du schadest dir nur selbst. Versuch Abstand zu gewinnen, es ist 8 Jahre her."

Chris hatte aufgehört zu weinen.
"Danke David. Du bist doch ein echter Freund. Immer da, wenn man
ihn braucht!"
"Hey, dafür sind Freunde doch da! Leg dich jetzt schlafen und morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus, wirst sehen. - Also, bis morgen und schlaf gut."
"Du auch! Bye David!"
"Bye!"

****

Nachdem Chris am anderen Morgen ihren BMW abgeholt hatte, fuhr sie wieder ins Hospital. Sie hatte noch gut eine Stunde, bevor sie mit der Sprechstunde beginnen musste. So warf sie schnell ihren weißen Kittel über und ging direkt auf Station drei. Auf dem Flur traf sie den Stationsarzt, der sie zu sich in seinem Büro rief.
"Guten Morgen, Chris! Nimm doch bitte kurz Platz."
"Morgen Kevin! Ich habe eigentlich wenig Zeit. Was gibt's denn?"
"Ja, ich weiß. Deine Sprechstunde beginnt bald. Ich wollte dir nur sagen, das wir Mister Simon erst nächsten Monat aufnehmen können. Wir haben keine Betten frei.
Tut mir leid, Chris!"
"Na ja, kann man nichts machen. Aber kommt mir vielleicht ganz gelegen. Ich brauche eine geeignete Person, die seiner Frau und den Kindern zur Seite steht, während er hier im Krankenhaus ist. Und so schnell werde ich niemanden auftreiben können. Das verschafft mir etwas Zeit. In vier Wochen sollte ich schon jemanden finden, denke ich. Hoffentlich hält er den Monat einigermaßen ohne Alkohol aus!"
"Ja, wollen wir es hoffen. - Ach so und das Mädchen von letzter Nacht, Kim L...."
"Was ist mit ihr?" Chris war sofort hellwach.
"Alles ok soweit. Sie ist schon wieder bei Bewusstsein und hat sogar schon ein leichtes Frühstück zu sich genommen. Nur....."
Chris wusste, auf was ihr Kollege hinaus wollte.
"Schon gut, Kevin. Ich weiß Bescheid. Ich werde mich ihr diesbezüglich annehmen. Ich will aber erst mit Miss Lewis allein sprechen, ok?"
"Sicher, mach das! Ist ja schließlich dein Fachgebiet. Du hältst mich auf dem Laufenden?"
"Mach ich doch glatt. In welchem Zimmer liegt sie?"
"Dreißig!"
"Danke, Kevin. Wir sehen uns."

Kim kaute gedankenverloren auf einen Apfel herum. Sie lag allein im Zimmer, was ihr sehr angenehm war. Sie wollte jetzt mit keinem sprechen, obwohl sie den Kontakt zu anderen Menschen nie scheute. Im Gegenteil! Bis vor zwei Monaten war sie noch Sozialpädagogin und hatte mit vielen Leuten zu tun. Aber dann, aus heiterem Himmel....
Es klopfte an der Tür und Chris trat herein.
"Darf ich?" fragte Chris.
"Sicher, sie sind doch hier zu Hause!" antwortete Kim etwas zu schnippisch, was ihr aber sofort leid tat.
Chris ignorierte die Worte, kam an das Bett und reichte der Patientin die Hand.
"Hallo! Sie wissen noch, wer ich bin?"
'Als wenn ich diese Augen vergessen könnte!' Dachte Kim, aber laut sagte sie:
"Dr. Carter, oder?"
"Ja! Wie geht es ihnen heute, haben sie Schmerzen?"
Kim überhörte die Frage absichtlich und stellte eine Gegenfrage.
"SIE haben mich wieder zurückgeholt, stimmt's?"
Chris sah zur Decke und dann wieder auf ihre Patientin.
"Jap.... kann man so sagen. Sie wollten einfach gehen und das konnte ich nicht zulassen." Sie wollte die Stimmung Kims etwas auflockern und schlug einen lockeren Ton an. Chris lächelte sie an, wobei schneeweiße Zähne zum Vorschein kamen.
Doch Kim blieb ernst und drehte den Kopf in Richtung Fenster.
"Wissen sie Doktor," sagte Kim kaum hörbar, "sie hätten etwas schneller fahren sollen, dann hätte ich es wenigstens geschafft und bräuchte mich nicht mehr mit dieser verdammten Welt herumärgern."
"HEY !!" Chris' Zeigefinger schoss nach oben. "Was soll das, Miss Lewis?" Ihr Stimmungsbarometer war vor Entsetzen sofort auf dem Nullpunkt. Mit leiser, aber eindringlicher Stimme sprach sie weiter auf Kim ein.
"Man setzt seinem Leben nicht so einfach ein Ende. Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Auch für ihr Problem!"
Kim standen längst die Tränen in den Augen. Sie hatte mit ihrem Kummer noch lange nicht abgeschlossen. Jetzt kam alles wieder hoch. Keiner wollte es bisher sehen, keiner versuchte ihr Hilfe anzubieten. Alle haben ihr den Rücken zugekehrt, - sie war praktisch über Nacht ganz allein auf dieser verdammten Welt.
Und jetzt ist hier diese Ärztin, die versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Ja, .... Kim glaubte sogar, das diese Frau ihr Vertrauen schon gestern Nacht gewonnen hatte. Ihr war, als kenne sie diese hübsche Schwarzhaarige schon ewig.
Mit ihr, so schien es ihr, konnte man bestimmt Pferde stehlen.
Aber ihr waren die Einstiche an den Armen peinlich und alles was damit zusammenhing. 'Eine Drogensüchtige! Ist doch echt abstoßend !' Dachte sie.

Chris sah die Tränen der Kleinen und es schnitt ihr ins Herz. Sie glaubte den Grund für die Tränen zu kennen. - Abscheu und Ekel vor sich selbst! -
Sie hat viele Patienten gesehen, die genauso reagierten.
"Miss Lewis, ich weiß, das sie krank sind..."
"Krank?" schrie Kim die Ärztin an, "Sagt man da krank zu? Ich bin süchtig, Frau Doktor! Schlicht und einfach süchtig und komme von diesem Scheißzeug nicht los. Das ist alles."
"Ja! Drogensucht ist eine Krankheit! Eine Krankheit, die man heilen kann. Allerdings nur, wenn der Betroffene es wirklich will."
"Doktor, ich will es ja, aber ich schaffe es nicht! Und außerdem, wozu - für wem?
Es interessiert ja sowieso niemanden!"
"Doch, mich!"
Die Antwort kam Chris so schnell über die Lippen, das sie sich selber über die tiefere Bedeutung dieser Worte erschreckte.
Kim hatte noch immer aus Frust die Lider gesenkt, so das Chris annahm und auch hoffte, Kim hätte diesen Satz und ihre spontane Reaktion nicht registriert.
Doch Kim hatte es verstanden, wollte sich nur nichts anmerken lassen.
Chris versuchte dem Thema in eine andere Bahn zu lenken und sprach schnell weiter.
"Sagen sie Miss Lewis, leben sie allein? Haben sie keine Angehörigen? Ihre Eltern?"
"Ja schon, aber..... Meine Eltern und meine Schwester leben in einem anderen Bundesstaat, wir haben uns schon über einem Jahr nicht mehr gesehen."
"Freunde?"
Kims Gesicht verfinsterte sich wieder.
"Nein! ..... Na ja," setzte sie kaum hörbar nach, "nicht mehr. Ich hatte einen großen Freundeskreis, aber....."
Chris merkte, das es Kim schwer fiel, zu sprechen. Sie musste wohl sehr enttäuscht worden sein. Sah Chris da etwa Parallelen zu sich selbst? Wenn sie nicht hundertprozentig wüsste, das sie Kim gestern Abend das erste Mal begegnet war, würde sie felsenfest behaupten, sie kenne sie schon seit Jahren. Es schien, als bestehe ein inneres Band zwischen ihnen.
"Miss Lewis, ... könnten sie sich vorstellen, das wir Freunde werden? Ich möchte ihnen gern daraus helfen!"
"Sie wollen ein Freund für mich sein? Einer Drogensüchtigen? Einem Nichts?"
"Hey, was soll denn das schon wieder?!" Chris legte ihre Hand auf die Schulter Kims und diese beruhigte sich augenblicklich.
"Machen sie sich doch nicht kleiner, als sie sind. Das sollte keine Anspielung auf ihre Größe sein, ich denke, sie wissen, was ich meine!"
In Kims Augen trat ein winziges Lächeln, was wohl kaum einer erkannt hätte, aber Chris sah es erfreut und redete weiter.
"Wenn sie immer denken, sie sind ein Nichts und diesen Gedanken nicht abstellen, dann sind sie das eines Tages auch. Also! Ich will das von ihnen nicht mehr hören, ok?"
"Aber ..."
"A-a-a...!"
"Ja, Frau Doktor!" Und nun lächelte Kim sogar etwas.
'Diese Frau hat etwas energisches, dem man nicht wiederstehen - nicht wiedersprechen kann. Aber auch SIE muss ein Geheimnis mit sich rumtragen, ich sehe es doch an ihren Augen.'

