1.23 Die Maske des Todes
Death Mask

~ Besetzung ~
Lucy Lawless (Xena)Renee O'Connor (Gabrielle)
Joseph Kell (Toris)
Michael Lawrence (Cortese)
William Davis (Malik)
Doug McCaulay (Aescalus)
Elizabeth Skeen (Sera)
Peter Needham (Dorfältester)
Stab:
Drehbuch: Peter Allan Fields
Musik: Joseph LoDuca
Schnitt: Jim Prior
Regie: Stewart Main
Erstausstrahlung:
USA 03.06.96
BRD 27.04.97
~ Zusammenfassung ~
Xena und Gabrielle werden auf ihrer Wanderschaft von einem maskierten Bogenschützen attackiert. Xena erkennt die Maske als die Verkleidung derer, die einst mit der Armee des Kriegsherren Cortese ihr Heimatdorf Amphipolis überfielen. Xena, die damals mit einigen Dörflern eine Truppe zusammenstellte, um ihre Heimat zu verteidigen, verlor bei den Kämpfen ihren geliebten Bruder Lyceus. Für sie war es der Anfang vom Ende: Aus der kleinen Truppe wurde eine Armee, mit deren Hilfe sie Amphipolis schützen wollte, aus der Defensivarmee wurde mit der Zeit eine gefürchtete Horde - der Rest ist Geschichte. Nun sieht sie die Gelegenheit gekommen, sich an Cortese zu rächen. Ihr Bruder Toris hat sich den maskierten Banditen angeschlossen, um under cover an Cortese heranzukommen und ihn zu töten. Die Geschwister, zwischen denen ein heftiges Spannungsverhältnis besteht (Toris macht Xena für den Tod von Lyceus verantwortlich), tun sich zusammen. Sie verfolgen die Spur des Anführers der Banditen bis ins Schloss des Königs - und müssen erkennen, dass dieser König niemand anderes als Cortese selbst ist. Beim abschließenden Kampf, in dessen Folge Cortese als der enttarnt wird, der sein eigenes Land mit blutigen Überfällen überzieht, um die Menschen durch ständige Furcht besser kontrollieren zu können, bekommt Toris Gelegenheit, den verhassten Tyrannen zu töten. Xena, die ihm ins Gewissen geredet und dabei herausgefunden hat, dass Toris vor allem von Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt wird (er floh einst vor Cortese in die Berge, statt sich wie Xena und Lyceus dem Kampf zu stellen), überlässt ihm selber die Entscheidung. Am Ende tötet er Cortese nicht. Seine Schuldgefühle hat er überwunden. Er wird nach Hause zurückkehren.
~ Übersetzung Titel & Disclaimer ~
Death Mask - Totenmaske
Disclaimer
No messenger doves were harmed during the production of this motion picture. However, several are reportedly missing in action and search-and-rescue efforts are under way.
Keine Brieftauben wurden während der Produktion dieses Films verletzt. Berichten zufolge werden einige im Kampf vermisst und Such- und Rettungsmaßnahmen wurden eingeleitet.
~ Kommentar ~
Maskenball
Eigentlich sind eine "Totenmaske" und eine "Maske des Todes" zwei verschiedene Dinge. Das eine ist ein Abbild des Gesichts eines Toten und das andere eine Verkleidung hinter der sich der Tod verbirgt, wie in der bekannten Edgar Allan Poe Geschichte "Die Maske des roten Todes", einer Allegorie auf die Pest. Warum unsere Schurken überhaupt Masken tragen ist nicht so ganz verständlich, da bislang in der Serie kein Räuber sich der Mühe einer Verkleidung bemüßigt gefühlt hat. Steckbriefe gibt es keine, leben tun sie eh in der Savanne und dass die Kerle keine edle Gesinnung in sich tragen, erkennt jeder auch ohne Maske. Der einzige der eine Maske tragen müsste wäre Cortese, weil er ja Regierung und Opposition in sich vereinigt. Der ist aber kurioserweise der einzige, der von einer kurzen Rückblende abgesehen nie eine Maske auf hat. So wirkt das Maskenspiel als eine äußerst umständliche erzählerische Konstruktion, die eine Begründung liefern soll, warum Toris sich dem großen unbekannte Cortese nähern muss indem er in seine Dienste tritt.
