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1.13 Die Erfüllung eines Traums

Athens City Academy of the Performing Bards

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~ Besetzung ~

Lucy Lawless (Xena)
Renee O'Connor (Gabrielle)
Dean O'Gorman (Orion)
Grahame Moore (Polonius)
Patrick Brunton (Stallonus)
Lori Dungey (Kellos)
Alan De Malmanche (Docenius)
Joseph Manning (Euripides)
Bernard Moody (Betrunkener)
Andrew Thurtell (Twickenham)
David Weatherley (Gastacius)

Stab:
Drehbuch: R.J. Stewart and Steven L. Sears
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Doug Ibold
Regie: Jace Alexander

Erstausstrahlung:
USA 22.01.1996
BRD 26.01.1997

~ Zusammenfassung ~

Gabrielle beschließt, an einem Bardenwettbewerb teilzunehmen, der darüber entscheidet, wer die berühmte Akademie in Athen besuchen darf. Obwohl es Xena sichtlich schwerfällt, Gabrielle ziehen zu lassen, ermutigt sie sie dennoch, ihren Traum wahrzumachen. Die ehrgeizige junge Frau findet schnell ihren Platz unter den aufstrebenden Barden und sichert sich mit ihrem gewinnenden, aufgeweckten Wesen und ihrem erzählerischen Talent schnell den Respekt der anderen jungen Leute und der Jury. Sie freundet sich mit dem jungen Homer an, den sie Orion nennt, da dieser seinen Namen nicht mag. Homer leidet unter seinem herrischen Vater, der seine Vortragskunst ständig kritisiert und sein Selbstvertrauen auf diese Weise ernsthaft untergräbt. Als der junge Mann schließlich entnervt aufgeben will, ist es Gabrielle, die ihn ermutigt, auf seine innere Stimme zu hören und sich nicht beirren zu lassen. Wer den Bardenwettbewerb letztendlich gewinnt, bleibt umstritten, obwohl Homer als einer der Sieger nach Athen gehen wird. Ob Gabrielle gewonnen und abgelehnt hat, kommt nie ganz heraus, ist aber auch nicht weiter wichtig, da sie beschlossen hat, zu Xena zurückzukehren. "Während sie ihre Geschichten erzählen, können wir beide sie erleben", sagt sie. Stimmt.

~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~

Athens City Academy of the Performing Bards - Athens Akademie der darstellenden Barden.

Eine Analogiebildung zur Bezeichnung für Akademien der darstellenden Künste, wie z.B. dem berühmten New York City Lincoln Center for the Performing Arts.

Disclaimer

The producers would like to acknowledge and pay tribute to Stanley Kubrick, Kirk Douglas and all those who were involved with the making of the film classic 'SPARTACUS.' Additional thanks to Steve Reeves.

Die Produzenten möchten Anerkennung und Achtung zollen an Stanley Kubrick, Kirk Douglas und all jene, die an der Herstellung des Filmklassikers "Spartakus" beteiligt waren. Zusätzlicher Dank an Steve Reeves.

In der Clip Episode sieht man Ausschnitte aus Stanley Kubricks "Spartacus (1960)" mit Kirk Douglas, Jean Simmons und Laurence Olivier, der als einer der Höhepunkte des "Sandalenfilms" gilt und 1961 vier Oscars bekam.

Steve Reeves war 1950 Mr. Universum und damit ein Vorläufer von Arnold Schwarzenegger und Lou Ferrigno. Er spielte in zahlreichen italienischen Sandalenfilmen mit und löste zur damaligen Zeit eine enorme Bodybuilding und Fitnesswelle aus. Auch nach seiner Filmkarriere war er noch als Fitnesstrainer tätig. Er verstarb im Alter von 74 Jahren im Mai 2000. Die meisten seiner Filme sind in Vergessenheit geraten, laufen aber ab und zu noch im Fernsehen als "Füllmaterial". Die bekanntesten sind Sergio Leones "Die letzten Tage von Pompeji (1959) sowie seine beiden Herkules Filme "Die Unglaublichen Abenteuer des Herkules (1958)" und "Herkules und die Königin der Amazonen (1959)". Aufgrund ihrer unfreiwilligen Komik haben einige seiner Filme heute noch ein kleine Fangemeinde.