"Miss Lewis, leben sie hier in der Stadt? Ich meine kann ich ihnen behilflich sein, falls sie irgendwelche Dinge von zu Hause brauchen - Waschzeug, Sachen, oder irgendwas anderes?"
"Sie sind Ärztin und wollen sich mit solche Lappalien behelligen? Für so was haben sie bestimmt keine Zeit!"
"Das lassen sie mal meine Sorge sein! Also?"
"Ja, ..... ich habe eine kleine Wohnung hier in der Stadt. In der Hilton Street. Na ja, eigenes Waschzeug und diverse Sachen währen nicht schlecht. Vielleicht könnten sie ....... ach nein, schon gut."
"Na was könnte ich?"
"Ich würde gern mal ein Stück Kuchen......... das Krankenhausessen ist nicht gerade umwerfend. Und ich esse für mein Leben gern Apfelkuchen."
"Kein Thema. Den sollen sie haben."
Kim suchte im Nachtschrank nach den Wohnungsschlüsseln und wurde etwas nervös, als sie sie nicht sofort fand. Ihre Hände zitterten leicht, so das ihr der Schlüssel aus der Hand fiel.
'Verdammt, ... könnte ich mir jetzt einen Schuss setzen, dann währen die Hände auch ruhig. ---- NEIN !!....'
Chris hob den Schlüssel auf, warf ihn kurz in die Luft und fing ihn wieder auf.
Dann sah sie Kim lange in die Augen. Natürlich hatte sie das Zittern schon vor einigen Minuten bemerkt und sie wusste woher es rührte.
Sie nahm die Hände Kims und umschloss sie.
"Sie sind nicht allein, Miss Lewis. Jetzt nicht mehr! Ich werde ihnen helfen, das durchzustehen. Ich will ihnen nichts vormachen, aber es wird nicht einfach werden, soviel ist schon mal sicher. Aber wenn sie es wirklich wollen, dann schaffen sie es. Vertrauen sie mir?"
Auch Kim sah der Ärztin lange in die Augen, bevor sie antwortete.
"Wenn ich jemanden vertraue, dann ihnen, Frau Doktor. Ich weiß nicht, warum gerade sie. Ich kenne sie ja kaum. Aber irgendetwas sagt mir, wenn ich es jemals schaffen will, dann nur mit ihrer Hilfe."
Chris lächelte und streichelte der kleinen Blonden die Wange.
"Sie schaffen das! Mein Wort drauf!"
Chris sah auf die Uhr und war überrascht wo die Zeit geblieben war.
"Ich muss los, ich habe noch Sprechstunde. Ich werde bei ihrer Wohnung vorbeifahren und ihnen die Sachen heute Nachmittag bringen, ok? ..... Ach,... und keine Angst, ich werde nichts unnötig durchstöbern."
"Das weiß ich!"
"Das wissen sie?"
"Ja!"
"Alle Achtung! Dann wissen sie mehr, als ich. Aber jetzt muss ich los. Bis heute Nachmittag, hm?" Chris ging in Richtung Tür, als Kim sie noch mal ansprach.
"Doktor Carter!"
"Ja?"
"Ich denke schon seit gestern Abend, das wir uns irgendwoher kennen müssten. Als ob uns irgendwas verbindet. Aber ich weiß genau, das wir uns noch nie zuvor begegnet sind. Wo dran liegt das?"
Wieder sah Chris lange in diese schönen grünen Augen.
"Ich weiß es nicht, Kim. Ich weiß nur, das es mir genauso ergeht.
Also! Bis dann, hm?"
"Eins noch, ... bitte! Wenn ich ihnen von meinen Sorgen erzähle, erzählen sie mir, was sie schon seit Jahren quält?"
Chris sah sie überrascht und erstaunt an. 'Das kann's doch nicht geben! Woher...?'
Sie lächelte Kim zu, hob vielsagend eine Augenbraue und verschwand dann mit einer schuldiggebliebener Antwort.
Im Zimmer sah ihr eine ebenfalls lächelnde Patientin hinterher. Unbewusst hatte Kim eine Hand auf die Wange gelegt - da, wo eben noch die Hand der Ärztin lag.
Noch immer glaubte sie die Wärme zu spüren. Und hatte sie sie nicht mit ‚Kim' angeredet? Das Lächeln verstärkte sich noch um eine kleine Spur.

****
Es war am Nachmittag, als Chris die Wohnungstür ihrer Patientin aufschloss.
Die 3- Zimmerwohnung hatte etwas sehr gemütliches, sie war sehr geschmackvoll eingerichtet. Chris stand im Wohnzimmer und entdecke an der Wand zwei eingerahmte Diplome und Auszeichnungen für zahlreiche Arrangements in Sachen Sozialpädagogik.
'Eine Frau, die sich so sehr für andere Menschen einsetzt!' Staunte Cris.
'Und dann stürzt sie einfach so ab und keiner, der sogenannten Freunde hält zu ihr. Warum? Warum nur? So ein liebes Mädchen muss man doch gern haben.'
Chris packte ein paar Sachen und Waschzeug zusammen, schloss die Wohnung wieder ab und ging zum nächsten Bäcker. Danach fuhr sie noch zu Hause vorbei, duschte schnell und kochte noch eine Thermoskanne voll Kaffee.
'Den ollen Krankenhauskaffee musst du nun wirklich nicht trinken, Kim!'
"Hm? .... Kim? ... Sagte ich eben Kim?" Chris musste lächeln, beeilte sich aber zum Auto zu kommen. -

Als sie auf Station drei den Gang entlang ging, begegnete sie noch mal den Stationsarzt.
"Hey Chris, deine Patientin ist ja wie ausgewechselt. Heute morgen war sie noch total niedergeschlagen, wollte mit keinem reden und hat sich gehen lassen.
Und jetzt? Sie hat sich etwas zurecht gemacht, hat vorhin sogar leise ein Liedchen gesummt. Das Mädchen hat sich was zu Schreiben geben lassen. Die Schwestern sagten mir, das sie seit einer Stunde kleine Gedichte verfasst. Aber das Erstaunlichste......"
"Das Erstaunlichste? .... Was?"
"Sie hat die Schmerzmittel abgelehnt! Sie wolle versuchen, ohne jegliche Drogen auszukommen. Verstehst du den plötzlichen Wandel?"
Chris konnte es sich schon vorstellen, woran es lag, beantwortete die Frage aber mit einer Gegenfrage.
"Hat sie denn große Schmerzen, Kevin?"
"Na ja, ich denke, es ist einigermaßen zum Aushalten. Die Schnittwunde am Bauch ist ja nicht sehr tief."
"Was denkst du, wie lange sie hier bleiben muss?"
"So ca. eine Woche, vielleicht auch weniger. Kommt drauf an, wie schnell die Wunde heilt. ..... Kannst du sie therapieren, Chris? Ich meine, hängt sie schon sehr lange an der Nadel?"
"Nach dem ersten Eindruck, den ich von ihr habe, glaube ich, das sie noch nicht länger, als vier - sechs Wochen das Zeug spritzt. Wenn sie mitspielt und es auch vom ganzen Herzen will - und das glaube ich - , dann hat sie sehr gute Chancen, es zu schaffen."
"Ich denke, Miss Lewis ist an die Beste geraten, die ihr aus den Sumpf helfen kann, Chris!"
Chris verdrehte die schönen blauen Augen. "Übertreib nicht, Kevin!"
Die Ärztin ging weiter zum Zimmer dreißig. Sie klopfte kurz an und ging hinein.

