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Das Serienfinale - ... hat Xena einen "besseren" Abgang verdient?

von mono
Dies ist eine subjektive Meinung

Das in der USA im Juni 2001 ausgestrahlte Serienfinale hat in Fankreisen viele Diskussionen nach sich gezogen. Von Anfang an war Xena eine Serie über eine Heldin mit einer dunklen Vergangenheit - und mehr als das: letztendlich eine Ex-Mörderin. Sie hat so viele auf dem Gewissen, dass ihr in den USA in einigen Bundesstaaten der elektrische Stuhl sicher wäre. Xena hat von Anfang an gewusst, das ihre Schuld so groß ist, dass sie nicht einfach gesühnt werden kann. Xena konnte nur versuchen, die Zeit die ihr blieb, zu nützen, möglichst viele gute Taten zu tun.
Für die meisten Fans wurden diese Untaten aber vor allem durch eines wiedergutgemacht: durch die Macht der Liebe. Damit ist natürlich speziell die Liebe zwischen Xena und Gabrielle gemeint, wobei es gar nicht darauf ankommt, ob diese Beziehung lesbischer Natur ist oder eine rein platonische, tief empfundene Herzensfreundschaft. Die Liebe zu Gab eröffnet Xena die Liebe zur Menschheit und zweifelsohne hat Gabrielle die große Veränderung an Xena maßgeblich mitbewirkt.
Robert Tapert hat einmal darauf hingewiesen, dass Gabrielle für die Drehbuchautoren die interessantere Figur war. Das soll nicht heissen, dass Xena eindimensional gewesen wäre, aber sie war unerschütterlicher, ein Fels in der Brandung, der nur unmerklich Veränderungen zeigte, wohingegen Gab einen viel weiteren Entwicklungsweg ging. Die Serie handelt ja nicht nur davon, dass Xena allmählich sensibilisiert wird, sondern auch davon, dass Gab verhärtet wird. Im Laufe der Jahre an Xenas Seite macht sie viele Entwicklungen durch und durchlebt Höhen und Tiefen. Die Schicksalsschläge und Krisen die sie an Xenas Seite erlebt, lassen sie zu einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit reifen, die genau weiß wer sie ist und was sie will. Am Ende der Serie steht sie Xena in nichts mehr nach, vom lästigen Bauernmädchen das von Abenteuern träumt, entwickelte sie sich zur ebenbürtigen Gefährtin der herausragensten Kriegerin der Antike. In dem Fin wurde das noch einmal deutlich unterstrichen. Zuerst als Xena sich entscheidet, das Feuer in der Stadt Higuchi auf Gabs Art zu löschen, dann als sie ihr mit den Worten: "Ich will das du alles weißt, was ich weiß.", den Pinch zeigt und ganz klar in der Schlussszene, als Gab das Chakram fängt und damit unter beweis stellt, dass sie Xena in Strategie, Wissen und Kampfkunst in nichts mehr nachsteht. Gabrielle ist definitiv einer der interessantesten Charaktere, der je im Verlauf einer Serie herausgearbeitet wurde. Auf jeden Fall hat die Beziehung zu Gabrielle und deren Einfluss Xena gewandelt, und viele Empfanden, dass Xena durch diese Liebe geläutert wurde.
Man kann ja auch unzählige Episoden nennen, in denen Xena wie eine Wölfin für Gabrielle gekämpft hat, als sie
im Totenreich der Amazonen war zum Beispiel oder damals im Himmel, als Xena buchstäblich alles hingab, um Gabrielle zu retten. Darum hätten sich viele gewünscht, dass diese Vergebung durch Liebe auch das Endbild der Serie bestimmt. Statt dessen reisst man das Paar auseinander und garniert dies mit ein paar hohlen Phrasen. Da man offenbar das Gefühl hatte, die Zuschauer hätten sich an Xenas Schuld gegenüber diesem und jenem gewöhnt, lastet man ihr noch den Tod von 4o.ooo Seelen auf, um sie so richtig zur Massenmörderin (wenn auch eigentlich wieder Willen) zu machen. Und als Sühne für diese flugs präsentierte neue Superschuld verlangt man ihr Leben. So als könnte nur ihr Opfertod ihr Schuld wiedergutmachen, muss sie nun ihr Leben hingeben, um die Seelen, an denen sie schuldig wurde, den Klauen der Verdammnis zu entreissen. Also bleibt es bei all diesen Anspielungen auf das Neue Testament und dem Jesus-Christus-artigen Eli, der die Liebe predigte, doch bei einem simplen "Auge um Auge - Zahn um Zahn". Leben um Leben... dabei hätte doch alles gestimmt, wurde doch so wunderbar die perfekte Vorlage für ein glückliches Ende geschaffen. Den Himmel hatte Xena nach Staffel 5 ja schon hinter sich und in der Serie wurde mehr mals gesagt, Xena sei nicht mehr der gleich Mensch wie zuvor, alte Feinde wurden zu neuen Freunden, Xena machte im Laufe der 6 Staffeln eine große veränderung durch. Das Wiedergutmachung in ihrem Fall nicht geübt werden konnte, die Sünden nicht gesühnt werden würden, stand von Anfang an fest. Xena würde sich nie selber verzeihen können, jedoch sagte sie in der Folge "Die Iden des März", dass das Schuldgefühl nicht mehr existiere und sie nur Erlösung fände, wenn sie alles schlechte in dieser Welt ausmerze". Es schien als sei sie dadurch genau auf dem richtigen Weg... Die Liebe, die sie statt dem Hass erfüllte veränderte sie durch die sechs Staffeln hinweg fast unmerklich, eine Wandlung, die Gabrielle bereits in der Folge Auf der Suche nach dem Leben feststellte, als sie, nachdem Xenas Geist in ihren Körper gefahren war, feststellt: "for a few moments i known what it was like to be you - it was warm, frendly, loving - i felt protected. the world needs pepel like that - right." (aber in der gleichen Szene versprach Xena auch, ihr nie wieder wegzusterben...) oder in Vergebung, als Xena nicht um Vergebung bittet, sondern dem Sonnenuntergang entgegenschreitet, der sie in sein goldenes Licht hüllt... es sah immer so aus, als sei sie auf dem richtigen Weg und die Vergebung, neben Feundschaft und Liebe das zentrale Thema der Serie, würde das Ziel sein...
Wenigstens hatte Xena genug Zeit auf Erden, um soweit Sühne zu tun, dass sie nicht mehr zur Hölle fahren muss (genaugenommen hat sie die Hölle ja selbst eingerichtet oder zumindest Luzifer zu ihrem Boss gemacht). Nein, Xena darf auf die gute Seite des Jenseits hinüberwechseln - also doch ein Happy-End?