~ Kommentar ~

Clip Show I - Gabrielle über das authentische Erzählen
Die erste Clip Show der Serie und da vielleicht nicht jeder weiß, was dies ist, eine kurze Erläuterung. Eine Clip Show ist eine Serienfolge, die aus Rückblenden der vorangegangenen Episoden besteht, eingebettet in eine einfache Rahmenhandlung. Die Rahmenhandlung ist meistens statisch und auf einen Ort beschränkt. Typische Rahmenhandlungen sind beispielsweise ein Gespräch der Hauptakteure, die sich an vergangene Zeiten erinnern, ein Verhör oder eine Verhandlung in der Vergangenes rekapituliert wird und manchmal auch ein Moderator, der die Charaktere vorstellt. Clip Shows haben verschiedene Gründe. Sie sollten ursprünglich neu hinzugekommenen Zuschauern eine Zusammenfassung bieten, damit diese auf dem neusten Stand sind. Diese Tradition stammt aus Zeiten, als es nur wenige Fernsehprogramme gab und kaum eine Serie wiederholt wurde. Deshalb hatten Clip Shows oft sehr hohe Einschaltquoten. Heutzutage gibt es auf Spartenkanälen Zweit- und Drittverwertungen, Serien sind auf DVDs erhältlich kaum nachdem eine Staffel zu Ende ist und letztendlich kann sich jeder im Internet über seine Lieblingsserie informieren. Deshalb gelten Clip Show heute bei einigen Kritikern als Zeichen mangelnder Kreativität oder als "Verdummung" der Zuschauer und treuen Fans, die mit unnötigen Wiederholungen belästigt werden. Deshalb verzichten einige Serien auf diese Form, wenn sie es sich leisten können. Denn mit einer Clip Show spart man viel Geld. Die Drehzeit für die Rahmenhandlung ist kurz und aufwendige Kampfszenen fallen weg, da die Action in den Clips stattfindet. Hat der Regisseur in früheren Episoden seinen Terminplan überzogen, können die Produzenten das wieder wett machen. Außerdem haben auch Schauspieler einen Urlaubsanspruch. Den kann man entweder erfüllen, indem man eine Episode dreht, in der einer der Hauptdarsteller abwesend ist, oder man macht eben eine Clip Show und alle gönnen sich eine Pause.
Dieses Format hat natürlich schon diverse Parodien nach sich gezogen, wie z.B. in den Simpsons, die eine Satire auf die Clip Shows eben in Form einer Clip Show bringen. Eine Parodie gibt es bei Xena auch, in der Episode X4.22 Karmische Katastrophen mit dem (im Original) bezeichnenden Titel "Déja Vu All Over Again", wobei der Witz wahrscheinlich nicht bei jedem Zuschauer angekommen ist.
Es gibt natürlich Versuche, aus der Not eine Tugend zu machen und sich eine sinnvolle Rahmenhandlung zu überlegen, was den Xena Autoren hier auch gelungen ist. So gut, dass die Episode beliebter ist, als manche "normale" Folge. So sehen wir im staffelübergreifenden Handlungsbogen eine neue Seite von Gabrielles, die zeigt, dass sie sich auch ganz ohne Xena durchschlagen kann. Sie schafft es durch ihren Charme und ihre Erzählkunst am Wettbewerb teilzunehmen und zählt auch zu den Gewinnern. Die ganze Episode ist im Stil der typischen "Casting" Filme gedreht, wie z.B. Fame. Interessanterweise dient der Rahmen dazu, die Serie selbst zu analysieren. Wir sehen die böse und die gute Xena und werden über "Die Moral von der Geschicht" aufgeklärt. Noch tiefgründiger wird die Serie sich später analysieren, in der Episode X4.17 Vorhang auf für Gabrielle!.