"Oh man Frau Doktor, sie sind ja bepackt wie ein Esel! Was schleppen sie denn da alles an?"
Als Chris im Zimmer stand, verschlug es ihr vor Freude fast die Sprache.
Kim saß auf dem Bett und schaukelte mit den Beinen. Auf den Knien hatte sie einen Schreibblock liegen und war am schreiben. Aber das Schönste an diesem Anblick, war ihr liebliches Gesicht. Kim hatte die Haare frisch gewaschen und ganz dezent Schminke aufgelegt, gerade soviel, das es nicht aufdringlich wirkte.
Chris konnte sich von den grünen Augen kaum trennen und blieb wie angewurzelt stehen.
"Hey, Frau Doktor! Wo sind sie mit den Gedanken?"
"Hm? ..... Ach so..... Was halten sie vom Apfelkuchen?"
"Sie haben dran gedacht? Wirklich?" Kim strahlte übers ganze Gesicht, als sie die Thermosflasche aus den Korb luken sah und machte einen langen Hals. "Sagen sie jetzt nicht, sie haben da sogar eigenen Kaffee drin!!"
"Denken sie, ich lasse zu, das sie das Krankenhausgesöff hier trinken? - Ups! Das haben sie jetzt nicht gehört. Das Küchenpersonal bringt mich um!"
Chris packte Kims Sachen aus, legte sie in den Schrank und deckte den kleinen Tisch für sie beide. Dann half sie Kim, sich an den Tisch zu setzen.
"Mmmm.....wie das duftet!" raunte Kim.
Chris staunte und musste schmunzeln, was alles in den kleinen Körper hinein passte. Bis auf ein Stück aß Kim den Kuchen ganz allein.
Zunächst unterhielten sie sich über belangloses und bemerkten, wie ähnlich sie sich doch waren. Gleiche Interessen, gleichen Geschmack, gleichen Humor,......
Irgendwann wechselte Chris allerdings auf das leidliche Thema.
"Miss Lewis...."
"Können sie mich Kim nennen, Frau Doktor?"
"Gern! Aber nur, wenn sie mich Chris nennen!"
"Aber sie sind doch Ärz...."
Eine hochgezogene Augenbraue! "Nur ein Mensch, wie du auch!"
"Wie machst du das nur mit deiner Augenbraue? Das hat was!"
"Keine Ahnung. Es passiert einfach so. Ich merke das nicht mal." Lächelte Chris, wurde aber gleich wieder ernst.
"Kim, ...... seit wann spritzt du dich? Und was für ein Teufelszeug genau nimmst du?"
Kim senkte aus Scham den Blick.
Chris hob das Kinn der kleinen Frau mit den Fingerspitzen.
"Sieh mich an, Kim. Vor mir brauchst du dich nicht zu schämen, ok?"
Kim sah sie an und nickte leicht.
"Ich spritze seit vier Wochen, .... LSD. Vorher habe ich es mit schnüffeln versucht, aber irgendwann hat es keine erwünschte Wirkung mehr gezeigt....."
"Warum, Kim? Sag mir den Grund."
"Enttäuschung, ... der Job, den ich über alles liebte, war auf einmal weg, alle ließen mich im Stich......." Kim traten Tränen in die Augen.
"Ganz ruhig, Kim. Erzähle der Reihe nach. Wie begann alles?"
"Ich hatte einen tollen Job. Sozialpädagogin! Es machte mir großen Spaß, mit Menschen umgehen zu können, - ihnen helfen zu dürfen, soweit es in meiner Macht stand. Dann lernte ich Sonja kennen. ... Ach so, erwähnte ich schon, das ich lesbisch bin?"
"Ich habe keine Probleme damit, falls du das meinst." Chris hätte ihr gern gesagt, das sie ebenso empfand, wollte es aber für einen späteren, günstigeren Zeitpunkt aufheben.
"Ich liebte Sonja, ... jedenfalls glaubte ich es damals. Sie wohnte aber in dieser Stadt hier und ich fünfhundert Meilen entfernt in LA. Sie bat mich, ich solle doch hierher ziehen. Na ja, Liebe macht ja bekanntlich blind. Ich verließ mein Elternhaus, ignorierte den Rat aller Freunde, die ich hatte - und ich hatte einen großen Freundeskreis! Ich kündigte meinen Job, ohne groß zu überlegen, ob ich hier auch Arbeit finden würde und zog hierher. Ich bin mit meinen Eltern im bösen auseinander gegangen und weiß noch nicht mal, wie es ihnen heute geht.
Hier bekam ich dann die bittere Wahrheit zu erfahren. Nach einigen Wochen bemerkte ich, das Sonja Drogen nahm und wie, oder besser gesagt, durch was sie es sich beschaffte. Sie ging auf den Strich! Ich versuchte sie, davon abzubringen, versuchte sie wieder für mich zu gewinnen. Gleichzeitig kümmerte ich mich darum, endlich wieder einen Job zu bekommen. Aber es wollte einfach nichts klappen.
Sonja lud immer öfter ihre Freunde ein und feierte Feste ohne Ende und stets im Zusammenspiel mit Drogen. Laufend pumpte sie mich an, so das mein Erspartes immer weniger wurde. Eines Tages sagte sie zu mir: 'Kim, versuch es doch auch mal. Es ist fantastisch, du fühlst dich, als würdest du fliegen, der Alltag ist einfach, wie weggeblasen - kein Kummer, kein Ärger, keine Sorgen....'
Das war der Zeitpunkt, da hätte ich gehen sollen. Aber ich schaffte es nicht, - ließ es nicht zu. Ich dachte, einmal nur etwas schnüffeln und für ein paar Stunden die Welt vergessen. Aber es wurde von Tag zu Tag mehr und schließlich verlangte mein Körper nach härteren Sachen. Ich brauchte unbedingt Geld für das Zeug, hatte aber kaum noch was, um die Miete zu bezahlen. Irgendwann zog Sonja dann aus und ließ sich nie wieder sehen. Ich war allein. Auch die, die sich in der ganzen Zeit als meine Freunde betitelten, waren plötzlich auf nimmer wiedersehen
verschwunden."
Kim schluckte und sah wieder zu der Ärztin. "Chris, ..... ich war ganz allein, ..... keinen Job mehr, kein Geld, keine Freunde."
"Warum bist du nicht zu deinen Eltern zurückgegangen?"
"Die Schmach konnte ich ihnen nicht antun. Ihre Tochter, auf die sie so gebaut hatten. Sie hatten es mir ermöglicht, zu studieren, obwohl sie selber kaum Geld besaßen. Und ich habe sie so bitter enttäuscht."
"Ich kann dich verstehen. Du glaubst, ihre Liebe und Fürsorge mit Füßen getreten zu haben. Aber ich denke, das hast du nicht. Alle Kinder werden einmal flügge und verlassen das Elternhaus. Und zu diesem Zeitpunkt konntest du noch nicht wissen, wie sich deine Zukunft entwickelt. Das einzigste was du dir vorwerfen kannst, ist, das du den Kontakt zu ihnen ganz abgebrochen hast.
Kim, du solltest sie anrufen und dich bei ihnen melden. Sie machen sich mit Sicherheit riesige Sorgen."
"Aber was soll ich ihnen denn sagen?"
"Glaub mir, die richtigen Worte fallen dir spätestens am Telefon ein, wenn du ihre Stimme hörst. -----
Als ich in deiner Wohnung war, sind mir Diplome und Auszeichnungen aufgefallen! Ich denke mal, du liebst deinen Job immer noch abgöttisch, oder?"
"Ja, ..... das tue ich. Es macht mir wirklich sehr viel Spaß!"
"Ich glaube, ich kann da was arrangieren. Aber ich will noch nicht zu viel versprechen. Liebst du Kinder?"
"Oh ja, sehr! Warum fragst du?"
"Sag ich dir, wenn es geklappt hat." Chris fiel der Schreibblock auf dem Bett wieder ins Auge. "Sag mal, du schreibst Gedichte?"
Kim bekam einen leichten roten Kopf und Chris fand es total süß.
"Na ja, es ist nichts besonderes. Manchmal schreibe ich auch kleine Geschichten. Es ist meine Leidenschaft, der ich schon lange nicht mehr nachgegangen bin."
"Warum gerade jetzt?" fragte Chris.
"Die Frage beantworte ich dir später. Jetzt bist du an der Reihe!"
"Hm? Mit was?"
"Ich sagte dir ja heute morgen, seit ich dich gestern Abend gesehen habe, habe ich das Gefühl, das dich seit Jahren schon etwas quält. Ein schlimmes Ereignis, glaube ich. Ich konnte es in deinen Augen sehen und ich konnte es fühlen. Chris, ..... irgendetwas verbindet uns. Wenn es so was, wie eine Wiedergeburt gibt, dann könnte ich schwören, wir kennen uns schon aus einem früherem Leben."
"Du hast es auch gespürt, hm? Vielleicht hast du Recht und wir sind uns schon mal begegnet."
"Erzählst du mir von deinen Qualen, Chris?"
"Das habe ich bis jetzt nur einem erzählt und der war unmittelbar beteiligt."
"Darf ich die zweite sein?"
Chris sah lange in die Augen Kims, bevor sie antwortete.
"Ja! Ich verspreche es. Aber für heute machen wir erst mal Schluss, ok? Du musst dich noch ein wenig ausruhen und darfst dich nicht überanstrengen. Das bringt nämlich nichts. Wir machen morgen weiter, ja?"
"Na gut. Dann will ich mal auf meine Ärztin hören."
"Sehr schön! Und nun ab ins Bett." Grinste Chris und half ihrer kleinen Patientin wieder ins Bett. Kim hielt ihre Hand und sagte leise.
"Du kommst doch morgen wirklich wieder? Du bist jetzt die einzigste, die ich noch habe."
Chris streichelte ihr die Wange. "Natürlich, komme ich wieder. Ich lass dich doch hier nicht einfach allein zwischen den langweiligen Krankenhauswänden. Also, bis Morgen. Schlaf gut!"
"Machs gut Chris. Und Danke!"
Chris stand auf, ging zur Tür und sah sich noch mal kurz um.
"Für was? Ich muss mich bei dir bedanken, .... das ich dich kennen lernen durfte!"
Und schon war sie draußen.
'Immer für einen guten Abgang, Frau Doktor!' dachte Kim und lächelte in sich hinein.