Damit wären wir schon bei einem weiteren Schwachpunkt in der Story, denn Xenas Bruder taucht etwas sehr plötzlich auf. War der Auftritt des vermeintlichen Vaters Atrius in X1.20 Starke Bande noch verständlich, schließlich haben die meisten irgendwo einen Vater rumlaufen, ist es kaum nachvollziehbar, dass Xena einen ihre Brüder bislang vergessen hat. Besonders nachdem wir schon ihre ganze Familiengeschichte und einige ihrer Ex-Lover wie Marcus (X1.05 Doppeltes Spiel) oder Petracles (X1.14 Der Schatz der Sumerer) kennengelernt haben, ganz zu schweigen von der gesammelten Sippschaft Gabrielles. Wenig glaubhaft ist auch, dass Xena bislang nie Cortese gesucht hat, nachdem wir in der letzten Folge gesehen haben mit welchem Hass Callisto diejenige gesucht hat, die sie "gemacht hat". Da hätte Xena doch bei Cortese als erstem angefangen. Wenig plausibel auch, warum Toris Jahre benötigt um Cortese zu finden, wo er doch nur zu fragen braucht in welcher Gegend gerade Schurken mit Masken rumlaufen - womit wir wieder bei den rätselhaften Masken sind.
Als Bösewicht macht Malik einen besseren Eindruck als Cortese, manchmal wirkt der schmierige Dschingis Kahn-Verschnitt sogar richtig unangenehm. Cortese selbst ist so ein halbernster Schurke der Woche und erinnert an die frühen Xena Schurken wie Nemos in X1.04 Die Prophezeiung. Allerdings führt er ein sehr asketisches Leben, denn außer einem Schluck Wein gibt es weder Gelage noch Orgien. Auch seine Fallenstellerkunst reicht nicht an die von Sisyphos in X1.09 Ohne Tod kein Leben heran. Seine Bedrohlichkeit nimmt weiter ab, wenn man sieht wie die Dörfler sich zu wehren wissen. Im Gegensatz zu den üblichen Xena Landleuten, denen man erst erklären muss wie man Messer und Gabel hält, scheinen die Leute in Corteses Reich tatkräftiger zu sein. Selbst unsere alleinerziehende Mutter Sera kann kräftig zutreten. Nur mit der Reinlichkeit haben es die Dorfbewohner nicht so, denn bis auf Vorbildmutter Sera sehen alle aus als würden sie im Kohlebergbau unter Tage ihr Geld verdienen. Allerdings müssen wir ihnen anrechnen, dass ihr Dorf nach einer Barackenruine aussieht, die Callisto auf ihren Feldzügen hinterlassen hat.
Interessant ist das eigentliche Thema der Manipulation der öffentlichen Meinung. Cortese inszeniert seine eigenen Überfälle um die Steuern für Kriegsausgaben hoch zu halten. Solche Meinungsmanipulation kennt man üblicherweise nur aus politischen Filmen. Wir erinnern hier an den geniale Wag the Dog (1997), über den Präsidentschaftskandidaten, der sich von Medienprofis einen Krieg inszenieren lässt oder für Fantasyfreunde V wie Vendetta (2005) mit ähnlicher Thematik. Man kann natürlich auch in ein beliebiges Geschichtsbuch schauen, besonders in ein Deutsches zum Ausbruch des 2. Weltkriegs. Das interessante Thema geht aber bedauerlicherweise in der etwas zähen Rachegeschichte um Toris unter.
Etwas müssen wir aber noch zur Ehrenrettung der Episode sagen. Die Maske des Todes hat das Pech, dass sie genau zwischen Die Furie und Der Eid des Hippokrates liegt und damit zwischen zwei der besten Episoden der ersten Staffel und das schraubt natürlich unsere Erwartungen hoch. Die Story wäre auch gar nicht so schlecht, wenn sie früher platziert gewesen wäre. Wäre es zum Beispiel die vierte oder fünfte Episode gewesen, dann hätte die Geschichte mehr Sinn gemacht. Toris wäre nicht ganz so überraschend gekommen und man hätte was über Xenas Wandel erfahren. Und Cortese hätte so ein bisschen in die selbstironischen Schurken der frühen Xena Folgen gepasst. Einige gute Szene gibt es zwar, so die Szene mit dem Brustdolch, oder Gabrielles Pfeilefangen. Insgesamt wirkt das Ganze aber enttäuschend.
~ Bildkommentar ~