Kehrt Xena wirklich nie mehr zurück oder wird sich dieser so dramatisch zelebrierte Tod am Ende auch wieder nur als Lapalie erweisen? Augenzwinkernd vermerkt Robert Trapert: "Falls es in unserem Universum einen Weg gibt, Xena zurückzuholen, wäre das eine schöne Aufgabe für Hercules, Ares und unsere anderen Helden." Doch das diese Xena auch wieder Lucy Lawless sein wird, scheint deren Ehemann nicht so recht zu glauben. Die Zukunft von Xena, so meint er, sei nun aus ihrer aller Hände genommen - und er fährt fort: "Bestimmt ist da draußen eine Siebenjährige, die eines Tages Xena sein wird, wenn Lucy und Renee nur noch zwei alte herumziehende Barden sind." Vielleicht ist da was wahres dran. Ein möglicher Xena-Film lässt nun auch schon so lange auf sich warten, dass es wohl nicht mehr Lucy Lawless sein wird, die Xena erneut Leben einhaucht..
Xena ist ein Fantasy-Mythos geworden, der auch unabhängig von Lucy Lawless weiterexistieren könnte. Und wer weiß, ob sich nicht Hollywood in zwanzig Jahren bei der Suche nach neuen Stoffen an diese alte Fantasy-Serie erinnern wird - und uns eine neue Xena beschert. Bis dahin aber bleiben uns nur ihre zu Mythen gewordenen Abenteuer. Xena ist zukünftig aus der griechischen Mythologie nicht mehr wegzudenken. Könnte es einen größeren Beweis geben für ihre Unsterblichkeit?
Wie wird im FIN so schön gesagt: "Deine Reise hat dich in die entlegensten Winkel der Erde gebracht..." murmelt Gab, und plötzlich erscheint Xena an ihrer Seite und legt ihr die Hand auf die Schulter und ergänzt: "... und dorthin, wo ich immer bleiben werde - in deinem Herzen." ... in unser aller Herzen ist für Xena und Gabby ein Platz sicher und auch wenn es nie mehr neue Folgen der gemeinsamen Reise von Gabby und Xena geben wird, werden ihre Geschichten im Fandom in vielen Diskussionen lebendig bleiben und in Form von Musikvideos und Fanfictions zu neuem Leben erweckt und weitergeführt...