*****

Der Abend kam schnell.
Chris schloss ihr Auto ab und ging ins Haus. Sie war bei bester Laune, wie schon lange nicht mehr.
‚Wie schnell doch ein Tag vergehen kann! Liegt das an ......Kim? Es ist Wahnsinn...einfach Wahnsinn... '
Sie nahm schnell ein Bad, aß etwas Obst und machte es sich mit der Tageszeitung im Wohnzimmer bequem. Aber irgendwie las sie nicht, was da geschrieben stand, sondern war mit dem Gedanken ganz wo anders.
'Irgendwie erinnerst du mich an Cary und doch bist du ganz anders, als sie. Deine strahlenden Augen, so schön wie leuchtend grüne Smaragde, werde ich wohl nicht so schnell vergessen.'
Es war bereits 23 Uhr, aber Chris schien nicht müde zu sein.
Die Unterhaltung mit Kim hatte ihr richtig gut getan. Nach langer Zeit hatte sie wieder eine Person gefunden, mit der sie so richtig ausgiebig und ungeniert reden konnte. In ihr sah sie nicht nur eine Patientin - nein. Erstaunlich, in diesen paar Stunden waren sie richtig gute Freundinnen geworden, als ob sie sich schon eine Ewigkeit kannten.
‚Diese Frau hat was animalisches, wahrhaftig...'
Chris ging nun doch ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett. Aber mit schlafen war nichts. Sie schloss zwar die Augen, war aber hellwach. Sie dachte weiter über Kims Geschichte nach, die sie ihr heute Nachmittag erzählte.
'Ich begreife das nicht, dass so ein liebes Geschöpf allein gelassen werden kann. Man kann sie doch nur lieb haben. Und ich lie ....!' Erschrocken von ihren eigenen Gedanken, riss Chris die Augen auf und starrte zur Decke.
‚Chris du bist ja verrückt. Du liebst Kim doch nicht, es gibt keine Liebe auf den ersten Blick ..... oder doch .... Nein, dass kann nicht sein ... aber sie hat so was ... NEIN ! Ich kann mich nicht wieder verlieben, mir kann man nicht mehr vertrauen. Wo führt das schon hin? In den Tot, wie vor 8 Jahren!'
Irgendwann, spät in der Nacht fiel Chris dann doch einen traumlosen, aber ruhigen Schlaf.
Am anderen Morgen war sie richtig gut drauf. Zum ersten Mal seit langem, hatte sie keine Alpträume gehabt. ‚Dieser Tag kann nur schön werden!' Sagte sie sich, bevor sie zur Arbeit fuhr.

Heute hatte Chris nur von 10.00- 12.00 Uhr Sprechstunde. So konnte sie bald auf Station 3 gehen. Es zog sie regelrecht zu Kim, sie hatte richtig Sehnsucht, dieses Mädchen wieder zu sehen. Die Ärztin stand nun vor Zimmer dreißig und klopfte an.
"Jaha...."
Chris ging hinein und sah Kims Augen strahlen.
"Guten Morgen Chris."
"Morgen Kim. Wie geht es dir heute?"
Chris kam zu ihr und setzte sich zu Kim aufs Bett.
"Mir geht's gut. Ich hab ja ne gute Ärztin, die mir hilft."
Die Ärztin lächelte. "Lob mich mal nicht so früh."
"Warum nicht? Wenn es doch so ist, oder sehe ich da etwa Selbstkritik?"
"Ach was. - Wie hast du geschlafen?"
Kims Fröhlichkeit schwand, sie senkte den Blick. "Na ja nicht ganz so gut. Ich hatte ein paar leichte Krämpfe und war schweißgebadet. Mir war so heiß und dann habe ich wieder gefroren."
"Das sind Entzugserscheinungen. Warum hast du nicht die Nachtschwester gerufen, Kim?"
"Ich wollte da allein durch. Ich wollte es einfach allein schaffen."
Chris nahm das niedliche Gesicht des Mädchens in beide Hände und lächelte sie an. "Ich bin stolz auf dich, Kim ... unwahrscheinlich stolz! Du hast einen eisernen Willen, den haben nicht viele! Warum nicht schon vor ein paar Wochen?"
"Da hatte ich keinen Grund. Es gab niemanden, für den ich es hätte tun wollen."
"Und jetzt?"
Kim sah verlegen zum Fenster und wechselte schnell das Thema.
"Chris, du bist an der Reihe. Du hast es mir versprochen!"
"Hm? Hab ich - was denn?"
"Du wolltest mir von deiner Vergangenheit erzählen. Ich weiß, das dich was bedrückt und das es dich schon seit Jahren quält."
‚Du bist wirklich hartnäckig, Miss Lewis!' Dachte Chris.
"Mm ... na ja, ich weiß nicht. Ich glaube nicht, das du das wirklich wissen willst. Warum denn ? Es ist schon sehr lange her. Lass die Erinnerung daran einfach ruhen, ... bitte Kim."
Chris hoffte, das die Sache damit für Kim erledigt war, aber dem war nicht so.
"Das ist nicht fair, Chris! Ich habe dir vertraut und habe dir meine Geschichte erzählt. Schenkst du mir denn kein Vertrauen?"
Kim hatte ja recht, aber es war schwer für Chris - es war schwer darüber zu reden.
jahrelang hatte sie versucht, mit der schlimmen Erinnerung allein fertig zu werden, jetzt wollte diese junge Frau ihre Probleme teilen.
Ihre Probleme! ... Kim interessierte sich für IHRE Probleme! Bisher war es immer umgekehrt. Sie, Dr. Carter, war steht's für andere da so gewesen.

"Ok! Du hast recht. Vielleicht ist es an der Zeit, endlich mal los zu lassen. Ich werde es dir erzählen. Aber was hältst du davon, wenn wir beide runter in den Park gehen? Es ist so ein schönes Wetter! Mein Kollege, der Stationsarzt hat keine Einwände. Außerdem habe ich noch eine kleine Überraschung."
"Ich liebe Überraschungen! Bin sofort angezogen."