In den Mitstudenten von Gabrielle sind unterschiedliche Charaktere und Erzählstile dargestellt. Überflieger Euripides benutzt den akademischen Stil, der aus banalen Handlungen hochgestochene und überdreht gekünstelte Sätze bildet, die keiner versteht. Twickenham kann zuerst durch sein Stottern kaum zusammenhängende Sätze bilden, überwindet im Vortrag aber seine Hemmungen und hält mit den Worten "None of us will be performing unless Gabrielle is allowed to compete." gleich die erste Solidaritätsbekundung. Twickenham ist übrigens ein Stadtteil Londons, aus dem viele Künstler stammen. Der Name Stallonus ist eine Anspielung auf den Schauspieler Sylvester Stallone, der bekanntermaßen in diversen Actionfilmen mitwirkte. Einer der witzigsten Dialogstellen ist seine Antwort auf Gabrielles Frage nach der Moral in seinen Geschichten: "Well-- the moral is-- actually, it's kill all the bad guys. Why-- that's not enough?", womit der Inhalt vieler Stallone Filme ausreichend beschrieben wäre. In den Clips wird er auch mit den schlichten Filmen von Steeve Reeves und Reg Park in Verbindung gebracht. Er kann den Künstlerwettbewerb nicht bestehen und wird laut Gabrielle Olympionike. Zur Ehrenrettung des dermaßen verspotteten Mr. Stallone sei erwähnt, dass er auch ein paar ganz gute Streifen gemacht hat. Orion/Homer ist der Künstler der mit sich selbst um sein Werk ringt. Wie der selige Mozart von seinem Vater getrieben, repräsentiert dieser auch die Selbstzweifel, die an dem Künstler nagen. Dass die Autoren Homers Erzählung am Ende mit Stanley Kubriks berühmten Filmklassiker Spartakus assoziieren, darf man als große Ehrerbietung deuten. Sein Schlusssatz "Gastacius wants to call me the blind bard-- because I close my eyes." ist eine Anspielung auf die in der Antike bekannte Darstellung Homers als blinder Greis. Gabrielles Erzählstil unterscheidet sich von allen anderen, den ihre Geschichten sind nicht erfunden, sonder erlebt. In der ersten Unterrichtsstunde wird auf den Dozenten mit dem passenden Namen Docenius ein vermeintlicher Anschlag verübt, doch der Attentäter war nur ein Schauspieler, die ganze Szene nur inszeniert um einen Stoff für die Erzählkunst der Barden zu liefern. Gabrielle ist entsetzt: "That wasn't an event. That was a manipulation. You see, the real story would be now-- if you were really dead". Dann erzählt sie die "wahre" Geschichte von Talus aus "Death in Chains" und liefert dem philosophieinteressierten Zuschauer ein interessantes Paradoxon. Den Gabrielle ist keine reale Figur, sondern die Schauspielerin Renee O'Connor, die auch nach jedem Filmtod wieder aufsteht und damit den Zuschauer genauso manipuliert wie Docenius. Damit machen die Autoren einen ähnlichen Kunstgriff, wie die Serie X-Factor: Das Unfassbare (Originaltitel: Beyond Belief: Fact Or Fiction?), in der von falschen und angeblich wahre phantastische Geschichten berichtet wird, obwohl allesamt von den Autoren erfunden wurden. Man sollte eben nicht immer alles glauben, was im Fernsehen erzählt wird. Wie sehr uns die Selbstreferenz an der Nase herum führt, sieht man auch daran, dass wir den Eindruck haben Xena spiele in der Episode gar nicht mit, obwohl sie sehr häufig zu sehen ist, nur eben in Rückblenden. Auch am Ende glauben wir, dass Gabrielle das Abenteuer bewusst der Erzählerkarriere vorzieht. Dabei hat sie bei genauerer Betrachtung gar keine andere Wahl, wenn sie nur authentische Geschichten erzählen will. Denn nach ihrer Erzählweise hat ihr Vorrat an selbst erlebten Geschichten gerade bis zum Wettbewerbende gereicht. Dann hat sie, ganz im Sinne einer Clip Show, alle Erlebnisse erzählt und nichts mehr zu berichten. Kein Wunder, dass sie zu ihrer Familie Xena zurückkehrt um neues zu erleben: "I realized that while they're telling adventures, you and I can be living them". Da müssten wir als Zuschauer eigentlich aufstehen, den Fernseher ausmachen und selbst auf Abenteuerreise gehen. Aber ist es wirklich so toll bei jedem Wetter in Wäldern zu übernachten und sich unter Lebensgefahr tagtäglich mit Raufbolden rumzuschlagen? Ist es nicht schöner sich das alles mit einer Chipstüte in der Hand im Fernsehen anzuschauen? Hauptsache wir halten nicht alles für wahr, was uns als authentisch erzählt wird. Seinen Spaß kann man auch mit erfundenen Geschichten haben.