Corteses Männer laufen mit eigentümlichen Metallmasken herum. Xena und Gabrielle streiten sich demnächst wer die Pfeile fangen darf. Diesmal hat Gabrielle die Nase bzw. den Stock vorn.

Wir müssen unbedingt betonen, dass sich die Dorfbewohner dieser Episode gut selbst verteidigen können. Selbst die alleinerziehende Mutter haut den Banditen auf den immer passend herumstehenden Obst und Brot Tisch. Die Schutztruppe des Königs hingegen besteht aus einer Handvoll Luschen, die sich Pferdeohren an den Helm kleben - oder hat da etwa der Kameramann nicht aufgepasst?

Das soll Xenas Bruder Toris sein, der aber eher nach einem Bruder von Hercules aussieht. Bislang hat noch nie einer was von ihm gehört, und man wird auch nie wieder was von ihm hören. Da lohnt es sich erst gar nicht ein Gespräch anzufangen. Oder schauen die beiden nur so betrübt, weil Gabby auf ihrem Spieß nur mickrige Schlegel brät, von denen kaum einer satt würde, könnte er sich überwinden das komische Zeugs zu essen.

Das ist Cortese, der angeblich Xena auf den Pfad der Rache geführt hat. Er macht in dieser Episode aber eher den Eindruck man könnte von ihm nur das dumm rumgucken lernen. Malik guckt nicht nur dumm rum, sonder auch dumm in Xenas Ausschnitt rein - und vergisst dabei seine Gefangene auch nach Waffen zu durchsuchen...

... denn Xena holt tief Luft und heraus springt der wohlbekannte Brustdolch, der uns einen der besten Momente dieser Folge beschert.

König Cortese guckt weiter dumm rum, diesmal auf seine Falltür die deutlich zu klein ist. Nun glaubt erst recht keiner mehr, dass wegen so einem Xena zur Kriegerprinzessin wurde.

Subtextfans aufgepasst, denn hier kommt der Cortese Subtext. Nicht nur dass er zu Hause einen quitschbunten Seidenmantel trägt; im Gegensatz zu allen bisherigen Königen lebt er "allein", denn die einzige Frau im Palast ist die Putzfrau. Dafür gibt es vier stramme Kerle mit langen "Lanzen" als "Leibgarde". Also wenn das nicht eindeutig ist.

Entwicklungshelferin Xena erklärt den Dorfbewohnern, dass Wasser nicht nur zum trinken, sondern auch zum waschen geeignet ist. Wahrscheinlich muss man in diesem Königreich seinen Lebensunterhalt unter Tage verdienen. Dort bringt Cortese auch gern seine Gefangenen hin, doch wie wir uns leicht vorstellen können kommt Xena mit Leichtigkeit wieder heraus ohne dabei dreckig zu werden.

Toris will den Grimassen von Cortese ein Ende bereiten. Doch nachdem er letzte Woche Callisto angeschaut hat, weiß er dass dies der falsche Weg ist. Nachdem der König Cortese abgesetzt und der Maskenmann Cortese abgeführt wurde, beschließt Toris heim zu Mama zu ziehen. Xena verabschiedet sich noch herzlich, denn weder sie noch wir werden je wieder was von Toris hören.
~ Trivia ~
- William Davis (Malik) tritt nochmal auf als Kaelus in X4.17 Vorhang auf für Gabrielle! und als Skirner in H3.22 Der Untergang von Atlantis.
- Obwohl in den letzten Episoden Argo als Stute klassifiziert wurde, redet Gabrielle ihn hier wieder mit "ihm" an. So ganz wissen wir immer noch nicht ob Argo Männlein oder Weiblein ist.