Kim und Chris schlenderten langsam durch den riesigen Krankenhauspark und die hübsche Ärztin fing an zu erzählen.
"Weist du Kim, es ist schwer darüber zu reden, wenn man Jahre schwieg und versucht hat, alles zu verdrängen...." Ein tiefer Seufzer rang aus Chris' Kehle.
"Es geschah vor 8 Jahren. Sie hieß Cary. - Cary war meine Freundin. Ja Kim, auch ich bin lesbisch! ... Na ja, wie dem auch sei. Cary hatte blondes Haar, wunderschöne grüne Augen und eine beruhigende Art an sich, die mich von harten Arbeitstagen immer wieder aufmunterte. In manchen Dingen seid ihr euch sehr ähnlich, Kim!" - Die kleine Blonde glaubte zu verstehen, was Chris ihr damit sagen wollte.
"Wir haben uns sehr geliebt, jede war immer für die andere da. Bedinglose Liebe, verstehst du? Eines Abends stritten wir uns wegen einer belanglosen Sache. Vor lauter Zorn rannte ich aus der Wohnung und knallte hinter mir die Tür..... -
Ich war so wütend auf Cary, dass ich in ein Lokal fuhr und mich betrank.
Alles was ich wollte, war diese Wut zu besänftigen, aber es gelang mir nicht. Zorn auf mich und auf diesen verdammten Streit machten mich nur noch aggressiver. Immer weiter schütte ich den Alkohol in mich hinein, bis ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Dann...." Chris musste sich sammeln. Zu sehr verabscheute sie ihre eigenen Erinnerungen. Dann sprach sie weiter.
"Ich stieg vollkommen betrunken in das Auto und fuhr los.
Plötzlich, wie aus dem Nichts stand Cary vor dem Auto und ich erfasste sie mit 40 km/h. Das war nicht sehr schnell, aber zu schnell, um in meinem Zustand noch rechtzeitig zu reagieren. Sie prallte auf meine Frontscheibe, rollte über das Autodach und schlug hinter dem Auto auf dem harten Asphalt auf. Ich machte eine Vollbremsung, mein Wagen drehte sich, .... dann kam ich zum stehen.
Es war so still um mich herum, ich glaubte geträumt zu haben. Aber es war die bittere Tatsache...." Chris versuchte, die Tränen zu unterdrücken, doch sie konnte sie nicht aufhalten. Kim legte ihre Hand beruhigend auf den Arm der Ärztin und sie blieben stehen.
"Ruhig Chris, ..... erzähl weiter."
Die Ärztin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sprach weiter.
"....Ich lief so schnell wie es ging zu Cary. Per Handy rief ich meine Kollegen vom Rettungsdienst. Doch diese steckte nach kurzer Zeit in einem Stau fest und verspäteten sich. Cary atmete kaum noch und ich versuchte die ganze Zeit, sie zu reanimieren. Aber als der Rettungswagen endlich kam, war es für Cary zu spät. .... Sie starb in meinen Armen. Ich hatte alles versucht- umsonst! Von einer Sekunde zur anderen war ich total ernüchtert, ha - zumindest glaubte ich das.
Es gab ein polizeiliches Verfahren. Ich hatte noch Glück im Unglück. Da mir Cary ins Auto reingelaufen war, lag die Schuld nicht nur allein bei mir. So sagten es mir jedenfalls die Beamten. Doch wäre ich nicht so vollgedröhnt gewesen, wäre der Unfall bestimmt glimpflicher abgelaufen. Den Führerschein haben sie mir für ein paar Jahre entzogen."
Sie kamen zu einer Bank und setzten sich.
"Kim, ich gebe mir immer noch die Schuld an ihrem Tod. Hätte ich versucht meine Wut zu zügeln und mich nicht so betrunken, wäre Cary noch am Leben. Ich hatte alles verloren. Cary war alles für mich, - ich habe sie geliebt , noch viele Jahre nach ihrem Tot. ----
Seit diesem Unfall, rühre ich keinen Tropfen Alkohol mehr an. Durch meinen Beruf kann ich einiges, - wenn auch sehr wenig, wieder gut machen. Aber die Tatsache bleibt, das ich ein Menschenleben auf dem Gewissen habe."

Kim hatte der Ärztin zugehört, ohne sie zu unterbrechen. Aber die Geschichte Chris' nahm sie doch mit, so das sie sie in die Arme nahm und ganz fest hielt.
So saßen sie eine ganze Weile, bis Chris sich einigermaßen beruhigte.
Schließlich nahm Kim die Hände der schönen schwarzhaarigen in die ihren.
Sie blickte in die für sie schönsten verweinten blauen Augen.
"Chris, dass ist schrecklich, - wirklich. Aber weder du noch Cary habt Schuld. Das Schicksal wollte es so. Wäre der Rettungsdienst eher zur Stellegewesen, hätte Cary wahrscheinlich noch eine Chance gehabt, - wahrscheinlich. Aber wenn und aber bringt dich nicht weiter! Du musst mit der Vergangenheit abschließen, - sie ruhen lassen. Ich habe aus deinen Worten herausgehört, dass du sie trotz dieser Wut noch liebtest und ich denke, dass sie ebenso für dich empfand.
Weist du Chris, ich glaube an ein Leben nach dem Tode. Cary hätte bestimmt nicht gewollt, das du dich so zerfleischst, sondern dass du dir endlich selber verzeihst. Gib dir nicht für alles die Schuld, Chris!"
Chris senkte den Blick und dachte über die Worte der neuen Freundin nach.

Ohne richtig nachzudenken was sie jetzt tat, zog Kim auf einmal die Ärztin zu sich und küsste sie zärtlich.
Für beide war dieser Kuss überraschend, aber sie ließen ihn zu.
Nach einiger Zeit öffneten sie die Augen, sahen sich an und versuchten sich klar zu machen, was gerade passiert war. Kim lächelte Chris an und diese lächelte zurück.
Die Tränen waren versiegt.
"Weist du, genauso hätte Cary versucht, mich auf die Beine zu bringen. Ihr habt wirklich viele Gemeinsamkeiten - und doch seid ihr grundverschieden. Ich glaube, wenn ihr euch begegnet werd, hättet ihr euch gut verstanden. Ich danke dir Kim!"
"Wofür dankst du mir? Ich habe dir doch nur zugehört."
Chris stand auf und zog sie mit sich hoch.
"Genau dafür danke ich dir! Du hast mir zugehört und weißt wie es in mir aussieht.
Du hast Verständnis für meine Lage. ----- Kim?"
"Ja?"
"Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?"
"Seit gestern schon, Chris! Und du?"
Chris antwortete nicht, sondern gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Es war berauschend, als beide die Zunge der anderen spürten. Doch dann zog Kim sich etwas zurück und schaute sich gespielt um. "Frau Doktor! Wir sind hier in der Öffentlichkeit. Schon vergessen?"
"Was kümmert mich die Öffentlichkeit! Ich sage es jedem, der es wissen will:
Kim, ich liebe dich!"
Kim flog der Ärztin um den Hals, sie war glücklich, unsagbar glücklich!
"Ich liebe dich auch, Chris!"
"Wenn man bedenkt, das wir uns erst seit ein paar Tagen kennen." Staunte Chris.
"Alle Achtung! Hätte ich nie für Möglich gehalten, das es so was gibt. ----
Ach Kim, ich denke du liebst Überraschungen? Nun wohl doch nicht mehr? Du hast noch gar nicht gefragt, was es ist!"
"Hab ich nicht vergessen!! Na komm, spann mich nicht auf
die Folter! Apfelkuchen?"
Chris verdrehte die Augen und zeigte ein honigsüßes verschmitztes Lächeln.
"Apfelkuchen, pö....! - Nein! Du arbeitest doch gern mit Menschen zusammen und in einigen Tagen kommst du doch hier raus. Und ..."
"Und?? Chris, mach's nicht so spannend!"
"Ich habe einen Patienten, Mister Simon. Er ist Alkoholkrank und will sich einer Therapie hier im Hospital unterziehen, - die kann sich über viele Wochen hinziehen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Kim, seine Familie braucht dringend Hilfe während er von zu Hause weg ist. Er nimmt diese Therapie nur an, wenn er seine Familie in guten Händen weiß. Na ja Miss Lewis,
ich dachte mir ...."
Chris kam nicht mehr dazu den Satz zu vollenden. Kim hatte sie stürmisch umarmt und wollte sie nicht mehr loslassen.
"Kim, die Leute!!!" witzelte Chris und kitzelte ihre Freundin.
"Darum hast du mich gestern gefragt, ob ich Kinder mag." Staunte Kim. "Oh man, ich bin ja so glücklich, Chris. - Erst DU und dann dieser Job!"
"Na ja, der Job ist nicht von Dauer." Gab Chris zu bedenken. "Nur so lange, wie Mister Simon nicht bei seiner Familie ist. Aber ich denke, bis dahin werden wir schon was finden."
"Es ist ein Anfang! Und das ist schon mehr, als genug Chris."
"Also, dann kann ich Mister Simon Bescheid geben? Ich denke, in zwei Wochen müsste er hier einen Platz bekommen. Bis dahin musst du dich sowieso noch ausruhen."
"Ja Chris, sag ihm, ich freue mich schon sehr."
"Gut! Dann lass uns langsam wieder auf Station gehen, bevor man dich noch vermisst."