Hätten sie's gewusst? Die Clips in der Reihenfolge...

Die Filme "Hercules and the Captive Women" und "Die unglaublichen Abenteuer des Herkules" kamen auch in der Serie "Mystery Science Theater 3000" vor (Episode X4.12 Es war einmal... Xenarella und X5.02 Chakram). In dieser langjährigen amerikanischen Kultserie (1988-1999), die bei uns völlig unbekannt ist, wird ein Mensch von einem verrückten Wisssenschaftler auf eine einsame Raumstation verbannt. Dort muss er sich zusammen mit zwei kleinen Robotern B-Movies anschauen um den schlechtesten Film aller Zeiten zu finden. In jeder Episode der Serie wird ein B-Movie vorgestellt, bei dem man am unteren Bildrand die Schattenrisse der "Kommenatoren" sieht und parallel zum Originalfilm ihre bissigen Kommentare hört (sog. riffing).
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Xena Macher ihre Inspiration für die Clips aus der Serie "Mystery Science Theater 3000" bekommen haben.

~ Bildkommentar ~

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Wie viele Künstler tritt Gabrielle in kleinen Häusern mit exquisitem Publikum auf. Homer, der gerne Draco heißen möchte, sich dann aber Orion nennt, hat nicht nur mehr Namen, er trägt auch mehr Lippenstift als Gabrielle.
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Homer der Künstler ermuntert Twickenham den Klassentrottel. Überflieger Euripides hat schon eine kleine Fangemeinde versammelt.
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Das Attentat war effektvoll inszeniert und Docenius gibt Entwarnung. Angesicht der Counter-Strike bedrohten Lehrer bewundern wir Docenius Sinn für schwarzen Humor. Und was immer unsere naseweise Gabrielle kritisiert, er gib sich redlich Mühe seinen Kandidaten einen anschaulichen Unterricht zu bieten.
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Homers Vater Polonius möchte, dass sein Sohn einmal genauso reich und erfolgreich wird wie er. Kein Wunder dass die Jungend nie auf ihre Eltern hört. Dass Gabrielle allerdings gleich mit drei Jungs das Zimmer teilt gibt uns dann doch etwas zu denken.
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Athen sucht den Superstar. Gastacius Bohlius ist von Gabrielle begeistert und ausnahmsweise geben wir ihm Recht.
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Stallonus hat einen expressiven Erzählstil und bevorzugt wie einst Reg Park, Geschichten mit kraftvoller, stellenweise aber etwas konfuser Handlung. Trotzdem ist er nicht unsympathisch, denn wer will sich ständig nur durch Homers Epen oder Euripides' Dramen quälen.
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Der "Blinde Dichter" Homer greift zu einem Filmklassiker und der "Ich bin Spartakus" Szene, die schon in der Episode X1.11 vom Schwarzen Wolf zitiert wurde.
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Wie bei amerikanischen Wettbewerben üblich gibt es gleich reihenweise Gewinner. Von Homer wird man noch einiges erzählt bekommen. Gabrielle jedoch sind die Geschichten fürs erste ausgegangen und sie zieht, zum Glück für uns alle, mit Xena weiter.

~ Trivia ~