***


Kim blieb noch vier Tage im Hospital. Chris besuchte sie jeden Tag, auch wenn sie manchmal nur für eine Stunde kommen konnte.
Der Tag der Entlassung kam und Kim fuhr wieder nach Hause. Körperlich ging es ihr wieder gut, die Wunde war recht gut verheilt. Nur die seelische Verfassung war nicht immer stabil. Das war meistens der Fall, wenn sie Chris sehr vermisste.
Chris wusste von dem Zustand ihrer Freundin und sie machte ihr immer wieder Mut, weiter durchzuhalten. ----
Sie war wieder bei Kim zu Besuch und sie saßen jetzt beide Arm in Arm auf der Couch. Die kleine Blonde sah heute wieder sehr mitgenommen und blass aus, so das sich Chris Sorgen machte.
"Kim, mein Schatz, du musst weiter so stark bleiben. Sieh mal, du hast es schon fast zwei Wochen ohne dieses verdammte Zeug geschafft. Gib nicht auf, bitte!"
Kim sah niedergeschlagen zu ihr auf.
"Manchmal bin ich so stark, da fällt es mir fast leicht, NEIN zu sagen. Dann mal wieder zittern meine Hände, ich werde ganz kribbelig und laufe wie ein gehetztes Tier in der Wohnung hin und her. Die vier Wände werden mir zu eng und ich habe das Gefühl, zu ersticken. Dann laufe ich raus an die Luft. Ich irre durch die Straßen, bis der Druck irgendwann nachlässt. ---- Wie lange noch, Chris? Wann hört das endlich auf?" Kim wirkte sehr verzweifelt.
Chris gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn und streichelte ihr die Wange.
"In ein paar Wochen müsstest du über dem Berg sein. Und ich denke, wenn du erst mal bei der Familie Simon arbeiten kannst, hast du mehr Abwechslung und bist am Tag nicht so allein. Du schaffst es, Kim ... du schaffst es!! Ich glaub an dich und bin immer für dich da. Hörst du? Immer!"
Kim lächelte, aber in ihrem Innern sah es anders aus.
Es waren meistens die Nächte, die ihr so zu schaffen machten. Immer dann, wenn sie allein war, kamen trübsinnige Gedanken und ihr Herz war voller Sehnsucht. Sehnsucht nach ihrer geliebten Ärztin. Einige Male hatte sie schon den Telefonhörer in die Hand genommen und dann doch wieder aufgelegt. Sie wusste, das Chris noch etwas Zeit brauchte, um sich an ihre gemeinsame neue Liebe zu gewöhnen. Schließlich lebte sie acht Jahre allein, - allein ohne Partnerin.
Als Ärztin hatte sie den ganzen Tag zu tun. Außer ihrer täglichen Sprechstunden, wurde sie oft zu einen der vielen Patienten gerufen, der ihre Hilfe dringend benötigte, dann hatte sie oft Bereitschaft und einige Male auch Nachtdienst. Sie war eben Ärztin mit Leib und Seele. Aber dafür hatte Kim vollstes Verständnis. Nur, auf der anderen Seite sehnte sie sich so sehr nach Chris' Körper, sie wollte sie endlich ganz spüren. Bisher hatten sie noch nicht einmal miteinander geschlafen und Kim fragte sich manchmal, ob Chris sich genauso nach ihr sehnte, wie sie es tat. Doch sie wollte ihre Freundin nicht drängen, es sollte von ihr selber kommen.

Chris küsste sie aus den trüben Gedanken. Der Kuss war sehr leidenschaftlich und voller Emotionen. Die Küsse ihrer Freundin waren für Kim das Größte. Chris konnte so unwahrscheinlich zärtlich sein und dann mal wieder wild und zügellos. Doch immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, dann zog sie sich zurück.
Wie auch dieses Mal.
"Kim, Schatz ....., ich muss los!"
"Ich weiß ...... du hast Bereitschaft !"
"Es tut mir leid, ... aber ..."
"Chris, es muss dir nicht leid tun, wirklich nicht. Du bist Ärztin und ich verstehe das! Nur schade, das ich so wenig von dir habe. - Rufst du mich morgen an?" Fragte Kim leise.
"Natürlich mache ich das, das weißt du doch! Wir sehen uns Morgenabend, hm?"
Noch einmal küsste Chris ihre kleine Freundin zärtlich, dann ging sie zur Wohnungstür. "Bis dann, Kim. Tschüß mein Schatz und schlafe gut. Und sollte etwas sein, rufst du sofort an, ok?"
"Ja, mach ich." Kim umarmte ihre Ärztin stürmisch. "Ich liebe dich so, Chris! Verlass mich niemals! Das würde ich nicht verkraften."
"Niemals!! Ich lass dich nie im Stich!"

***

Chris' Bereitschaft war seit einer Stunde vorbei, sie hatte Feierabend.
Sie saß in ihrem Wohnzimmer und dachte über sich und Kim nach. Sie liebte dieses Mädchen wirklich mit jeder Faser ihres Herzens und wünschte, sie hätte sie schon viel eher kennen gelernt. Viel zu gern würde sie mit Kim endlich schlafen. Sie sehnte sich so sehr nach ihrem Körper, ihren Streicheleinheiten ....... Aber sie traute sich einfach noch nicht. 'Ich weiß nicht ... ist es zu früh? Kim hat sich bisher immer zurückgehalten. ... Habe ich ihre Sehnsüchte nicht bemerkt? ..... Meine Güte, acht Jahre sind eine lange Zeit. ... Ich bin doch jetzt nicht verklemmt geworden? Wenn sie mich aber zurückweist! Oder sollte ich doch den Anfang machen?......."
Chris macht sich noch lange nutzlose Gedanken, ob sie, oder ob sie lieber nicht.....
Es war fast 1.00 Uhr, sie wollte gerade zu Bett gehen, als das Telefon schellte.
"Doktor Charter!"
"Chris ....., Chris, kannst du ...., kannst du nicht kommen, Chris?"
"Was ist los, Kim? Hast du Schmerzen? Sag, ... was ist los? Kim, sprich mit mir!!!"
Kim weinte und weinte, sie konnte sich nicht beruhigen, - war total aufgelöst und bekam kein einziges Wort heraus.
Chris bekam große Angst.
"Ich komme sofort, Kim! In Zehn Minuten bin ich da, hörst du? Kim?!!!!!"
"Beeil dich, Chris ... ich brauche dich .....bitte ..."
Chris warf den Hörer auf, zog sich in Windeseile an und fuhr wie eine besessene zu Kim.
Unten an der Haustür klingelte sie Sturm, dann lief sie, zwei Stufen gleichzeitig nehmend, die Treppe hoch. Kims Wohnungstür war nur angelehnt und Chris hastete voller Panik hinein.
"Chris .....". Die Ärztin hörte die leise Stimme aus der Küche kommend. Als sie den Raum betrat, zeriss der Anblick Kims ihr das Herz. Die Freundin saß zitternd im Bademantel auf dem Stuhl, - die Haare wirr im Gesicht hängend und schweißgebadet. Sie weinte bitterlich. Auf dem Boden lag eine Spritze, aufgezogen mit Drogen. Beruhigend stellte Chris auf den ersten Blick fest, das sie noch nicht benutzt wurde. Sie kam also noch nicht zu spät!
Sofort lief die Ärztin zu ihrer Freundin, zog sie sanft vom Stuhl hoch, nahm sie ganz fest in die Arme und sprach leise auf sie ein.
"Schsch ... ganz ruhig, Kim. Schsch ..... ich hab dich!"
Kim weinte und schluchzte nun hemmungslos. "Chris, ... halt mich...... halt mich ganz fest."
"Ich bin ja da, Kim. Ich verlass dich nicht!"
Es vergingen Minuten, bis Kim sich einigermaßen beruhigt hatte. Chris nahm sie an der Hand, führte sie ins Wohnzimmer und setzte sich mit ihr auf die Couch. Sie legte den Arm um Kims Schulter und wartete geduldig, bis diese anfing zu sprechen.
"Chris, ... ich fühlte mich so einsam, als du heute gingst. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Es kamen wieder die Erinnerungen hoch, als ich schon mal allein gelassen wurde - von Sonja damals. Ich wusste, du kommst wieder, aber ich hatte plötzlich solche Angst, du würdest mich doch verlassen und nie wiederkommen......."
"Warum, Kim? Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Warum sollte ich dich denn verlassen?"
Kim sprach ganz leise und kaum hörbar. "Wegen der Drogen ......."
"Kim!! Du weißt, das es nicht so ist und das ich zu dir stehe. Wir stehen das gemeinsam durch. Halt nur noch ein paar Wochen durch, dann hast du das Schlimmste überstanden. -- Vertrau mir, Schatz."
"Ich werde dir immer vertrauen, Chris!"
Kim lächelte nun schon tapfer.
"Chris?"
"Hm?"
"Ich sehne mich so nach deiner Liebe. ..... Ich ... ich möchte mit dir schlafen, Chris! Warum lässt du mich so lange warten?"
Chris sah ihre Freundin mit einer hochgezogenen Braue an, dann sprang sie auf, zog ihre Freundin aus den Polstern und hob sie auf die Arme.
"Chris!!!" rief Kim erstaunt, "Was hast du vor? Was willst du denn machen."
"Das, was ich schon längst hätte machen sollen."
"Was?"
Chris ging mit ihrem leichten Gewicht auf den Armen zur Wohnungstür.
"Ich nehme dich mit zu mir!"
"Ich habe doch kaum was an .... waaaas????? ... Oh, Chris !!!!!!!!!!!!"
"Deine Sachen brauchst du nicht ... nicht heute Nacht! ----- Ich lass dich nicht länger warten!" setzte Chris leise nach.
"Du musst morgen zur Arbeit!"
"Ich habe heute getauscht und habe morgen Spätschicht. Wir haben also viel Zeit!!" sprach Chris vielsagend.
******
Chris stellte das Auto in der Garage ab und ging mit Kim ins Haus.
Kim fröstelte, da sie ja nur mit ihrem Bademantel bekleidet war. Chris nahm sie in die Arme und rubbelte ihr behutsam über den Rücken, damit ihr etwas wärmer wurde. "Was hältst du von einem heißen Bad?"
"Oh ja! Das währe fantastisch."
"Treppe hoch, erste Tür rechts ist das Bad. Du findest alles, was du brauchst. Ich mach uns was heißes zum trinken. .....Äääm,..... einen Grog oder so was kann ich uns allerdings nicht machen, weil ich kei....." - ...Keinen Alkohol im Haus habe ...-, wollte Chris sich entschuldigen.
"Ich möchte gern einen Tee, wenn du den hast. Früchtetee!" unterbrach sie Kim, da sie genau wusste, was Chris ihr sagen wollte.
"Ok!"
Während Kim ein ausgiebiges Bad nahm, bereitete Chris den Tee und zog sich um. Sie schlüpfte in ein längeres T-Shirt. Dann ging sie ins Wohnzimmer und schaltete die Musikanlage ein. Einige Augenblicke später kam Kim zu ihr. Sie trug jetzt einen Bademantel von Chris. Da er etwas zu groß war, schleifte er fast auf den Boden. Sie sah sich staunend im Raum um und setzte sich zu Chris auf das Sofa.
"Du hast ein traumhaftes Haus und hast es sehr geschmackvoll eingerichtet. Es gefällt mir, wirklich!"
"Ich wollte schon immer mein eigenes Haus haben. Es war in den letzten Jahren nur sehr einsam hier, so das es mich manchmal auch erdrückte. Aber glaub mir, man hat schon seinen Spass in diesem Haus. Manchmal funktionieren die verflixten Haushaltsgeräte nicht und du könntest ausrasten."
Chris wollte aber nicht weiter auf das Thema eingehen und lenkte ab. Sie gab Kim die Teetasse. "Trink, so lange er noch heiß ist, Kim!"
"Puh ... eigentlich ist mir nach dem Bad schon warm genug, aber Früchtetee lass ich nicht stehen, den trinke ich gern."
Chris lehnte sich nach einer Weile zurück, legte den Arm um Kim und zog den Kopf sanft an ihre Schulter. Sie zeichnete mit den Fingern kleine Kreise auf Kims Arm und vernahm ein leises schnurren ihrer Freundin.
"Mmmm .... Chris, es ist so schön bei dir."
"Es ist schön MIT dir, Kim!"
Chris drehte Kims Gesicht zu sich empor und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Kim schlang ihre Arme um den Hals Chris' und der Kuss wurde leidenschaftlicher.
Nach kurzer Zeit spürten beide die aufkommenden Hitze ihrer Körper.
Chris unterbrach den Kuss und nahm Kims Hand.
"Komm!" sagte sie nur mit einer rauen Stimme und ging mit Kim ins Schlafzimmer. Hinter sich schloss Chris die Tür und beide standen sich gegenüber und sahen einander verlangend an. Kim übernahm als erste die Initiative, öffnete ihren Bademantel und ließ ihn zu Boden gleiten. Sie stand nun nur noch mit einem Slip vor Chris und diese konnte den Anblick nicht von diesen schönen Körper abwenden. Sie nahm Kims Kopf in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich.
Der Kuss verursachte bei Kim eine leichte Gänsehaut und sie bekam weiche Knie. Da nahm Chris sie auf die Arme und trug sie zum Bett. Dann legte sie sich neben Kim und beide schmusten, kuschelten und genossen einfach die Nähe der anderen.
Doch Chris wollte Kim endlich überall spüren und berühren. Sie küsste ihre Freundin wilder und drang mit der Zunge tiefer in die Mundhöhle.
Kim stöhnte leise auf und ging auf den wilden Tanz Chris' ein.
Als der lange heiße Kuss endete, trennten sie sich und sahen sich an.
"Chris, ich liebe dich so sehr!"
"Ich dich auch mein Schatz!"
Kim sah ihre Freundin voller Sehnsüchte an, doch Chris wollte Sicher gehen.
"Willst du es wirklich, Kim? Willst du es genau so sehr, wie ich?"
"Ich will dich...bitte Chris, schlaf mit mir." Nach diesen Worten nahm Kim Chris' Hand und legte sie auf ihre Brust. Chris streichelte die festen Brüste ganz zärtlich.
Kim stöhnte erneut auf.
Chris wollte sich ihr Shirt ausziehen, doch Kims Worte ließen sie Inne halten.
"Las mich das machen." Sagte sie und zog ihr das Oberteil über den Kopf.
Auch Chris trug nun nur noch ihren Slip. Als sie sich wieder vorbeugte und ihre nackten Oberkörper sich berührten, überkam sie beide ein warmer Schauer und zugleich pure Erregung. Wieder küssten sie sich wild.
"Chris.... ich will dich...." stöhnte Kim zwischen den Küssen. Chris lies sie nicht lange warten und zog nun langsam den Slip Kims und ihren eigenen aus.
Ihre Hände fuhren ganz langsam die Konturen der festen Brüste nach.
Den Weg, den ihre Hände vorgezeichneten, folgte die Zunge Chris'. Als sich ihre Lippen an Kims Bürste hefteten, stöhnten beide laut auf.
Kim fing an, sich unter den Berührungen zu winden.
Mit Zunge und Lippen erforschend, kreiste Chris um die Bürste Kims und fuhr gleichzeitig mit einer Hand die Innenschenkel runter und hoch.
"Chris, quäl mich nicht länger. Bitte....!"
"Wie könnte ich dich quälen. Entspann dich, Schatz." Chris kam empor und küsste Kim, doch nun wanderte die Hand den Innenschenkeln weiter rauf, dem Zentrum entgegen und stimulierte Kim mit dem Finger. Ein spitzer Schrei kam über Kims Lippen. "Ja....!"
"Las dich gehen, Kim. Lass dich einfach fallen."
Auch Chris spürte die zunehmende Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen, hervorgerufen durch das enorme Verlangen, nicht nur das ihrer Freundin.
Ihre Körper bedeckte eine Schweißschicht, die im matten Lampenlicht leicht samten schien. Kim stellte plötzlich ihr Knie leicht auf, damit Chris auch das selbe Gefühl erlebte wie sie gerade. Als Chris das Knie an ihrem überhitzen und stark pochenden Zentrum spürte, flog ihr Kopf in den Nacken und sie stöhnte laut auf. "Kim....!"
Langsam entzog Chris ihren Finger von Kims Zentrum und ersetzte ihn ebenfalls durch ihr Knie. Beide rieben sich aneinander...ihr Atem kam stoßweise - ihre Augen bohrten sich in die des Gegenüber.
"Chris.….!" Chris wusste, was Kim wollte, - was auch sie wollte!
Sie küsste sie erneut und sagte: "Kim, ... ich will dich sehen ... spüren ... hören...und ich will dich schmecken!" Sie setzte sich zwischen die bebenden Schenkel Kims, öffnete sie weit und näherte sich mit den Lippen dem Zentrum.

Was erregte Chris mehr? Sie wusste es nicht. Lag es an der Weiblichkeit Kims... lag es daran, dass sich Kim ihr voll und ganz hingab, oder dass Kim sie genauso liebte und wollte, so wie sie es tat. Chris wusste es wirklich nicht, aber eines wusste sie mit Sicherheit.
Sie liebte diese Frau und würde ihr Leben für sie lassen!!!!

Kims Sinne überluden sich, als sie endlich Chris' Zunge dort spürte, wo sie es am meisten wollte. "...oh mein Gott, ... Chris... !!!!!"
Chris' Finger kam erneut ins Spiel. Sanft fuhr sie über Kims Zentrum, schweifte wieder ab und fing an die Innenschenkel zu massieren. Kim wand sich unter den Berührungen. Wieder und wieder spielte Chris am Zentrum und Eingang der feuchten Öffnung.
Ihre Augen schweiften nach oben und kaum hörbar fragte sie: "Kim...?"
"Tu es...ich will es!"
Das war Antwort genug. Chris drang sanft in sie ein. "Oh...oh...weiter...das ist so schön!" Rief Kim laut voller Lust.
Das laute stöhnen brachte Chris um den Verstand und die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen nahm weiter zu. Sie war gereizt, mehr als gereizt. Wenn sie Kim nicht sofort nehmen würde, würde sie verrückt werden.
Ihre ganzen Empfindungen lies sie an ihre Freundin aus. Mal drang sie tief und fest in sie ein, was Kim mit Lustschreien quittierte. Dann drang sie wieder sanfter und nur weniger ein, was Kim wiederum zum Wimmern brachte.
Chris' Lippen wanderten wieder nach oben, küssten, leckten und saugten an den Brustwarzen. Kim stand kurz vor der Explosion und Chris nahm ihren Finger vollends aus ihr raus um mit einem heftigen Stoß in sie einzudringen.
"Chrriisss!"
Dieser Angriff war für Kim zu viel, sie wand sich in ihren gewaltigen Höhepunkt, doch Chris hielt sie fest.
"Ich hab dich Kim...las dich gehen...! Schrei es heraus, es kann dich niemand hören, außer ich." Kim hielt sich an den starken Schultern Chris' fest.

Doch Chris wollte Kim noch einmal hören, - sie noch einmal verwöhnen. So glitt sie abermals herunter, stieß weiter mit dem Finger in sie, jedoch spielte ihre Zunge gleichzeitig mit der Liebesknospe. Chris nagte und saugte am Zentrum, bis Kim sich erneut verkrampfte und ein weiteres Mal ihren Orgasmus herausschrie. Ihre Fingernägel gruben sich in die Schultern Chris'.
Nach einem kurzen Moment ließ Chris von ihr ab und legte sich neben Kim.
Sie nahm die Decke und deckte sie beide zu. Kim zitterte immer noch von ihren kraftvollen Höhepunkten. Chris blickte sie mit glühender Leidenschaft an. Ihre Hände, hatten sich auf den flachen Bauch der Freundin gelegt und streichelten ihn.
Kim hatte die Augen noch geschlossen. Schade! Dachte sie, ... sie wollte Chris sehen...sie wollte die Frau sehen, die sie dermaßen auf Wolken schweben ließ. Langsam öffnete sie die Augen und blickte in die kristallblauen Seen.
"Chris...das...das war wunderschön."
Diese lächelte leicht. "Für mich war es auch unbeschreiblich."

Chris war der Überzeugung das sich Kim ausruhen wolle, doch dem war nicht so.
Schwungvoll rollte sich Kim nun auf Chris und küsste sie mit der gleichen Intensität, wie Chris es zuvor tat. Der Kuss wehrte lange, - seehr lange, aber insgeheim wollte Chris auch nicht, dass dieser Kuss endete.
Sie wollte für immer mit ihrer Geliebten verschmolzen sein.
Doch Kim wollte sich revanchieren, sie ließ von den vollen Lippen ab und rutsche hinab zum Hals. Chris hätte sich nicht gewundert, wenn sie keinen dunkeln Fleck an dieser Stelle finden würde, aber das war ihr so egal, also lies sie es geschehen.

Chris' klarer Verstand schwand allmählich dahin. Die Lippen Kims und Zunge glitten tiefer und spielten nun mit dem süßen Bauchnabel Chris'.
Jetzt war es der Körper von Chris, der sich unter den Berührungen wand.
Kim ließ vom Bauch ab und wanderte mit ihrer Zunge wieder hinauf. Sie machte bei den festen und wohlgeformten Brüsten halt und kreiste um die harten Brustwarzen. Dann fing sie an zu saugen. Erst zärtlich und langsam, dann fordernder.
Kim ließ ihre Zunge von einer Brust zur anderen wandern und wiederholte die süße Qual.
"Kim...bitte! Nimm mich, ...jetzt!! .....bitte!" Kam es keuchend aus Chris.
Das war auch Kims größter Wunsch!
Während sie Chris erneut wild küsste, glitten ihre Hände weiter nach unten. Ihre Finger strichen sanft über Chris' schwarzes Fließ, was sich perfekt vom Körper abhob. Chris spürte diese Berührung und stöhnte auf, soweit die Küsse ihrer Freundin das zu ließen.
Kim teilte das Fließ und fand schnell das Zentrum. Ein Finger fand jedoch das entgültige Ziel und dieser legte sich jetzt auf das Lustzentrum Chris'.
Langsam begann Kim ihren Finger auf dem Punkt zu kreisen.
Sofort bäumte Chris sich auf.
"Ja,.... du hast mich so süß gequält .... jetzt bist du dran." Hauchte Kim.
Chris wimmerte leise, zu sehr war sie auf Kims Berührungen fixiert. Sie wollte Kim endlich ganz in sich spüren.
Auch ihre Finger krallten sich jetzt tief in die Schultern der Freundin.
"Kim...bitte...lange halte ich...das nicht mehr aus...!" Chris war kaum fähig zu sprechen. Wieder durchfuhr sie ein gewaltiger Schauer. "Kim...Ja...!"
Chris war in totaler Extasse und wollte von Kim mehr, viel mehr!
Sie hob ihr Knie leicht an und berührte somit das Zentrum ihrer Freundin.
Kim warf ihren Kopf zurück und fing an, sich am Knie Chris' zu reiben.
Sie hatte sich zwar kurz zuvor Chris ganz hingegeben, doch der Gedanke, das Chris jeden Moment kam, brachte sie wieder in Extasse und dem erneuten Höhepunkt nahe. Beide atmeten nur noch stoßweise. Kim drang schließlich fest und tief in Chris ein und diese riss die Augen auf und schrie ihre pure Lust heraus. Als sie merkte, dass sie ihren Höhepunkt fast erreichte, nahm sie ihr Knie zurück, an dem Kim sich immer noch kraftvoll rieb und drang ebenfalls sehr tief in die feuchte Höhle der Freundin. Kim wurde immer mehr in Extasse versetzt.
Beide hatten einen gemeinsamen Rhythmus gefunden und sich nur auf einen Gedanken fixiert: Zusammen zu kommen.
Dann war es soweit.
"Chris ...ich...!!!" "Kim...!!!!"
Beide sahen sich voller Emotionen an und kamen gemeinsam zu einem Höhepunkt, dass jede für einen kurzen Moment aufhörte zu Atmen.
Schließlich ließ das irrsinnig schöne Gefühl nach und Kim sank zurück auf ihre Freundin. Chris nahm sie liebevoll in die Arme und streichelte ihr über den Rücken. Plötzlich bemerkte sie, das Tränen ihre Schulter benetzten und nahm Kims Gesicht in beide Hände.
"Hey, ...... was ist denn los Kim? Hab ich dir weh getan?"
"Um Gottes Willen, nein Schatz! Ich bin nur so unwahrscheinlich glücklich. Ich kann's dir gar nicht beschreiben."
"Soll ich dir was verraten, mein Engel? Ich bin es auch, sehr sogar!"
"Chris?"
"Ja!"
"Lass mich nie mehr allein!"
"Niemals!! Ich lass dich auch nicht mehr gehen, Kim. Hörst du? Du bleibst bei mir!"
********
Drei Monate später:
Kim war bereits ganz zu Chris gezogen. Ihre Drogensucht hatte sie überstanden. Dank Chris' fielen ihr die ersten schweren Wochen leichter, bis schließlich die schlimme Sucht bald ganz vergessen war. Sie betreute die Familie Simon zwei Monate lang, so das die Kinder der Simons bald liebevoll ‚Kimi' zu ihr sagten.
Chris hingegen dachte kaum noch an das Ereignis vor 8 Jahren. Und waren die Erinnerungen doch mal wieder präsent, lenkte Kim sie sofort ab und brachte sie auf andere Gedanken.
Eines Abends saßen sie gemeinsam vor dem Fernseher und Kim bemerkte, das Chris nicht bei dem Geschehen auf dem Bildschirm war.
"Chris? An was denkst du?"
Chris schmunzelte und nahm ihre Freundin fester in den Arm. "Mir ist da eine Idee gekommen. Das heißt, eigentlich schon seit ein paar Tagen. Aber je länger ich darüber nachdenke, um so mehr formt sich die Idee zu einer Tatsache - zu einem Traum, den ich mit dir teilen möchte."
"Einen Traum?"
"Ja, Kim. Was hältst du davon, wenn wir ein wenig anbauen und eine gemeinsame Praxis eröffnen? Unsere beiden Berufe passen hervorragend zusammen. Wir könnten uns gegenseitig toll arrangieren. Natürlich nur, wenn du ........"
"Chris!!!! Und das meinst du ehrlich?" Kim war hell auf begeistert.
"Klar mein ich es so, wie ich es sage, Schatz! --- Ach und weißt du, was du langsam mal tun solltest?"
"?"
"Ruf deine Eltern und deine Schwester an und lad sie zu uns ein. Sie würden sich riesig freuen, dich endlich mal wieder zu sehen!"
Kim nahm sofort den Telefonhörer in die Hand. "Und sie würden sich mindestes genauso freuen, dich endlich mal kennen zu lernen!!"
Chris bekam einen roten Kopf. Dann nahm sie Kim den Hörer aus der Hand und legte wieder auf.
"Ich denke, wir können noch ein paar Stündchen mit dem anrufen warten........." Dann näherte sie sich langsam den Lippen Kims .................

ENDE

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